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Regionalbahn in BrandenburgProbleme beim Pendeln

Bei der Regionalbahn 26 zwischen Berlin-Ostkreuz und Kostrzyn läuft es desolat. Auch an einem Runden Tisch konnte keine Abhilfe besprochen werden.

Fotografisch betrachtet ist diese Regionalbahn recht flott unterwegs Foto: picture alliance/dpa/Jens Büttner

Berlin taz | Wem hilft es, wenn der Chef eines Bahnunternehmens sich öffentlich geißelt? „Wir haben einen Betriebszustand, der desolat ist.“ Das sagte Detlef Bröcker, der Geschäftsführer der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), bei einem Runden Tisch am vergangenen Montag im ostbrandenburgischen Müncheberg. Erzwungen haben die Zusammenkunft Betroffene und ihre „Initiative für zuverlässigen Nahverkehr“. Sie erfahren an eigenem Leib seit Monaten, was der Bahnchef erst an diesem Tag zugibt.

Vielleicht ist desolat noch eine Untertreibung. Die Regionalbahnlinie RB 26, die die NEB von Berlin-Ostkreuz in die polnische Grenzstadt Kostrzyn an der Oder betreibt, ist eine der wichtigsten Pendlerlinien der Hauptstadt Richtung Osten. Wenn sie denn fährt. In einer Facebook-Gruppe, die die Initiative gegründet hat, bekommt man den Eindruck: Meistens fährt sie nicht. Auch dann nicht, wenn gerade einmal nicht Schienenersatzverkehr ist. Dann fehlen statt der Bahn die Busse.

Vor allem Pendlerinnen und Pendler aus Polen sind betroffen. „Es gibt Berichte, die von bis zu sieben Stunden Arbeitsweg sprechen, wenn es schlecht läuft“, heißt es in einer Zusammenfassung der polnischen Einträge in die Facebook-Gruppe. Beim Runden Tisch am Montag wurde zusammengetragen, wie es so weit kommen konnte.

Ein Problem sind die Züge. Nachdem die NEB erfolglos versucht hatte, die zuverlässigen Talent-Züge von Bombardier für das polnische Netz dauerhaft zuzulassen, kaufte man Züge des polnischen Herstellers Pesa aus Bydgoszcz. Die aber waren von Beginn an störanfällig. Bis heute gibt es Probleme bei der elektronischen Kopplung der Triebwagen. So kommt es, dass statt drei Triebwagen manchmal nur einer kommt.

Die Verspätungen wiederum rühren daher, dass an der ehemalige „Ostbahn“, auf der der RB26 verkehrt, seit dem Krieg nur noch ein eingleisiger Verkehr möglich ist. Teilweise gibt es auf einer Strecke von 37 Kilometern keine Überholmöglichkeit.

Manche Züge wenden schon in Lichtenberg

Weil der Berliner Senat dann noch eine zusätzliche Haltestelle wollte, was die Fahrzeit weiter verlängerte, wenden manche Züge schon in Lichtenberg, anstatt weiter bis Ostkreuz zu fahren. So soll die Verspätung abgebaut werden. Reisende, denen die vorgezogene Endstation nicht einmal in der App angezeigt wird, fluchen zu Recht.

Und dann sind da noch die Bauarbeiten und der Schienenersatzverkehr, der zu jenen sieben Stunden führt, über die die Pendlerinnen aus Polen berichten. „Da wurde über Jahre gespart und nun schieben sich alle Beteiligten den Schwarzen Peter zu“, sagt eine Pendlerin aus Seelow. „So wird das mit der Verkehrswende nichts.“ Sie selbst fährt nun mit dem Auto nach Fürstenwalde und pendelt mit einem anderen Zug nach Berlin.

Auch polnische Pendlerinnen und Pendler steigen aufs Auto um und fahren bis an den Berliner Stadtrand, um dort mit der S-Bahn weiterzufahren. Andere Reisende bieten über die Facebook-Gruppe Mitfahrgelegenheiten von Kostrzyn bis Ostkreuz an. Eine Entschädigung für den Kauf einer Monatskarte soll es allerdings nicht geben, hieß es am Montag. Zu kompliziert.

Als „ernüchternd“ empfindet Friederike Fuchs, die Gründerin der „Initiative für zuverlässigen Nahverkehr“, das Treffen des Runden Tisches. Auch deshalb will sie den Druck weiter erhöhen.

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