Rot-Rot-Grün streitet um Rigaer94: Florian Schmidt als Feuerlöscher
Der grüne Stadtrat entschärft einen für die Koalition gefährlichen Konflikt. Innensenator Geisel tut gut daran, das einzugestehen.
I m Streit um die Brandschutzbegehung der Rigaer Straße 94 hat Friedrichshain-Kreuzbergs Stadtrat Florian Schmidt (Grüne) mit seinem eigenmächtig angeordneten Begehung durch die Brandaufsicht des Bezirks Eigentümer und Innensenator düpiert. Vor allem aber hat er dafür gesorgt, eine Eskalation zu vermeiden und dem eigentlichen Anliegen Rechnung zu tragen: Den Brandschutz im Haus zu kontrollieren.
Wenn der rot-rot-grüne Senat nicht auf dem völlig irren Plan besteht, den Brandschutz ein zweites Mal prüfen zu lassen, ist allen Beteiligten damit einiges erspart geblieben. Ein teurer Polizeieinsatz mit hunderten Beamt*innen ist dann ebenso überflüssig wie die bereits angekündigten Verteidigungsaktionen der Bewohner*innen. Im Ergebnis ist das pragmatisch.
Der Brandschutz ist deutlich billiger zu haben, als nach den Plänen von Innensenator Andreas Geisel (SPD) oder der Eigentümerseite. Entgegen allen Unkenrufen, Schmidt habe seine Kompetenzen überschritten, hat das Verwaltungsgericht am Dienstag übrigens auch entschieden: Der Bezirk hatte das Recht eigenmächtig das Haus zu begehen.
Bleibt die Frage, ob Schmidt mit „Linksextremist*innen paktiert“ hat, wie es von Geisels Seite heißt. Womöglich hat er das. Das Ergebnis: Für die Brandschutzsachverständige öffneten sich alle Wohnungstüren, ganz ohne Gewalt.
Um Brandschutz geht es nicht mehr
Es ist nun an Geisel und dem Senat von ihrem Beharren Abstand zu nehmen, den Eigentümern des Hauses unbedingt eine weitere Begehung des Hauses zu ermöglichen. Dass es dabei noch um den Brandschutz gehen würde oder nicht doch um eine Bestrafungsaktion für die widerständigen Bewohner*innen oder gar um die Vorbereitung einer Räumung, ist kaum noch zu argumentieren.
Der Senat darf kein Erfüllungsgehilfe der Eigentümer sein, die sich nichts sehnlicher als eine Räumung des Hauses wünschen. Für Grüne und Linke gibt es sowieso keinen Grund, sich vor den Wahlkampfkarren des Innensenators spannen zu lassen. Die SPD wird an dieser – so kleinen – Frage sicher nicht noch einmal eine Koalition zum Platzen bringen wie einst bei der Räumung der Mainzer Straße 1990.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen