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Rolle Serbiens beim LithiumPutin-Freund rehabilitiert

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

Serbiens Präsidenten Vučić ist es gelungen, aus dem Lithiumvorkommen im Land Kapital zu schlagen. Trotz Putin-Nähe hat er Berlin als Bündnispartner gewonnen.

Wenn es ums Lithium geht, wird auch Putin-Freund Vučić wieder Partner Foto: Michael Kappeler/dpa

L ithium heißt der Stoff, der für die Energiewende in Europa ausschlaggebend wichtig ist. Ein willkommener Anlass für Berlin und Brüssel, unnötigen Ballast in Bezug auf Demokratie und Menschenrechte abzuwerfen? Um an den von der Autoindustrie und den Batterieproduzenten so sehnlichst erwünschten Rohstoff zu kommen, scheint man in den liberalen Demokratien Europas auch bereit zu sein, den autokratischen Positionen des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić entgegenzukommen.

Dem serbischen Präsidenten ist es gelungen, aus dem Lithiumvorkommen in Serbien bestmögliches Kapital zu schlagen. Der wegen seiner Putin-Nähe, seiner repressiven Innenpolitik und seiner nationalistischen Rhetorik scharf kritisierte Staatschef hat es geschafft, die von ihm lange verhöhnte EU und das von ihm oftmals verdammte „feindliche“ Deutschland als Bündnispartner zu gewinnen. Wie jetzt öffentlich wurde, hat er dabei finanzkräftige Unterstützung: Die australische Rio Tinto Company, der größte Lithiumproduzent der Welt, kooperiert schon seit längerem mit Vučićs Serbien, um im Jadar-Tal Lithium abzubauen.

Dahinter stehen strategische Entscheidungen. Vor allem die deutsche Autoindustrie braucht Lithium. Serbien spielt zwar mit China und Russland. Doch Vučić hofft bei einem Lithiumdeal zwar auch auf Investitionen, aber vor allem auf ein europäisches Entgegenkommen in der Bosnien- und Kosovopolitik. Um Serbien zu gefallen, könnten im Gegenzug Grundsatzpositionen der EU zu Menschenrechten und der Geschichtsinterpretation aufgegeben werden. Schon jetzt beginnen EU-Diplomaten, Opfer und Täter auf eine gleiche Stufe zu stellen. Steht der Westen noch hinter der nicht-nationalistischen bosnischen Mehrheits-Gesellschaft und der Souveränität Kosovos?

Vor allem aber die Umweltbewegung in Serbien ist enttäuscht – ganze Landstriche werden wohl mit der Lithiumproduktion verwüstet werden. Vor drei Jahren führten die Proteste zu einer riesigen politischen Bewegung gegen Vučić, dessen Machtgefüge zu wackeln begann. Insbesondere die deutschen Grünen werden wohl einen neuen Grundsatzkonflikt auszutragen haben.

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Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
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11 Kommentare

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  • Niemand spricht bei diesem Verkauf des Landes davon wie gesundheitsschädlich der Abbau für die Einwohner ist. Warum nicht?



    Niemand spricht darüber, dass die Lithium-Technik veraltet, und nicht ökologisch ist, warum?

  • Laut Wikipedia hat Deutschland größere Lithium-Ressourcen als Serbien (Link: de.wikipedia.org/w...ommen_auf_der_Erde ). Da liegt die Lösung doch eigentlich auf der Hand. Aber im deutschen Nimby-Staat geht die Politik, wie auch bei Fracking-LNG oder Atomkraft, wie selbstverständlich davon aus, dass jegliche Rohstoffgewinnung oder Energieerzeugung, die in Deutschland angeblich nicht geht, zu gefährlich ist, die Umwelt belastet etc. etc., im Ausland zu leisten ist, um Deutschland zu versorgen.

  • Ukraine hin oder her: Das größte und bevölkerungsreichste Land in Europa ist Russland. Sugardaddy USA ist alt geworden und auf absehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt. Also sollte man sich umorientieren. Das kapitalistische Regime in den USA als Demokratie zu bezeichnen, ist irreführend. Demokratie wird auch überschätzt. Das Gefasel der Bundesregierung finde ich zynisch, nach dem Motto "wir kämpfen bis zum letzten Ukrainer, wobei wir gleichzeitig Putin und Friends die Kriegskasse füllen, indem wir für Umgehungsmöglichkeiten der Sanktionen gegen Russland durch unsere Firmen sorgen. Wir wollen ja nicht übertreiben mit der Solidarität aber gleichzeitig " unsere Rüstungsindustrie" päppeln und frische Arbeitskräfte für unsere Wirtschaft ins Land holen, ist doch genial! Danke Ampel (aber eine Regierung mit Unionsbeteiligung hätte da nichts anders gemacht)!

    • @Matt Gekachelt:

      Meinen Sie das ernst? Russland hat keinerlei Zukunft, ist in allen Bereichen drittklassig und demographisch tot, Die USA bleiben auf absehbare Zeit Nr.1 sowohl wirtschaftlich, kulturell, wissenschaftlich und technologisch. Kapitalismus und Demokratie haben sich auch schon Nazis und Kommunisten unterschätzt, die Konsequenzen sind bekannt. Ihr vorletzter Satz ist dann einfach nur Verschwörungstheorie. Sie sollten froh sein dass „Deutschland“ zum ersten mal seit Napoleon wieder auf der richtigen Seite der Geschichte steht.

  • Vollständig: Die eigene 18zeilige Lobeshymne. Unvollständig: Andere Li-Vorkommen und deren Abbau. Das wäre allerdings mit Arbeit verbunden und Mann müsste sich weniger einseitig äußern .

  • Der serbische Präsident warnt auch vor den Aktivitäten der Nato.



    Es wäre geplant, dass die Nato in den Krieg eingreift.



    Gibt es Infos dazu?



    War Scholz auch deshalb dort unterwegs?

  • Einmal mehr zeigt sich, dass es sich schlussendlich doch - immer und ausschliesslich - ums Geld dreht. Auch bei Grün und Links zählen dann plötzlich weder Umwelt, Mensch noch Moral.

    • @Micha.Khn:

      Guten Morgen.

      • @FranzFerdinand:

        Moin Franz.

    • @Micha.Khn:

      Die Welt hat sich weitergedreht.

      Deutschland kann sich seine Partner nicht mehr aussuchen.

      Egal unter welcher Regierung.

      Man muss nehmen, wer kommt, wenn man wirtschaftlichabhängig ist..

      Moral muss man sich leisten können.

      • @rero:

        Dann sollte das aber von unserer Regierung klar so kommuniziert und mit dem Lügen aufgehört werden.

        Ich höre da noch immer Worte wie "Werte", "Demokratie verteidigen" und was weiss ich alles. Auf Orban wird herumgehackt, Gelder werden blockiert, aber anderen Dispoten mit gleicher Gesinnung drückt man die Koffer mit dem Geld lächelnd in die Hand...