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Risikofaktor LkwLinks, links, links!

In Osnabrück sterben immer wieder Radfahrer bei Lkw-Unfällen. Jetzt fordern Radfahr-Aktivisten einen radikalen Neuansatz: ein Rechtsabbiegeverbot für Lkws.

Die „Ghostbikes“ in Osnabrück erinnern an die bei Lkw-Unfällen getöteten RadfahrerInnen Foto: Harff-Peter Schönherr

Osnabrück im Oktober 2017: Eine 71-jährige Radfahrerin wird an der Kreuzung Lengericher Landstraße/An der Blankenburg von einem rechtsabbiegenden LKW getötet. Osnabrück, im Oktober 2016: Eine 59-jährige Radfahrerin wird am Goethering von einem rechtsabbiegenden LKW getötet. Osnabrück, im Oktober 2015: Ein 21-jähriger Radfahrer wird an der Ecke Springmannskamp/Natruper Straße von einem rechtsabbiegenden LKW getötet. Osnabrück, im Oktober 2014: Ein 47-jähriger Radfahrer wird an der Kreuzung Johannistorwall/Kommenderiestraße von einem rechtsabbiegenden LKW getötet. Daniel Doerk, Osnabrücker Radfahr-Aktivist, findet auf seinem Blog „it started with a fight“, der alle Unfälle listet, das richtige Wort dafür: „Eine Tragödie!“

Viel zu lange hat Osnabrück es mit dieser Tragödie gemacht wie ein Theaterbesucher: Man schaut zu und geht danach zur Tagesordnung über. Ein paar Betroffenheitsfloskeln plus die immer gleichen Halbherzigkeiten, was man tun müsste, könnte, sollte – das war's.

Aber jetzt passiert etwas, endlich. Und nicht nur ein paar breitere Radstreifen und getrennte Grünphasen wie an der „Todeskreuzung“ Johannistorwall/Kommenderiestraße, an der mittlerweile schon mehrere weiße „Ghost-Bikes“ stehen, eins für jeden Radfahrer, der hier unter einem LKW gestorben ist. Nein, etwas Radikaleres soll her: ein Rechtsabbiegeverbot für LKWs auf dem „Wall“, also dem Wallring, der die Innenstadt umgibt – und auf dessen westlichem Teil die Bundesstraße B68 verläuft, der viel Güterverkehr folgt.

Stadtbaurat Frank Otte, selbst passionierter Radfahrer, hat den Plan angeschoben. Alle LKW, die von außen auf den Ring stoßen, sollen ihn künftig im Uhrzeigersinn befahren. Die Folge: Wenn ein LKW den Ring wieder verlässt, geht das nur als Linksabbieger, und dabei hat der Fahrer den kreuzenden Verkehr gut im Blick. „Verkehrsleitplanerisch ist das natürlich sehr komplex. Aber die Zustimmung ist allseitig, von der Politik über die Verwaltung bis zum Speditionsgewerbe. Auch rechtlich ist das im Prinzip kein Problem“, sagt Otte.

LKWs durchfahren Osnabrück in hoher Zahl. Viele davon sind reiner Transitverkehr. Wer die B68 ins Navi eingibt, landet unweigerlich mitten in der Stadt. Und da ist es eng. Da fräsen sich dann 40-Tonnen-Sattelzüge aus Polen, Rumänien oder den Niederlanden zentimeternah an Radfahrern vorbei, deren Wege teils nur lenkerbreit sind. „Das ist dann noch ein gesondertes Problem: Wie kriegen wir es in die Navis rein, dass es da eine neue Regelung gibt?“, sagt Otte. „Hinweisschilder am Straßenrand reichen sicher nicht.“ Eine Aufgabe auch für den neuen „Verkehrs-Masterplan“ der Stadt, für den Otte jüngst von Christian Schmidt (CSU), Bundesminister für Verkehr, einen Förderbescheid von rund 185.000 Euro erhielt. Eines der Themen: Wirtschaftsverkehr und City-Logistik.

