Ritter Sport vs. Stiftung Warentest: Dem Chef geht's auf die Nüsse

Die Stiftung Warentest hat mit ihrer Abwertung der Vollnuss-Schokolade Ritter Sport fast in den Abgrund getrieben. So sieht's jedenfalls der Schokoladenchef.

Am Abgrund mit Vollnuss. Bild: dpa

WALDENBUCH dpa | Im Streit um das Vanille-Aroma in Ritter-Sport-Schokolade macht Unternehmenschef Alfred Ritter der Stiftung Warentest schwere Vorwürfe. „Das war ein echter Anschlag auf ein über 100-jähriges Familienunternehmen“, sagte Ritter dem Handelsblatt. Die Tester hatten die Vollnuss-Schokolade des Herstellers wegen des Aromenstoffs Piperonal mit mangelhaft bewertet – das Vanille-Aroma sei anders als angegeben nicht natürlichen Ursprungs. Dagegen hatte sich Ritter Sport gerichtlich erfolgreich gewehrt. Der Streit dauert aber an.

Die Warentester wiesen die Kritik des Schoko-Hersteller am Montag zurück. „Von einem Anschlag kann nicht die Rede sein“, sagte eine Sprecherin. Darüber hinaus wollte sie sich jedoch nicht äußern.

Ritter Sport habe durch das negative Testurteil „ganz klar einen Imageschaden“ erlitten, betonte Ritter in der Zeitung. „Und unser Wachstum hat sich vorübergehend abgeflacht.“ Wäre Ritter Sport nicht vor Gericht gezogen, hätte das Unternehmen ihm zufolge dichtmachen müssen.

„Hätte sich die Stiftung Warentest durchgesetzt, wäre das unser Ende gewesen“, sagte er dem Blatt. „Man kann die Aromenverordnung kritisieren. Aber man kann sich nicht gegen ein Unternehmen wenden, das sich voll im Rahmen bewegt.“

Schadensersatzfoderungen denkbar

Die Stiftung Warentest hatte in einem Test behauptet, das von Duftstoffhersteller Symrise gelieferte Vanille-Aroma sei nicht natürlichen Ursprungs und daher auf der Schokolade falsch deklariert. Diese Aussage wurde der Stiftung vom Landgericht München per einstweiliger Verfügung und einem angedrohten Ordnungsgeld von 250.000 Euro untersagt. Die Stiftung will den Rechtsstreit weiterführen und hat Berufung gegen die Entscheidung eingelegt.

Ritter Sport selbst erwägt indes Schadensersatzforderungen gegen die Stiftung. „Was realisierbar ist, ist natürlich das Thema Imagebeeinträchtigung“, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag auf dpa-Anfrage. Denkbar sei es etwa, diese anhand regelmäßiger Reputationsmessungen nachzuweisen.

Einen Zusammenhang zwischen Umsatzeinbußen und dem Testurteil zu beweisen, werde aber eher schwierig. Ritter hatte dem Handelsblatt gesagt, Kunden hätten zunächst sogar Hamsterkäufe getätigt, weil sie fürchteten, es gebe die Schokolade bald nicht mehr. Aus dem Regal genommen habe letztlich zwar niemand die Tafeln, sagte er. „Aber wir haben ganz tief in den Abgrund geschaut.“

Bevor Ritter Sport tatsächlich Forderungen geltend macht, will das Unternehmen nach eigenen Angaben aber den Fortgang der aktuellen Rechtsstreitigkeiten abwarten.

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