Rüstungslieferungen trotz UN-Embargo: Geheime Waffen aus Iran
Immer wieder haben die USA Rüstungslieferungen an die Huthis im Jemen abgefangen. Laut UN-Sicherheitsrat stammten sie offenbar aus Iran.
Es war nicht der erste Vorfall dieser Art. Etwa sieben Monate zuvor war ein Holzboot im Arabischen Meer gestoppt worden. An Bord: tausende Gewehre, produziert in China und Iran. Im Februar 2021 wurden – ebenfalls von der US-Navy – jemenitische Schmuggler beim Umladen von über 3.500 Sturmgewehren erwischt.
Alle Lieferungen stammten mit hoher Wahrscheinlichkeit aus demselben Hafen: Jask in Iran. Dies berichtete am Sonntag das Wall Street Journal unter Berufung auf einen unveröffentlichten Bericht des UN-Sicherheitsrats. Jask ist in den vergangenen Jahren offenbar von einem eher provinziellen Hafen zu einem wichtigen Umschlagszentrum geworden.
Offiziell ist das Liefern von Waffen an die jemenitischen Huthis untersagt, die 2014 weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht und die Regierung aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben haben. Die UN haben 2015 ein Waffenembargo verhängt.
Doch Iran steht schon lange im Verdacht, sich darüber hinwegzusetzen. Das Conflict Armament Research Center wies bereits 2018 nach, dass die Huthis Sprengsätze mit iranischen Bauteilen verwenden. Sowohl Iran als auch die Huthis sind Teil der schiitischen Achse und haben gemeinsame Feinde: Saudi-Arabien, die USA und Israel.
Huthis widersprechen
Die Art der sichergestellten Waffen weist laut UN-Sicherheitsrat darauf hin, dass sie aus derselben Quelle stammen, wahrscheinlich aus den Beständen einer Regierung, berichtet das Wall Street Journal weiter. Der Report bestätigt außerdem, dass im Juni 2021 beschlagnahmte Wärmesichtgeräte in iranisch-chinesischer Partnerschaft hergestellt wurden.
Man könne zwar nicht sicher sagen, für wen die Waffen bestimmt gewesen seien, so der Bericht. Doch die Gegend, in der die Schiffe eines nach dem anderen erwischt wurden, spreche dafür, dass sie an die Huthis geliefert werden sollten. Der Bericht basiert auf der Auswertung von Navigationsdaten sowie auf Interviews mit Besatzungsmitgliedern der festgesetzten Schiffe.
Iran und die Huthis widersprachen dieser Darstellung. Nasr al-Din Amir, stellvertretender Sprecher des von den Huthis kontrollierten jemenitischen Informationsministeriums, sagte dem Wall Street Journal: Häfen und Flughäfen seien geschlossen. Wie also hätten die angeblichen Waffenlieferungen die Gruppe erreichen sollen?
Auch die iranische Regierung gibt sich unwissend: „Iran hat keine Waffen, Munition oder damit zusammenhängende Ausrüstung an den Jemen verkauft, exportiert oder transferiert und damit gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates verstoßen“, schrieb die iranische UN-Delegation dem Wall Street Journal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind