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Russisch-ukrainische BeziehungenFamilie auf Distanz

Noch lange nach dem Zerfall der Sowjetunion waren persönliche Bindungen zwischen Russen und Ukrainern eng. Nach 2013 kühlten Beziehungen merklich ab.

Putin lässt sich feiern: Am 18. März läuft in Moskau die Propagandamaschine Foto: Mikhail Klimentyev/SNA/imago

N eulich habe ich aus Spaß gesagt, dass der Krieg eine gute Möglichkeit sei, unliebsame Verwandte loszuwerden. Nein, niemand wünscht ihnen den Tod, und glücklicherweise sterben sie auch nicht durch Kugeln oder Granaten. Es passiert einfach, wenn du in der Ukraine lebst und deine Verwandten in Russland.

Война и мир – дневник

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Es fing damit an, dass man bei vorsichtigen Anrufen feststellten musste, dass man anscheinend unterschiedliches Fernsehen schaut. „Bei uns ist gerade Revolution auf dem Maidan.“ – „Nein, bei euch sind Faschisten“, so begann für viele Ukrainer dieser Prozess im Spätherbst 2013. Und das war noch vor den Ereignissen auf der Krim und dem Krieg im Donbass. Das russische Fernsehen sprach vom „Recht auf Selbstbestimmung der Bewohner des Donbass“ und über die „Rückkehr in den heimatlichen Hafen“. Aus dem Telefonhörer klang das genau so.

„Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“, schrieb Lew Tolstoi. Er dachte dabei natürlich nicht an die russisch-ukrainischen Beziehungen. Aber tatsächlich haben die Geschichten darüber, wie der Krieg Familien auseinanderbringt, ganz unterschiedliche Schattierungen.

Mein verstorbener Vater hatte einen älteren Bruder, der noch zu sowjetischen Zeiten in Moskau landete. Als ich Kind war, fuhren wir manchmal hin, in diese große, reiche Stadt, und mir kam sie vor wie ein Wunder. Alles in Moskau war toll, besonders, wenn man an einem Tag erst im Zoo und später im Zirkus sein konnte.

Roman Huba

stammt aus der Ostukraine und war nach Beginn des Krieges im Donbass 2014 nach Kyjiw gekommen. Am ersten Kriegstag 2022 war er nach Lwiw geflohen, nach 100 Tagen ist er zurück in Kyjiw. Er war Teilnehmer eines Osteuropa-Workshops der taz Panter Stiftung.

Im Jahr 2014 brachen unsere Beziehungen zur Moskauer Verwandtschaft nicht völlig ab, aber sie wurden deutlich distanzierter. 2018 starb mein Vater, und ich wurde zum Bindeglied zwischen den beiden Zweigen unserer Familie. Wie auch in vielen anderen Familien üblich bemühten wir uns, nicht über politische Themen zu sprechen.

Jetzt, nach Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine, geht die Witwe meines Onkels nicht mal mehr ans Telefon. Und einige Tage vor Kriegsbeginn schrieb sie mir auf Social Media in die Kommentare, dass ich Faschist sei. Ich denke, das ist nur eine Geschichte von Hunderttausenden.

Viele meiner Freunde haben Eltern, Großeltern, Brüder und Schwestern in Russland. Im besten Fall beschreiben sie ihre Beziehungen als kompliziert, obwohl es auch Ausnahmen gibt. Der Bruch mit Verwandten aufgrund unterschiedlicher politischer Ansichten ist schmerzhaft. Doch die Praxis zeigt: Er kann reversibel sein.

Aus dem Russischen von Gaby Coldewey

Finanziert wird das Projekt durch die taz Panter Stiftung.

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