Wie viele LKWs Osnabrück durchfahren, weiß niemand so genau. Die 25 Freiwilligen der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Osnabrück, die im November eine Stichprobenzählung vornahmen als Reaktion auf den jüngsten Radfahrertod, je zwei Stunden lang, am Morgen und am Abend eines Tages, kamen auf 626 LKWs ab 7,5 Tonnen aufwärts. „Das ist massiv“, sagt Wulf-Siegmar Mierke, Ratsmitglied der UWG. „Rechnen wir das mal auf 24 Stunden hoch!“

Dass Ottes Abbiegeverbot den Stadtentwicklungsausschuss und den Rat passiert, bezweifelt er nicht: „Bis Februar könnte das durch sein. Das hätten wir schon viel früher machen sollen.“ Der LKW-Verkehr sei eine „große Gefahrenquelle“, es herrsche „konsequenter Handlungsbedarf“.

Viel zu lang hat Osnabrück es mit dieser Tragödie gemacht wie ein Theaterbesucher: Man schaut zu und geht zur Tagesordnung über

Die B68, die so viele LKWs in die Stadt zieht, hält Ratsmitglied Mierke ohnehin für überflüssig. Schon 2015 hatte Otte versucht, sie herabstufen zu lassen, war aber an der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr gescheitert: Wolle man sie loswerden, müsse erst der Lückenschluss der Autobahn A33 Nord an die A1 her. Gegen den aber sprechen viele Gründe, nicht zuletzt ökologische.

Ein Rechtsabbiegeverbot also. Zu den Befürwortern gehört der Kreisverband Osnabrück des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). „Einziger Haken: Wie wird das Verbot kontrolliert?“, sagt Tobias Demircioglu vom VCD. Am liebsten würde er den Schwerlast-Durchgangsverkehr ganz aus der Innenstadt verbannen.

Und was ist mit dem Schwerlast-Lieferverkehr? Radfahr-Aktivist Daniel Doerk stellt sich dafür „Umschlagplätze an den Autobahnen vor, die mit großen LKW beliefert werden“. Von dort würden dann kleinere Fahrzeuge ausschwärmen und die Stadt beliefern. „Das wäre eine Aufgabe für die Stadt von Morgen, die aber heute schon angegangen werden muss.“

Das Rechtsabbiegeverbot sieht Doerk zwar als Schritt in die richtige Richtung: „In einem Verkehrssystem, in dem man möglichst wenig an den herrschenden Umständen ändern will, kann es kurzfristig helfen.“ Aber: „Wie so oft wird auch hier eher an den Symptomen gewerkelt, statt das Problem anzugehen.“ Doerk dringt auf eine Neuordnung des städtischen Verkehrs, auf Flächengerechtigkeit zwischen den Verkehrsarten. „Dann würde man breite und geschützte Radwege rund um den Wall anlegen. Und an den Kreuzungen kämen getrennte Ampelschaltungen zum Einsatz.“ Es gebe hilfreiche Ansätze. Aber, so Doerk: „Dass diese Ansätze Veränderungen bedeuten, scheint mir in Osnabrück das größte Problem zu sein. Veränderungen steht man hier sehr skeptisch gegenüber.“

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Osnabrück setzt auf verbesserte Radwegeführung. Anfang 2017 schrieb der Vorstand einen offenen Brief an Wolfgang Griesert, Osnabrücks Oberbürgermeister (CDU). Dort heißt es: Die künftige Radverkehrsplanung „muss gelegentlich auch mal die Gefährder in die Schranken weisen, und nicht nur die Gefährdeten ausbremsen. Schwellen vor kreuzenden Radwegen, die Vorfahrt haben, würden sich viele Radler wünschen“. Das wäre auch ein Beitrag, die Unfälle an Einmündungen und Kreuzungen zu senken. Die Idee des Rechtsabbiegeverbots in Osnabrück ist also nicht konkurrenzlos.

Auch Ulrich Hoefner, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Osnabrück-Emsland des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN), steht dem Rechtsabbiegeverbot „grundsätzlich sehr offen“ gegenüber: „Unser Gewerbe ist da mit in der Verantwortung. Wichtig ist uns nur, dass so etwas gemeinsam mit uns diskutiert wird.“ Ihm geht es um gegenseitiges Verständnis. Und darum, das Bild des Aasgeier-Unternehmers zu relativieren, dem es nur um Umsatz geht: „Immerhin haben wir eine Selbstverpflichtung, nicht durch die Stadt zu fahren, wenn es sich vermeiden lässt. Das wissen viele gar nicht.“

Was Hoefner Radfahrern rät, bis grundsätzlichere Lösungen greifen? „Manchmal lieber erst abwarten und den Lkw abbiegen lassen, auch wenn man eigentlich Vorfahrt hat. Gesetzt, es passiert was, und jemand liegt im Krankenhaus: Was nützt es ihm da, dass er recht hatte?“ Und, nein, über Radfahrer in dunkler Kleidung, die ohne Licht fahren, oder auf der falschen Straßenseite, sagt er lieber nichts.

