Mobilitätswende in der Haupstadtregion: Noch vier Wochen Chaos

Auf einer gemeinsamen Ausschusssitzung zwischen Berlin und Brandenburg war auch die Regionalbahnlinie 26 zwischen Ostkreuz und Kostrzyn ein Thema.

Eine Regionalbahn

Die RB 26 am Bahnhof Trebnitz. Gerade wird dort gebaut Foto: dpa/Picture Alliance Patrick Pleul

BERLIN taz | Manchmal liegen gute und schlechte Nachrichten eng beieinander. Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember wird das Angebot im Regionalverkehr der Region um 30 Prozent ausgebaut. „Wir haben zum ersten Mal die Situation, dass die Menschen die Verbesserung spüren“, sagte Berlins Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne). „Ich bitte Sie, das einfach einen Moment mal zu genießen.“

Jarasch war am Freitag in den Potsdamer Landtag gekommen, um an einer gemeinsamen Diskussion der zuständigen Ausschüsse des Brandenburger Landtags und des Berliner Abgeordnetenhauses über den Regionalverkehr und die Pendlerströme teilzunehmen. Ihr Kollege, der Brandenburger Minister für Infrastruktur und Landesentwicklung, Guido Beermann (CDU), fehlte dagegen. Er eröffnete den fertiggestellten Anschluss des Berliners Rings an die A 24 und wurde von seinem Staatssekretär Rainer Genilke vertreten.

Tatsächlich werden die Verbesserungen ab dem 11. Dezember spürbar sein. Die Regionalexpresslinie 1, die dann von der ODEG betrieben wird, wird größtenteils im 20-Minuten-Takt verkehren. Darüber hinaus werden die Bahnsteige einiger Bahnhöfe verlängert, um die Kapazität zu erhöhen.

Dass das aber noch nicht alles sein kann, betonte Stephan Wilhelm vom Bündnis für die Schiene Berlin-Brandenburg, der mit Bernd Arm vom VBB als Sachverständiger geladen war. „Im Koalitionsvertrag hat sich die Landesregierung auf einen Zuwachs von 40 bis 60 Prozent beim Umweltverbund verpflichtet“, erinnerte Arm. „Wenn man das umsetzen will, muss der Umweltverbund auf den wichtigsten Pendlerstrecken einen Anteil von 50 bis 60 Prozent haben“, so Arm. „Das schafft man aber nicht mit der Verlängerung von Bahnsteigen.“

Zwischen Bund und Land

Schlechte Nachrichten gab es für jene Pendlerinnen und Pendler, die auf der stark frequentierten Strecke der ehemaligen Ostbahn zwischen Berlin und dem polnischen Kostrzyn unterwegs sind. Seit einigen Wochen ist die Regionalbahn 26, die von der Niederbarnimer Eisenbahn NEB betrieben wird, als Chaosstrecke bekannt. Wie es dort zugeht, kann in einer eigens eingerichteten Facebook-Gruppe nachgelesen werden. Grund sind nicht nur Bauarbeiten und ein unzureichender Schienenersatzverkehr. Auch bei der Pünktlichkeit ist die RB26 ganz am Tabellenende. Nur 65 Prozent aller Züge kamen im September fahrplanmäßig an.

Von einem „ganz großen Handlungsbedarf“ sprach bei der gemeinsamen Sitzung der Berliner Ausschussvorsitzende Kristian Ronneburg (Linkspartei). Er forderte, die RB26 unter das Dach der Projekte aufzunehmen, die bei Senat und Landesregierung unter dem Namen i2030 firmieren. „Die Ostbahn muss unter das Dach von i2030, auch weil sich die Bundesebene nicht auf eine Förderung verständigen konnte.“

Tatsächlich ist die RB26 auch in der Zuständigkeit unter die Räder geraten. Als internationale Bahntrasse hätte sie in den Bundesverkehrswegeplan gemusst, sagt der Berliner grüne Abgeordnete Alexander Kaas Elias. „Die polnische Seite hat für den Ausbau EU-Mittel beantragt. Da wünsche ich mir mehr Unterstützung von der deutschen Seite und der DB.“ Doch der Bund winkte bislang ab, und in Brandenburg hat die Verbindung keine Priorität. Auf der Strecke bleiben die Pendlerinnen und Pendler.

Einen Lichtblick immerhin gibt es. Die derzeit laufenden Bauarbeiten, die einen Schienenersatzverkehr zwischen Ostkreuz und Müncheberg erfordern, sollen zum Fahrplanwechsel abgeschlossen sein. „Wir tun auch etwas Gutes“, betonte deshalb Bernd Arm vom VBB. Ab 11. Dezember soll die Strecke bis Müncheberg dann im Halbstundentakt bedient werden. Aber auch Arm scheint sich nicht ganz sicher zu sein ob das klappt, wenn er sagt: „Es wird noch eine harte Zeit werden bis zum Fahrplanwechsel. Die DB Netz ist in der Pflicht, die Baumaßnahmen rechtzeitig zum Abschluss zu bringen.“

Den Pendlerinnen aus Polen und aus Seelow hilft der Halbstundentakt freilich wenig. Auch deshalb hat der Bürgermeister von Seelow, Jörg Schröder, zu einem Treffen in die Kreisstadt von Märkisch Oderland eingeladen. Landtagsabgeordnete und Bundestagsabgeordnete aus der Region sollen sich vor Ort ein Bild der Situation machen.

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