Rücktritt von CSU-Generalsekretär Mayer: So nicht, Herr Söder!
Mit „gesundheitlichen Gründen“ für den Rücktritt des CSU-Generalsekretärs darf sich Söder nicht abfinden. Mayer muss sich den Vorwürfen stellen.
W enn auch nur ansatzweise stimmt, wie CSU-Generalsekretär Stephan Mayer einen Journalisten der Bunten bedroht haben soll, steht völlig außer Frage: Der Mann musste weg, ist als Politiker nicht mehr tragbar. Inwieweit die Berichterstattung der Illustrierten über Mayers Privatleben legitim war oder nicht, ist hierfür völlig irrelevant. Ob Mayer nun genügend Anstand hat, auch sein Bundestagsmandat niederzulegen, wird sich zeigen.
Wenn sich Markus Söder nun – wie in seiner kurzen Pressekonferenz am Mittwochmorgen – mehr über das Schicksal seines Generalsekretärs grämt als über dessen Verhalten, ist das allerdings ein starkes Stück. Mit Mayers Begründung seines Rücktritts, die auch von Söder so weiterverbreitet wird, darf man sich nicht abspeisen lassen.
Gesundheitliche Gründe? Die könnte die CSU allenfalls anführen, wenn sie eine Erklärung für Mayers verbalen Ausraster wären. Natürlich gibt es psychische Störungen, die einen Kontrollverlust erklären, zu einem Teil vielleicht sogar entschuldigen könnten. In diesem Fall müssten sie allerdings genannt werden, gefolgt von einer aufrichtigen Entschuldigung. Mayer müsste ja nicht gleich seine Krankenakte auf den Tisch legen, aber doch plausibel machen, wie es aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung zu dem Verhalten kam.
Andernfalls kann man Mayers Begründung lediglich als leicht durchschaubares Ablenkungsmanöver werten. Wenn Mayer halbwegs bei Sinnen war, während er die Drohungen gegen den Journalisten ausstieß, ist das und nur das der Grund, aus dem er zurücktreten muss – unabhängig davon, wie es ihm gesundheitlich geht und dass ihm natürlich eine baldige und gute Besserung zu wünschen ist.
Was jetzt aber vor allem nötig ist, ist eine eindeutige Distanzierung Söders von seinem Ex-General. Sollten die Worte tatsächlich gefallen sein, dann wären sie unangemessen und nicht Stil der CSU, sagt der CSU-Chef lediglich. Sorry, Markus Söder, aber mit einer so windelweichen Erklärung zur Tagesordnung übergehen, das geht nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden