Rückblick auf Berlin 2018: Mehr Bewegung in der Stadt

„Unteilbar“ war der Höhepunkt. Doch auch die Teilnehmerzahlen anderer Demos für die gute Sache in Berlin steigen.

Hunderttausende kamen zur „Unteilbar“-Demo in Berlin im Oktober 2018 Foto: dpa

Als die Spitze der Demonstration das Ziel der Route in der Straße des 17. Juni erreichte, hatte sich das Ende am Startpunkt Alexanderplatz noch nicht einmal in Bewegung gesetzt. Auf 242.000 Menschen bezifferten die Veranstalter der Unteilbar-Demonstration am 13. Oktober schließlich die Teilnehmerzahl, und das schien kaum übertrieben. Mit einer so hohen Zahl hatten selbst die Organisatoren nicht gerechnet.

Dabei hatte es Anzeichen gegeben, dass diese Demonstration groß werden könnte, sehr groß. Denn 2018 ging plötzlich wieder etwas auf den Straßen Berlins: Mindestens 20.000 Menschen kamen im April zur Mietendemo, Ende Mai verwandelte sich dann die halbe Innenstadt in eine Anti-AfD-Protestzone, die die offizielle Zahl von 25.000 Teilnehmern stark untertrieben erscheinen ließ. Und selbst wenn es auf der Seebrücken-Demonstration Anfang Juli vielleicht etwas weniger waren als die von den Veranstaltern gezählten 12.000 Teilnehmer, war auch hier der Mobilisierungserfolg angesichts eines sehr kurzen zeitlichen Vorlaufs beachtlich.

Das ist bemerkenswert, war Berlin in den letzten Jahren in Sachen Straßenprotest doch eher von einer Flaute geprägt. Die Gründe dafür, warum sich das Blatt jetzt gewendet hat, sind natürlich nicht nur berlinspezifisch: Der Einzug der AfD in den Bundestag, so wenig überraschend er auch war, mag trotzdem bei vielen das Gefühl ausgelöst haben, jetzt wirklich Haltung zeigen zu müssen.

Die Gründe dafür sind natürlich nicht nur berlinspezifisch

Auch ein permanent Empörungs­steilvorlagen liefernder Horst Seehofer als Innenminister ist als Mobilisierungsfaktor nicht zu unterschätzen, ebenso wenig wie sein rechtes Pendant in Italien, Matteo Salvini, der seit Sommer für die dramatische Zuspitzung der Situation auf dem Mittelmeer sorgt.

Trotzdem: Es scheint, als gehöre es für viele Berliner wieder ganz selbstverständlich zum Berlinersein dazu, auch auf der Straße Haltung zu zeigen. Dass Clubkultur und Protestkultur in diesem Jahr auf der Straße zusammenfanden, hat dabei einen großen Anteil. Berlin, Hauptstadt des Feierns und Demonstrierens – das ist nicht der schlechteste Gegenentwurf zur AfD.

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