Für Ottes Abbiegeplan wird jetzt jede Kreuzung des Innenstadtrings einzeln betrachtet. Ein pauschales Verbot wäre, so das Rechtsamt der Stadt, unzulässig, weil „übermäßig“. Betrachtet wird dennoch, was wo zur Gefahrenabwehr getan werden kann. Gibt es Streckenalternativen, und welche Gefahren und Konsequenzen drohen dann dort? Otte: „Vielleicht müssen wir hier und da eine Linksabbiegerspur verlängern. Oder die Ampeln anders schalten. Produzieren wir Staus, würde der Plan nicht akzeptiert.“

Und was, wenn ein Fahrer sich nicht daran hält? Kontrollen, so Otte, seien nicht zu leisten. Er setzt auf „Kooperation“. Und: „Ich fände es schön, das positiv auszudrücken: Linksabbiegegebot statt Rechtsabbiegeverbot.“ Wie auch immer es später heißen wird: Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn, sagt Doerk: „Das Problem wird damit ja nur am Wall angegangen, nicht an den hunderten sonstigen Kreuzungen.“

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40 Kommentare

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  • Sorry, völlig plemplem.

  • Wenn die Prognosen bezüglich des Zuwachses des Güterverkehrs auch nur halbwegs zutreffen sollten, hätte man bereits seit langem mit der konsequenten Verlagerung desselben von der Straße auf die Schiene beginnen müssen.

     

    Angesichts der zu bewältigenden Probleme wirkt das vorgeschlagene Rechtsabbiegeverbot für Lkws genauso, als ob man auf der Titanic nach der Kollision mit dem Eisberg sämtliche an Bord befindliche Kaugummis eingesammelt hätte, um damit die entstandenen Lecks abzudichten.

  • lenkrbreite Radwege dürfte es gar nicht geben. Der einzuhaltende Mindestseitenabstand ist ein Meter. Die Mindestfahrbahnbreite für einen Radweg einmeterfünfzig.

    Es gibt genaue Vorschriften für die Anlage von Radwegen und Radfahrerschutzstreifen.

    Ausserdem sollte sich an jeder Kreuzung ein vor den Autos angelegter Aufstellbereich für RAdfahrer befinnden

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Tolle Idee: Rechtsabbiegeverbot. Wie kommt man dann ans Ziel? Ewig im Kreis? Immer sturr geradeaus? Oder in einer Linksspirale irgendwann rechts ankommen? Tolle Idee! Für die Reduktion des Stadtverkehrs und die Erhöhung der Luftreinheit eher eine Bärendienstidee. Nicht zu Ende gedacht, vermute ich.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      ??? In New York (Manhattan) dürfen Autos generell nur rechts abbiegen. Dann gehts halt einmal um den Block. Null Problemo. Das funktioniert seit ...keine Ahnung... 1920 oder so.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @el presidente:

        NY ist über ein engmaschiges Netz von parallelen Einbahnstrassen in Längs und Querrichtung erschlossen. Da sind die organisch verschachtelt gewachsenen deutschen Städte etwas anders strukturiert. Was dort passt, passt nicht ohne weiteres hier ohne vergrössertes Verkehrschaos. Abgesehen davon möchte ich in Manhattan kein Fahrrad fahren, waren Sie mal dort?

      • @el presidente:

        Wenn man den Blocks hat.

        Also echte Blocks, so wie in der Upper Westside zum Beispiel.

  • Einmal mehr kommt die Frage auf, warum nicht einfach die bewährten Regelungen aus den Niederlanden oder Dänemark in Deutschland Anwendung finden können.

