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Rekordhitze in KanadaKühlungszentren gegen 49,5 Grad

In British Columbia wurden am Dienstag fast 50 Grad gemessen – die höchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnugen. Mehrere Menschen starben.

Waldbrand in der Nähe eines Sees in British Columbia Foto: reuters

Vancouver dpa | Eine Hitzewelle im Westen Kanadas lässt die Temperaturen auf Rekordwerte steigen. 49,5 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Dienstag in Lytton (Provinz British Columbia) an, teilte die örtliche Wetterbehörde mit. Demnach handelte es sich um die höchste Temperatur in der Geschichte des Landes. Die Werte seien vorläufig und könnten noch aktualisiert werden, hieß es auf der Webseite der zuständigen Behörde. In dem Ort war bereits am Sonntag mit 46,6 Grad der Uralt-Rekord von 45 Grad in Midale (Saskatchewan) aus dem Jahr 1937 übertroffen worden.

Auch in zahlreichen anderen Orten Nordamerikas, unter anderem im Bundesstaat Oregon im Westen der USA, wurden lokale Rekordtemperaturen von weit über 40 Grad gemessen. Für die kommenden Tage sind weiterhin Hitze und anhaltende Trockenheit in weiten Teilen des Landes vorhergesagt, vielerorts steigt die Waldbrandgefahr. Die derzeit im Westen Kanadas registrierten Temperaturen überstiegen teilweise sogar die von deutlich weiter im Süden gelegen Orten wie der US-Wüstenstadt Las Vegas.

Die Hitze habe bereits zu Dutzenden Todesfällen beigetragen, berichten kanadische Medien. Seit Freitag seien in der Provinz British Columbia mehr als 100 plötzliche Todesfälle bei der Polizei gemeldet worden, berichtete der TV-Sender CBC. Extreme Hitze werde in der Mehrzahl der Fälle als Mitursache angesehen. Sie soll auch in den kommenden Tagen andauern.

Allein in der Stadt Burnaby östlich von Vancouver seien in einem Zeitraum von 24 Stunden mehr als 25 Menschen plötzlich gestorben, teilte die Royal Canadian Mounted Police am Dienstag mit. Unter den Toten seien viele ältere Menschen gewesen. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, besonders auf Risikogruppen zu achten. „Es ist unbedingt erforderlich, dass wir uns bei dieser extremen Hitze umeinander kümmern“, sagte Polizeisprecher Mike Kalanj.

Viele Häuser in British Columbia haben keine Klimaanlage, weil die Temperaturen in den Sommermonaten normalerweise viel milder sind. In der Gegend von Vancouver wurden deshalb temporäre Wasserfontänen und Kühlzentren errichtet.

Andauernde Hitze auch in Griechenland

Auch die seit zehn Tagen andauernde Hitzewelle in Griechenland könnte am Donnerstag einen neuen Höhepunkt mit Temperaturen bis zu 44 Grad erreichen. Vielerorts zeigten in den vergangenen Tagen die Thermometer bereits Werte um die 40 Grad an. Betroffen sind vor allem Regionen der Halbinsel Peloponnes im Süden des Landes, wie das griechische Wetteramt am Mittwoch mitteilte. Eine Hitzewelle sucht auch die Mittelmeerinsel Zypern heim. Auch dort lagen die Temperaturen nach Angaben des Wetteramts seit Tagen um die 40 Grad.

Auch nachts herrschen hohe Temperaturen um die 30 Grad. Dies sei sehr gefährlich, weil der Körper sich nicht von der Hitze des Tages erholen könne, wurden Ärzte wiederholt in griechischen Medien zitiert. Mediziner und Meteorologen warnten vor unnötiger Bewegung und Arbeit im Freien. Dies gelte besonders für ältere Menschen und Kinder. Zudem sollen die Menschen weite und helle Baumwollkleidung tragen, viel Wasser trinken und keinen Alkohol oder zuckerhaltige Getränke.

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7 Kommentare

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  • ich bin schockiert.

  • > 49,5 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Dienstag in Lytton (Provinz British Columbia) an, teilte die örtliche Wetterbehörde mit.

    Übrigens sind länger dauernde Temperaturen von über 50° C nicht kompatibel mit dem Metabolismus von Menschen oder den meisten Tieren. Das liegt daran, dass unsere Körper ständig geringe Mengen Wärme produzieren, um zu funktionieren, indem sie chemische Energie umsetzen. Diesen Grundumsatz an Wärmeenergie müssen wir los werden. Dies geschieht z.B. effektiv durch Schwitzen, denn die Verdunstung von Schweiß entzieht dem Körper Wärme.

    Aber: Sobald die Taupunkttemperatur der Luft die Körpertemperatur überschreitet, funktioniert dieser Prozess der Verdunstungskühlung nicht mehr, er kehrt sich sogar um, indem die Luftfeuchtigkeit an der kühlen Hautoberfläche kondensiert.



    (Entscheidend ist hier die Taupunkttemperatur, die noch von der Luftfeuchtigkeit abhängt.)

