piwik no script img

Relegation zur 2. Fußball-BundesligaBielefeld gibt es nicht mehr

„Es gibt einen Fußballgott“, sagt der Trainer von Darmstadt nach einem dramatischen Finish bei Arminia Bielefeld. Der Drittligist dreht die 1:3-Hinspielniederlage und steigt auf.

Darf nächste Saison nach Chemnitz und Halle fahren, sofern sein Verein die Drittliga-Lizenz bekommt: Fan von Arminia Bielefeld Bild: dpa

BIELEFELD dpa | Dank Elton da Costa steigt Darmstadt 98 nach 21 Jahren wieder in die 2. Bundesliga auf. Erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung gelang dem Brasilianer am Montagabend gegen Arminia Bielefeld er entscheidende Treffer zum 4:2 (3:1, 1:0)- Auswärtserfolg. Damit machten die Hessen das 1:3 aus dem Relegations-Hinspiel drei Tage zuvor wett.

Dominik Stroh-Engel (23. Minute), Hanno Behrens (51.) und Jerome Gondorf (79.) trafen für den Dritten der 3. Liga in der regulären Spielzeit. Felix Burmeister (53.) erzielte das zwischenzeitliche 1:2 für die Arminia, Kacper Przybylko (110.) gelang das 2:3 und ließ die Fans der Ostwestfalen in der Verlängerung schon auf den Klassenverbleib hoffen – vergeblich.

„Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass Darmstadt uns physisch überlegen war“, analysierte Bielefelds Trainer Norbert Meier. „Es gibt einen Fußballgott, der uns belohnt hat für den Aufwand, den wir betrieben haben“, sagte Darmstadts Trainer Dirk Schuster im WDR. „Was die Mannschaft gezeigt hat, macht mich unglaublich stolz.“

Darmstadt war 1993 aus der 2. Liga abgestiegen, bis in die Viertklassigkeit gerutscht und stand in dieser Zeit auch vor der Insolvenz. Während die Hessen nun mit Mehreinnahmen von rund fünf Millionen Euro planen können, brechen für die Bielefelder nach nur einem Jahr Zweitklassigkeit in der 3. Liga wieder schwere Zeiten an. Vor allem der Schuldenberg von 25 Millionen Euro wiegt schwer.

Stroh-Engel eröffnet die Aufholjagd

Schuster hatte vor Spielbeginn erklärt, dass das „Wunder noch möglich ist“. Ensprechend suchten die Gäste von Beginn an ihre Chance und setzten voll auf Angriff. Marco Sailer hatte bereits früh die erste große Möglichkeit (7.). Mit einer Direktabnahme aus 16 Metern nutzte Stroh-Engel die nächste Chance. Der Stürmer war schon in der abgelaufenen Saison der 3. Liga mit 27 Treffern Torschützenkönig geworden.

Bielefeld wirkte wie erstarrt. Bereits nach 17 Minuten musste Christian Müller, Schütze des 1:0 im Hinspiel, angeschlagen raus. Nur beim Torschuss von Philipp Riese war die Arminia in der ersten Halbzeit gefährlich. Die zweite Hälfte begann mit einem weiteren Schock, als Behrens nach einer Ecke per Direktabnahme traf. Danach ging Bielefeld energischer zu Werke und kam durch das Kopfball-Tor von Burmeister zum Anschlusstreffer. Es entwickelte sich in der Folge ein offener Schlagabtausch.

Durch den Treffer von Gondorf aus 16 Metern ging das packende Spiel in die Verlängerung. Dort wurde erst Przybylko zum umjubelten Helden für Bielefeld – bevor da Costa die Gästefans jubeln ließ und die Arminia in tiefe Trauer stürzte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Nicht alles, was man nicht mehr sieht, ist weg!

  • „Bielefeld gibt es nicht mehr“ – Doch, doch, bei prächtigem Wetter gingen die Bielefelder ihren Beschäftigungen nach, die Stimmung in der Stadt war am Morgen etwas melancholisch, aber schon gegen Mittag hatte die ostwestfälische Heiterkeit wieder obsiegt. In der Kita nebenan hörte man die Kleinen singen und im ZiF raschelten die Forscher in Luhmanns Zettelkästen, als wäre nichts geschehen.

    • @Klaus Kosiek:

      ….. und auf der „Alm“, wo gestern Abend noch über 25 00 Zuschauer ein selten spannendes Fußballspiel erlebten, das auch Millionen vor den Fernsehgeräten zu hause verfolgen konnten, wurden bereits heute die ersten Schafe gesichtet. Sie werden hier vermutlich für längere Zeit auf dem saftigen Rasen zum Grasen, völlig ungestört, wohlfühlen können……..

  • Zugegeben, dieses Bild zum Bericht haben beide Mannschaften nicht verdient, weil es eher an eine unerwünschte Demonstration erinnert, statt an einem lange nicht erlebten äußerst spannenden Fußballabend, obwohl sich gerade in den letzten Tagen gleich mehrere prominentere Vereine der Öffentlichkeit präsentieren konnten…..

     

    Dieses Rückspiel war schon allein wegen der Torfolge durch das Ergebnis des ersten Treffens förmlich in jeder Minute spannend. Was sich dabei die Jungs der beiden Vereine an Chancen herausspielten, sieht man nicht aller Tage! Die unaufgeregten Trainer an der Seite taten gut daran, ihre Akteure das umsetzen zu lassen, was sie noch am Ende drauf hatten, ohne selbst trotz der ständig wechselnden Zwischenstände, die gleichzeitig jeweils schon „gefühlte“ Entscheidungen waren, an der Außenlinie den Hampelmann spielen zu wollen!

     

    Es war alles zu sehen, was sich auch ein neutrales Fußballherz am Fernsehgerät zuhause wünscht. Selbst ein klares, nicht gegebenes Handspiel eines Bielefelders im eigenen Strafraum wurde ohne Aufbrausen von den Gästen akzeptiert!

     

    Zwischenzeitlich wartete man nur noch, im Vergleich zum Boxen, auf den vermeintlichen k.o.-Schlag der Darmstädter, den aber die kräftemäßig besonders abbauenden Bielefelder überraschend nach 110 Minuten (!) setzten! War das das Aus? Weit gefehlt. Wie vorher schon, ging es, nun von Krämpfen geplagt, ständig weiter ständig nach vorn, statt nur den Ball in den eigenen Reihen halten zu wollen! Die Belohnung folgte praktisch erst mit dem Schlusspfiff, welch ein Fest für die doch noch überglücklichen Gäste, die mit einem wohltuend zurückhaltenden Trainer, D. Schuster, einen wahren „Fußballgott“ haben, der zusammen mit seinen „Jüngern“ gestern Abend gleichzeitig das Tor für die Fußballgeschichte weit aufschlug……..

  • Was ist das denn für eine niveaulose Bildunterschrift? Es kommt mir nicht wie ein Zufall vor, dass hier zwei ostdeutsche Städte genannt wurden, scheinbar denkt der Autor, dass Ostdeutschland miefige Provinz ist.

    Von der Größe der Stadt ist Bielefeld ja nun wahrlich nicht viel größer als die beiden genannten Städte und Fussballtradition haben diese auch. Da wäre eine Fahrt nach Unterhachingen oder Wiesbaden meiner Meinung nach schlimmer, aber das ist ja nicht im Osten.