  • Es ist nun mal so, dass Radfahrer weder Kfz-Steuer noch Mineralölsteuer bezahlen. Deshalb werden sie von der Politik schlechter behandelt. Das ist der deutsche Grundsatz "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen". Entsprechend katastrophal ist die bauliche Infrastruktur für Fahrräder in den meisten deutschen Städte. Der Gipfel sind fußbreite, seit 1987 nicht reparierte Radwege mit blauem Gebotsschild. Wer sie nicht benutzt, kriegt ein Knöllchen und noch eins in Tatmehrheit wegen eines halb verdreckten Rückstrahlers. Was die Rechtsabbieger-Problematik betrifft: Ich riskiere die Knolle, boykottiere den Radweg und beanspruche auf der Fahrbahn die ganze Spurbreite. So lande ich nicht neben dem LKW, sondern hinter ihm. Auf das (erlaubte, aber gefährliche) Rechtsvorbeifahren verzichte ich dankend.

    • @Kunz:

      Das trifft es leider nicht. In anderen Staaten wie z.B. Niederlande (u.a. Amsterdam) oder Dänemark (Kopenhagen) mit wesentlich besserer Fahrradinfrastruktur werden Radfahrer_innen auch nicht besteuert. Das hat andere Gründe...

      • @Uranus:

        Ich weiß, dass es in NL und DK besser läuft. Deshalb verweise ich ja ausdrücklich auf den deutschen Grundsatz "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen".

  • Transit - LKW´s ganz raus aus den Städten.

    Wäre auch gut für die Luft der Innenstädte.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "Da fräsen sich dann 40-Tonnen-Sattelzüge aus Polen, Rumänien oder den Niederlanden zentimeternah an Radfahrern vorbei, deren Wege teils nur lenkerbreit sind."

     

    Immer diese bösen Ausländer... die deutschen LKW-Fahrer dagegen sind stets vorbildlich...

  • Hui, wenn ich die Mehrheit der bisherigen Beiträge sehe, fühle ich mich stark in die Kommentarspalte von meiner rechstkonservativen Heimatpostille "Münchner Merkur" versetzt. Da wird über die Radler wie über zu vernichtendes Ungeziefer geschrieben.

  • Ein Rechtsabbiegeverbot würde zu Staus und Benzinverschwendung führen.

     

    Einen LKW vor sich zu haben, der als Linksabbieger versucht, eine Lücke im Gegenverkehr zu finden, ist ein Graus.

     

    In den USA hat UPS seine LKW-Fahrer deshalb angewiesen, nur noch rechts abzubiegen.

     

    Fahrradfahrer sollten einfach hinter einem LKW stehen bleiben, statt sich rechts vorbei zu mogeln.

    • @Maike123:

      Die getöteten Radfahrer, für die die hier im Bild sichtbaren Ghostbikes aufgestellt wurden, haben sich nirgendwoe vorbeigemogelt.

       

      Sie fuhren regelgerecht auf dem Radweg und hatten Vorfahrt (grün).

  • Dass Radfahrer (und Fußgänger) Vorrang vor abbiegenden Fahrzeugen haben, stammt noch aus der Zeit, als diese langsamer waren als Autos und sich also im Blickfeld des Autofahrers bewegten.

    Einem Radfahrer der einen blinkenden LKW vor sich übersieht ist nicht zu helfen.

    Darwin-Award.

    Man sollte dringend die Regeln anpassen. Die Radfahrer lassen sich dann noch immer ungebremst überfahren, aber es steht auf dem Grabstein nicht mehr "Er hatte Vorfahrt"

    • @Werner S:

      "Einem Radfahrer der einen blinkenden LKW vor sich übersieht ist nicht zu helfen."

      Es geht meines Erachtens nicht um LKWs vor einen sondern um die parallel zu Radler_innen fahren.

       

      "Man sollte dringend die Regeln anpassen."

      Das wäre doch mal in Zeiten von Peak-Oil und Klimawandel ein rationales, ökologisches Zeichen! ;)

    • @Werner S:

      Richtig, man sollte die Regeln anpassen. Dringend sogar.

      Osnabrück ist da mit dem Rechtsabbiegeverbot auf dem richtigen Weg.

