Nachgefragt: „Richtig peinlich“
■ Die Grüne Thea Dückert über die Niederlage der Oldenburger SPD
Dieter Holzapfel ist nicht mehr Bürgermeister von Oldenburg. Bei der Stichwahl am Sonntag hat sich CDU-Kandidat Jürgen Poeschel durchgesetzt – trotz der Schützenhilfe der Grünen für Holzapfel.
taz: Sie haben ihre Wähler aufgerufen, den SPD-Kandidaten zu unterstützen. Wieso hat das nichts genutzt?
Thea Dückert: Für die Niederlage von Holzapfel ist allein die SPD verantwortlich. Holzapfel hat am Sonntag sogar 5.000 Stimmen weniger eingefahren als er im ersten Wahlgang bekommen hat. Es wäre daher falsch, die Schuld für die Niederlage woanders zu suchen. Die Sozialdemokraten haben es einfach nicht verstanden, ihre Leute zu mobilisieren. Die Wahlbeteiligung von nur 39,5 Prozent ist doch richtig peinlich.
Die Grünen-WählerInnen sind offenbar auch lieber ins Kurhaus nach Dangast gefahren als zum Wahllokal.
Wir sind doch kein SPD-Mobilisierungverein. Ohne unsere Unterstützung wäre Holzapfels Ergebnis sicherlich noch viel schlechter gewesen.
Hat der CDU-Kandidat Poeschel von Grünen-WählerInnen profitiert?
Das glaube ich kaum. Da gibt es keine Affinität. Die Kommunalpolitik der CDU ist meilenweit von unseren Vorstellungen entfernt: Die CDU-Fraktion will eine Integrierte Gesamtschule schließen und eine Müllverbrennungsanlage bauen lassen. Poeschel hat aber einen sehr geschickten Wahlkampf gemacht, weil er sich als unabhängiger Kandidat präsentiert hat, der zu strittigen Themen eine eigene Position vertritt, die mit CDU-Politik nichts zu tun hatn.
Hätten Sie ein besseres Ergebnis erzielt als Holzapfel?
Davon bin ich fest überzeugt. Wenn es eine Stichwahl Dückert gegen Poeschel gegeben hätte, wäre die anders ausgegangen.
Was macht Sie da so sicher?
Die Erfahrung bei den Oberbürgermeisterwahlen in Konstanz vom Juni. Damals hat der grüne Kandidat im zweiten Wahlgang gegen den CDU-Konkurrenten gewonnen, die Ausgangsbedingungen waren ähnlich wie in Oldenburg. Daß die Einwohner einen Wechsel wollten, hat das Kommunalwahlergebnis gezeigt: Die Grünen sind mit 18 Prozent gestärkt und dadurch haben wir eine satte rot-grüne Mehrheit im Rat.
Fragen: CC Malzahn, heute: Der Spiegel, Berlin
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