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Ringtausch-Angebot von David CameronTaurus-Chaos zur Freude Putins

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Was nach einem eleganten Ausweg für Scholz klingt, nutzt weder ihm noch der Ukraine bei der Kriegsführung. Die bräuchte eher Munition und Flugabwehr.

Könnte allein auch nicht die Ukraine retten: der Taurus Foto: Foto: Daniel Löb/dpa

A us diesem Chaos kommt Kanzler Scholz nicht mehr raus. Auch mit Hilfe des britischen Außenministers David Cameron nicht. Dieser reichte ihm nach einem Treffen mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock und via einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung quasi die Hand in Sachen Taurus. Einen bereits viel gerühmten Ringtausch könnte es geben, so Cameron. Deutschland liefert den schlagkräftigen Marschflugkörper an Großbritannien, dieses liefert im Gegenzug ihre Raketen vom Typ Storm Shadow an die Ukraine. Scholz könnte damit bei seiner Haltung bleiben, keine Marschflugkörper direkt an die Ukraine zu senden, um eine von ihm befürchtete Eskalation zu vermeiden.

Was nach einem eleganten Ausweg für den Kanzler klingt – nutzt zum einen der Kriegsführung in der Ukraine nur bedingt. War der Taurus doch ein Argument von Militärexpert:innen, um Versorgungswege der russischen Armee zu zerstören und der schwächelnden ukrainischen Armee wieder Auftrieb zu geben. Zum anderen wird dieser Ringtausch die aufgeregte innenpolitische Debatte nicht beenden. Ganz im Gegenteil. Die Union kündigte bereits an, einen weiteren Taurus-Antrag in den Bundestag einzubringen. Abgeordnete aus den Reihen der Grünen und der FDP sind nicht abgeneigt, zuzustimmen. Der Stress in der Ampel wird also anhalten und Verwerfungen zwischen SPD, FDP und Grünen werden weiter befeuert.

Erneut gerät damit aus dem Blickfeld, was die Ukraine für die Verteidigung tatsächlich braucht, um unmittelbar an den Fronten reagieren zu können: nämlich Munition und Flugabwehr. Die Taurus-Debatte ist nun zum astreinen Ablenkungsmanöver geworden, hat einen enormen außenpolitischen Schaden für Deutschland verursacht und setzt Scholz unter Druck. Dem bleibt letztlich nichts anderes übrig, als entweder direkt an die Ukraine zu liefern.

Oder zu seinem Machtwort zu stehen und den Taurus aus seinen bekannten Gründen zu verweigern. Schlussendlich gibt es nur einen, den das Debakel erfreuen wird: Den russischen Präsidenten Putin.

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Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • wenn ich Scholz so höre und lese, in welcher Offenheit die Defizite in Personal, Ausstattung, Material und Infrastruktur unsere Bundeswehr festgestellt und beschrieben werden, kann ich nichts anderes folgern: Unser einziger Schutz vor Putin war (und ist wohl noch), daß Polen dazwischen liegt. Putin beißt sich doch in den Allerwertesten: warum hab ich die Ukraine überfallen? Hätt ich es bei Deutschland versucht, stünde ich jetzt am seit 23 Monaten am Rhein.

  • Die Ukraine braucht alles, was sie kriegen kann. Der Kanzler bräuchte Überzeugungen und Ehrlichkeit. Putin würde sich mehr freuen wenn der Scholzsche Schlussstrich Bestand hätte.

  • Kommentar offensichtlich von direkten



    Eindrücken von der Front. Schön dass soviele hier in D genau wissen, was



    die verteidigende Ukraine zum jetzigen



    Zeitpunkt braucht und nicht hat.

  • Was Scholz wirklich will? Das wird er wohl selbst nicht wissen.

  • Danke für diese sehr zutreffende Analyse der Lage.