    • @Werner S:

      Es gibt aber reichlichst Verkehrsführungen, die Radler alternativlos in die toten Winkel von Rechtsabbiegern führen. Die meisten Innenstadtradwege gehören dazu. Man könnte natürlich die Radfahrer per Gesetz zu langsamen Fußgängern machen, die brav an jeder, aber auch jeder Abzweigung stehenbleiben und gucken, bis weit und breit nix mehr kommt. Auto Auto über alles.

      • @Da Hias:

        Wenn irgendeine Stadt auf die Idee kommt, die geradeausfahrenden Autofahrer rechts einzusortieren und die rechtsabbiegenden links, kommt sie auf die Titelseite der Bildzeitung.

         

        Bei Radfahrspuren ist das ein begrüßenswerter radikaler Neuanstatz für Ökologie, Nachhaltigkeit, lebenswerte Städte. etc. etc. etc. und ein Artikel in der taz.

  • Wird nichts helfen. Radfahrer überholen auch links blinkende LKW völlig ungebremst auf der linken Seite. Anschließend schreit man Zeter und Mordio obwohl ihm gerade mit einer Vollbremsung das Leben gerettet wurde.

  • Die sich jetzt hier über das Rechtsabbiegeverbot beömmeln: Habt ihr euch das mal bildlich vorgestellt? Vielleicht mit Hilfe einer Karte? Also ich sehe keine nennenswerten Nachteile, solange entsprechende Maßnahmen wie die Anpassung der Ampelphasen und die Verlängerung bestimmter Abbiegestreifen durchgeführt werden. Was genau ist daran lächerlich oder dumm? Kreisverkehre sind an bestimmten Orten auch viel besser als Ampeln.. Auch da kenne ich Gegner, deren einziges Gegenargument letztlich ihre eigene Unfähigkeit im Lenken ihres Fahrzeugs lag. Nur, die meisten LKW-Fahrer dürften doch links abbiegen können...

    Und zu dem Argument: "Nutzt eure Rechte halt nicht..." wenn ihr nicht sterben wollt... Merkt ihr selber, ne? Das machen doch schon alle.. Aber Vorfahrt hat halt auch, wer in einer bestimmten Situation nicht so gut die Möglichkeit hat, anzuhalten oder den Überblick über alles zu haben. Rechtsabbieger müssen eh auf

  • Solange Radfahrer stur auf ihrer Vorfahrt bestehen, obwohl links von ihnen LKW fahren, wird es noch Hunderte sinnloser Tote geben. Moderne LKW-Fahrerhäuser sind derart unübersichtlich, dass auch der umsichtigste Fahrer mit noch so vielen Außenspiegeln nur schwer eine Chance hat.

     

    Der hier unterbreitete Vorschlag, einfach das Rechtsabbiegen zu verbieten, kommt wohl eher aus dem Bewusstsein einiger Radler, aus lauter Umweltfreundlichkeit über alle anderen Verkehrsteilnehmer erhaben zu sein. Nun sind sie aber nicht die einzigen Straßenbenutzer, und es kann Sonderrechte nicht für sie geben. Wer nur die eigene bescheidene Sicht von seinem Sattel aus gelten lässt, begibt sich leichten Sinnes in Gefahr, und kommt eben darin um.

    • @sepptember:

      Ist es ein Naturgesetz, dass LKW-Führerhäuser so gebaut werden müssen, dass selbst umsichtigste Fahrer nichts mehr sehen können? Eher nicht.

      Man kann das Rechtsabbiegeverbot ja wieder aufheben, sobald die Führerhäuser entsprechend übersichtlich gestaltet sind. Das kann ja nicht so schwer sein.

    • @sepptember:

      Das ist doch Unsinn. Wenn die Fahrer nicht zu faul sind, Ihre entsprechenden Spiegel zu nutzen haben die auch den rückwärtigen Verkehr im Blick. Setzen Sie sich doch einfach mal in einen modernen LKW.

       

      Meist denkt der Rechtsabbieger doch: Der wird schon bremsen, wenn er nicht sterben will, oder wie der Typ der mich fast umgelegt hätte bei der Polizei angegeben hatte: Ich hab den schon gesehen, ich dachte nur ich schaffe das vor dem. Klassischer Egoismus halt.

       

      Ich würde die Fahrer die beim Rechtsabbiegen nicht geschaut/oder trotz sehen den Radler ignoriert und dann einen umgelegt haben für mindestens 10 Jahre einsperren. Wenn sich das rumspricht, werden die Fahrer auch wieder umsichtig schauen. Dann staut es sich halt noch ein wenig mehr in den Städten. Vielleicht dann Rechtsabbiegespuren verlängern.

