Regulierung von Internetplattformen: Zwischen Druck und Zerschlagung
Was tun gegen die Macht von Facebook, Google und Co? Forscher:innen fordern vor allem Transparenz – bis hin zu den Mechanismen der Algorithmen.
Auch Nicole Krämer, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Duisburg-Essen, sieht eine Zerschlagung kritisch: „Diese Art der Kommunikation wird nicht mehr aus der Welt kommen, selbst wenn Facebook zerschlagen oder Instagram verboten würde.“
Die IT-Konzerne stehen gerade von mehreren Seiten unter Druck: In den USA hatte vor wenigen Wochen eine Whistleblowerin Einblick in interne Prozesse bei Facebook gegeben, die unter anderem nahelegen, dass Facebook sich der Wirkung problematischer Inhalte wie Hassrede bewusst ist – und dennoch zu wenig unternimmt. Gleichzeitig arbeitet die EU an zwei Gesetzesrahmen, die vor allem große Plattformen stärker regulieren sollen: den Digital Services Act und den Digital Markets Act.
In diesem Zusammenhang forderte Kettemann in Richtung EU, dem Lobbyismusdruck der Konzerne nicht nachzugeben. Eine starke europäische Plattformaufsicht einzurichten sei ebenso sinnvoll wie eine Verpflichtung zu Audits von externen Wissenschaftler:innen. „Außerdem darf das europäische Recht nicht durch nationale Alleingänge unterwandert werden“, warnte der Wissenschaftler. Vor allem sei es nötig, die Plattformen zu einer deutlich stärkeren Transparenz zu verpflichten: sowohl bei den Regeln, denen die Nutzer:innen sich unterwerfen, als auch in Bezug auf die Algorithmen.
„Facebook etwa setzt mehr und mehr auf Verhaltensmuster, die die Plattform sticky machen“, erklärte Axel Bruns, Professor für Medien- und Kommunikationsforschung an der Queensland University of Technology. Sticky, also „klebrig“, heißt, eine möglichst lange Verweildauer zu erzielen. Das schafften bevorzugt kontroverse und aggressive Inhalte. Transparenz könnte hier helfen, gegenzusteuern.
Kettemann brachte außerdem die Idee von Plattformbeiräten ins Spiel. Sie sollten dazu beitragen, die Plattformen stärker gesellschaftlich einzubinden und auch Druck aus der Gesellschaft in die Unternehmen zu tragen. „Es ist nicht so, dass Facebook nicht wüsste, was sie besser machen können“, sagte er.
Sozialpsychologin Krämer mahnte, die Umsetzung von geltenden Gesetzen nicht aus dem Fokus zu verlieren: „Es ist vor allem wichtig, dass Inhalte, die sowieso verboten sind, schneller aus dem Netz verschwinden.“
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