    Der Rettungsversuch des Organismus, die Wärme durch verstärkte Zirkulation auszugleichen, führt in der Regel zum Zusammenbruch des Kreislaufs. Dieser ist aber mehr Symptom als Ursache, denn alternativ würden unsere Proteine, Gewebe und wir mit mehr oder weniger gekocht wie ein rohes Ei.

    Die etwa 50°C sind in dem Sinn eine absolute physikalische Grenze. Und das betrifft praktisch alle höheren Tiere, aber auch z.B. Insekten mindestens genau so wie Menschen.

    In dem Sinn kann die Konsequenz eines ungebremsten Klimawandels durchaus ein Planet ohne höhere Tierarten, und mit umgekippten, sauerstoffarmen Ozeanen aufgrund weiterer Kettenreaktionen sein.

    • @jox:

      "49,5 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Dienstag in Lytton (Provinz British Columbia) an, teilte die örtliche Wetterbehörde mit."

      Lytton gibt es jetzt nicht mehr, das Dorf ist komplett niedergebrannt.

  • Es ist atemberaubend und bestürzend, mit welchem Tempo und mit welcher Akkuratheit die Warnungen der Klimaforschr Realität werden. Das ist wie ein schlechter Film. Dazu kommt, dass die Wissenschaftler früher vielfach allzu dramatisch klingende Prognosen und Modell entschärft haben, aus Angst als "zu alarmistisch" herüber zu kommen. In der Praxis überholt die Realität die mittleren Prognosen.

    Aber vielleicht haben solch katastrophalen Entwicklungen doch noch irgendwie ihr Gutes: Noch können wir handeln und das Schlimmste verhindern.

    Genau betrachtet, wird es übrigens nie zu spät zum handeln sein, weil auch die destruktiven Folgen der Erderhitzung nichtlinear ansteigen - genauso wie wenn ein Auto, das zu schnell fährt, schleudert und in eine Gruppe Schulkinder hineinfährt, ist es nie zu spät auf die Bremse zu treten, denn das Verletzungs- und Tötungsrisiko steigt dramatisch mit höherer Geschwindigkeit der Kollision, und so ist es auch bei der Kollision der Menschheit mit den beschränkten Ressourcen der Erde.

    Es ist auch nicht mehr so, dass wir die Kontrolle haben. Aber Kontrolle ist nicht entscheidend - auch ein Feuerwehrmann, der Menschen aus einem brennendem Haus rettet, hat keine Kontrolle, aber doch Möglichkeiten einen sehr wesentlichen Einfluss zu nehmen. Diese Einflussmöglichkeit ist genau das, was die letzte Welle der Industriepropaganda gezielt bestreitet. "Geht sterben!" ist die Botschaft hier.

    Deswegen, je schneller wir kollektiv handeln und aus der durch Desinformation und Vertuschung mit verursachten Lähmung heraus kommen, desto mehr Einfluss haben wir auf das was noch passiert.

    Braucht es dafür noch mehr solche Katastrophen wie in Washington und Britisch Columbia? Von Herzen hoffe ich, nein.

  • Dass die Erderwärmung schon direkte Todesopfer sichtbar macht, sollte vor dieser genauso gewarnt werden wie bei der Pandemie oder?

    • @joaquim:

      Ja, die regelmäßig prominente Veröffentlichung der drastischen Folgen des Klimawandels weltweit (plus die pro Kopf CO2 Emissionen nach Ländern oder Regionen) Warnung vor aktuellen Gefahrenlagen und Todesstatistiken sind eine gute Idee! Auch Engagierte müssen sich ja bisher noch die Katastrophenmeldungen die bereits klar auf den Menschengemachten Klimawandel zurück gehen einzeln zusammen klauben um ein Gesamtbild zu erhalten. Gut wäre aber auch die regelmäßige Veröffentlichung konkreter Maßnahmen z.B. gegen den CO2 Ausstoß und anderer Klimawandelfaktoren. Ein best practice Wettbewerb sozusagen, gab es in der Pandemie ja auch und hilft Maßnahmen die funktionieren sofort zu übernehmen in der bereits jetzt akuten Notlage.

      • @Nina Janovich:

        Die Meldungen gibt es doch seit Jahren, was passiert, wenn x,y bleibt. gepaart mit Meldungen was aktuell schon alles passiert.



        Dem Deutschen scheint es nur gut und billig zu sein, erst zu 100% informiert zu werden, bevor aktiv wird.

        Die daten sind da, sie werden jedoch weiter geleugnet und wahrscheinlich darauf gehofft, das es erst die Generation nach einmal selbst wirklich trifft.

        Naja alle die noch nicht 70-80 Jahre alt sind, sollten darauf aber nicht viel geben. Und vielleicht endlich aktiv werden und die Regierungen der Welt dazu bringen endlich klare Ziele, aber auch Maßnahmen zu ergreifen. Und da sollte das Kapital erstmal ganz hinten anstehen. Aber die Leute glauben ja immer noch, wenn wir wie bei Covid genug Zahlen für den Impfstoff, dann wird schon nichts passieren...