    • @sepptember:

      Das ist schlicht und ergreifend Stuss.

      Glauben Sie das die Getöteten auf Ihre "Vorfahrt bestanden" haben?

      Das ist wie als würde es sich etablieren dass Radfahrer auf Autofahrer schießen bei groben Verstöße und dann gesagt wird er hätte die Schutzweste zuhause vergessen.

      • @FriedrichH:

        Sie werden entschuldigen, aber ihre Einlassung dürfte schon eher der Kategorie "Stuss" nahekommen.

         

        Ich erlebe hier in Köln mehrmals täglich, dass Radfahrer sich bewusst vor rechtsabbiegende Fahrzeuge schieben, weil sie sich zwar im Recht befinden, aber oftmals nicht bewerten, dass ihnen dieses Vorfahrtsrecht im worst case nichts bringt. Krönung war der sehr flott radelnde Zeitgenosse, der sich vorsätzlich noch vor ein Löschfahrzeug mit Sonderrechten zwängte, und den Beamten höhnisch den Mittelfinger entgegen reckte. Finden Sie das normal?

        • @sepptember:

          Wenn sich der kölner Fahrradfahrer an der Ampel VOR abbiegende Fahrzeuge stellt, dann hat er alles richtig gemacht. Er sorgt dafür, dass er bemerkt wird. So einfach ist das.

        • @sepptember:

          "dass Radfahrer sich bewusst vor rechtsabbiegende Fahrzeuge schieben"

          VOR ist ja auch gut. Wenn bei Rot der Radler die Zeit hat, sich im direkten Sichtfeld des LKW-Fahrers aufzubauen, ist er nämlich, wenn die Herde sich bei Grün wieder in Bewegung setzt, aus dem toten Winkel heraußen. Tödlich ist NEBEN dem Rechtsabbieger.

        • @sepptember:

          Na klar ist was ich schrieb Unsinn ... es war ja auch ein Vergleich zu Ihrem Rechtsverständniss :D

        • @sepptember:

          Gut, dass persönliche Erfahrungen von Einzelnen bei politischen Prozessen nicht berücksichtigt werden, sonst wäre u.a. die Todesstrafe schon längst wieder eingeführt.

          Dass Sie ein Problem mit Radfahrern haben, ist deutlich zu erkennen, was das allerdings mit der Problematik des Artikels zu tun hat, bleibt nebulös.

          In D ist nun aber wirklich alles bis ins Kleinste geregelt, und da kommen Sie ausgerechnet hier, wo es um Tote geht, mit Ihrem hemdsärmeligen "selbst Schuld"?

          • @Wuff:

            Nein, ich habe kein Problem mit Radfahrern, weil ich das Rad selber häufig benutze. Das ist in der Stadt einfach effizienter. Aber ich kenne auch die Perspektive aus 2 ,50 Höhe ohne Chance auf einen Schulterblick, weil die Karosserie das einfach nicht zulässt. Vielleicht sollte mancher Radler das mal probieren. Worum es mir eigentlich geht: Wie wäre es, wenn ALLE Verkehrsteilnehmer ein kleines bisschen mehr Verständnis für den jeweils anderen hätten? Dann bräuchten wir auch nicht immer mehr immer bescheuerterer Regeln. Ich halte Eigenverantwortung durchaus für einen gangbaren Weg, das Leben für alle einfach lebenswerter zu machen. Jede/r Tote ist eine/r zu viel.

            • @sepptember:

              Wie wäre es wenn sich die kfz-Lenker sich mal die Verkehrssituation einprägen: "Ich will in 500m abbiegen.. oh, da vorne fährt ein Radfahrer.. Wenn ich den jetzt überhole könnte ich dem wenn ich rechts abbiege in die Quere kommen.. Vielleicht sollte ich etwas abbremsen um mich etwas zurück fallen zu lassen und den nicht noch überholen? Ich bin in dem zähen Verkehr hier ja auch nicht viel schneller als die Radfahrer.."

