Rettung für die Peute: SPD besinnt sich auf ihr Erbe
Nach Protesten wollen nun auch die Genossen das Industriedenkmal der Arbeiterbewegung erhalten und bringen einen Investor ins Spiel.
HAMBURG taz | Der ehemalige Fabrikkomplex auf der Peute ist offenbar gerettet. Die zuständigen Behörden hatten ihre Abrisspläne der ehemaligen Fabrik- und Lagerhallen der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumvereine (GEG) an die Bedingung geknüpft, dass sich für das Gelände kein Investor findet. Nun gibt es für das von der Bauhütte Bauwohl in den 1920er-Jahren errichtete Baudenkmal der Arbeiterbewegung einen Interessenten. Der Hamburger Investor Manfred Vogler will das Gelände kaufen und es für kleine Handwerksbetriebe und für die Hamburger Museen zur Verfügung stellen, die hier ein Zentrallager einrichten wollen.
Denkmalschützer, die Architektenkammer und Kulturschaffende hatten gegen den im Mai geplanten Abriss des überwiegenden Teils der Gebäude protestiert. Und nun setzt sich auch die SPD für den Erhalt der historischen Gebäude ein.
Die GEG war eine Konsumgenossenschaft, die Arbeiter in der gesamten Weimarer Republik mit günstigen Lebensmitteln und anderen Waren versorgte. Bereits vor einem Jahr hat die Hamburg Port Authority (HPA) zwei Gebäude abgerissen. Dann wurde sie vom Denkmalschutzamt gestoppt, das die Gebäude unter Schutz stellte.
Im September dann vereinbarten Wirtschaftsbehörde, Kulturbehörde und HPA einen Kompromiss. Obwohl das zur Kulturbehörde gehörende Denkmalschutzamt den gesamten Gebäudekomplex als erhaltenswert einstufte, sollten nur zwei der insgesamt 19 Gebäude erhalten bleiben. Die HPA hat den Auftrag, auf dem Gelände Lagerflächen für die Hafenwirtschaft zu schaffen.
Als Präsidiumsmitglied des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz setzt sich Johannes Kahrs (SPD) nun dafür ein, „dass die Anlage, wie sie ist, erhalten bleibt“. Deshalb hat Kahrs – in dessen Wahlkreis der Gebäudekomplex liegt – nun selbst die Initiative ergriffen und mit Investor Vogler Kontakt aufgenommen. „Prinzipiell muss man jetzt gucken, wie man eine vernünftige Regelung findet, die die Kulturbehörde und die Wirtschaftsbehörde einbezieht“, sagt Kahrs. Derzeit werde nach einem Termin gesucht, um möglichst schnell ein Konzept für die Finanzierung und Nutzung zu finden.
Vogler, der unter anderem das alte Gaswerk in Bahrenfeld entwickelt hat, ist an dem Areal schon länger interessiert. „Vor einem Jahr wurde ich vom Denkmalschutzamt angesprochen, ob ich mich für das GEG-Gelände erwärmen könne“, sagt der Investor. Die HPA habe ihm dann aber abgeraten und Vogler habe nicht zwischen die Fronten geraten wollen. Nun sei Kahrs wieder auf ihn zugekommen, weil die Gebäude nun offenbar doch erhalten bleiben sollen.
Die Kulturbehörde und die HPA gehen trotz der aktuellen Entwicklung weiter vom vereinbarten Abrisstermin im Mai aus. „Sollte es tatsächlich jetzt noch ein konkretes Angebot eines Investors geben, würden wir uns natürlich freuen“, sagt der Sprecher der Kulturbehörde, Enno Isermann. Bisher liege seiner Behörde jedoch kein konkretes Angebot vor. Und solange es das nicht gebe, werde das Abrissvorhaben auch vorerst nicht gestoppt.
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