              So mache ich das wenn ich mit einem Kastenwagen mit mega totem Winkel durch die Gegend fahre. Manchmal denke ich mir: Du solltest das Ding hier besser gar nicht fahren. Viel zu gefährlich.. Manchmal wünsche ich mir einen Beifahrer der den Verkehr auf der Seite für mich checkt..

              Ich glaube nicht dass ein Radfahrer, der gerade neben einem LKW fährt, weil der ihn überholt denkt: "Mensch, den schnapp ich mir!" Nein, der denkt sich: "SCH.. wo soll ich hin??"

              Muss der Radfahrer nun dem Kfz-Lenker erklären wie umsichtiges Autofahren geht??

              Und ja, auch einige Radfahrer sind Rücksichtslos, aber ich glaube viele werden es erst weil sie sich ium Verkehr nicht Gleichberechtigt sondern Mißachtet fühlen.

              Und alle die hier tönen dass die Radfahrer ja mal besser aufpassen können wenn ein LKW rechts abbiegt, treffen sich bitte mit den Unfallopfern und sagen ihnen das persönlich.

              //http://www.taz.de/!5307057/

            • @sepptember:

              "Aber ich kenne auch die Perspektive aus 2 ,50 Höhe ohne Chance auf einen Schulterblick, weil die Karosserie das einfach nicht zulässt."

              Es gibt doch aber Extraspiegel dafür. Wenn das nicht reicht, sollten digitale Kameras nachgerüstet werden, die LKW-Fahrer_innen den Rückblick ermöglichen.

              Und zu dem sich Vorschlengeln von Radler_innen - so werden sie zumindest nicht übersehen. In Städten mit guter Fahrradinfrastruktur gibt es übrigens an Kreuzungszufahrten einen Streifen zwischen Autos und Fußgänger_innenübergang aussschließlich für Fahrradfahrer_innen. Überhaupt haben deutsche Städte einen großen Aufholbedarf in Bezug auf Fahrradfahr-Infrastruktur. Siehe auch:

              //http://www.copenhagenize.eu/index/01_copenhagen.html

  • Wie wäre es mit einer Art Warnsystem ähnlich der Einparkhilfe?

    • @agerwiese:

      Totwinkelassistenten kenne ich nur von der S-Klasse (bisher), aber das könnte tatsächlich helfen, kleine orangene Leuchte im Rückspiegel, die signalisieren ob der tote Winkel besetzt ist. Aber... wie lange dauert es, bis so eine Vorschrift durchgesetzt werden kann? Auch noch international?

  • Den wenig überdachten Vorschlag sollte man nur ironisch kommentieren: Welch ein toller Ansatz: Einfach das Abbiegen nach rechts zu verbieten. Man sollte noch viel weiter gehen: In Zukunft werden Lasten nicht mehr mit LKW's transportiert, sondern auf Fahrrädern. Die dürfen dann nach rechts abbiegen. Und wenn sie wollen können die Radler sogar ständig rechts herum im Kreise fahren. Noch besser wäre es, die Lasten gleich auf dem Rücken von Trägern zu bewegen. Wir können das von den Kulis in Nepal lernen. (Die Sherpas sind ein Volksstamm und befassen sich fast nicht mehr mit dem Tragen von Lasten. Das überlassen sie den anderen nepalesischen Trägern = Kulis) Die Zahl der Verkehrsopfer würde radikal gesenkt und die Zahl der Schäden an Wirbelsäulen dafür erhöht.

    • @fvaderno:

      "In Zukunft werden Lasten nicht mehr mit LKW's transportiert, sondern auf Fahrrädern."

      Gibt es in Teilen bereits. Angepasste Mengen werden bspw. auf Lastenfahrrädern transportiert. In Berlin z.B. durch das Kurierkollektiv Fahrwerk ;) https://www.fahrwerk-berlin.de/wp/

    • @fvaderno:

      So müssen auch etwa die Kommentare ausgesehen haben als die ersten Ampeln eingeführt wurden.

       

      Die meisten Verkehrsregeln sind lästig und schränken die Freiheit des einzelnen ein. Oft sind sie auch ohne entsprechendes Fachwissen schwer nachvollziehbar. Aber sie dienen fast alle der Verkehrssicherheit oder der Flüssigkeit des Verkehrs.

       

      Auch Abbiegeverbote sind nichts originelles oder anderes.