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Regeln für Tech-FirmenKapitalismus mit Streuseln

Kommentar von Svenja Bergt

Was Europa im Wettbewerb um Software und KI-Lösungen braucht, ist: Profil. Es braucht Regeln, die den Datenschutz und die Menschenrechte hochhalten.

Die Software von Apple und Co wird in China nicht mehr geschätzt Foto: Athit Perawongmetha/reuters

M anchmal ist die Welt ein Streuselkuchen. Zum Beispiel wenn es um Technologien geht. Den Boden bildet der US-amerikanisch-kapitalistische Ansatz „The winner takes it all“, und der Gewinner heißt zum Beispiel Facebook, Amazon oder Google. Für die Streusel hält China eine Masse aus ausgefeilter Datensammlung, umfassender Überwachung und möglichst weitgehender Abschottung bereit.

Und dazwischen versucht sich Europa an einer Füllung, die weder das eine noch das andere sein soll – aber gleichzeitig Unternehmen nicht zu viel abverlangt. Schließlich will man weiterhin als attraktiver Wirtschaftsstandort gelten. Und hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass, wenn schon die weltweit führenden Dienste aus dem Bereich Onlinehandel, Suchmaschine, Videoportal, Smartphone-Betriebssystem, Werbenetzwerk und noch so einiges mehr aus den USA kommen, in Zukunft doch zumindest die führende Hologrammsoftware für den subkutan implantierten Chip in Europa entwickelt werden könnte. Oder so etwas Ähnliches.

Ja, könnte. Aber nicht mit der Strategie, eine süße, aber verzichtbare Kuchenfüllung zu sein. Was Europa braucht, ist: Profil. Und für Profil braucht es Ecken, klare Linien, es braucht Haltung, und die darf auch mal unbequem sein. Konkret bedeutet das: Klare Regeln für Technologien. Regeln, die den Schutz von persönlichen Daten betreffen, wie es die Datenschutzgrundverordnung in Teilen schon schafft. Aber, und das wird zunehmend wichtiger, genauso ethische Komponenten.

Wird auf Basis einer KI-gestützten Empfehlung jemand ins Gefängnis gesteckt, ein Mensch bei einem Unfall verletzt oder auch nur jemandem ein Kredit oder ein Job verweigert, hat das Folgen, die vorher gesellschaftlich diskutiert werden müssen. Wollen wir das? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Und welche Vorteile muss eine neue Technologie bringen, damit man einen bestimmten Preis in Kauf nimmt?

Im besten Fall schafft es Europa, mit einem positiven, menschenorientierten Ansatz, Vorreiter zu werden. Es wäre ein guter Zeitpunkt.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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1 Kommentar

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  • Genau! Deshalb ist es spätestens jetzt an der Zeit für "das gallische Dorf" der Privatsphäre! Genau deshalb engagiert sich die eine oder andere Krankenkasse und ein nicht mehr taufrisches Startup für diskriminierungsfreien Zugang zu digitalen Anwendungen für alle Bevölkerungsgruppen bei gleichzeitig nach europäischen Maßstäben gebautem Datenschutz. Das das nur mit explizit dafür konstruirter Hard- und Software und begleitender technischer Betreuung geht, ist nur ein kkleiner Preis dafür und durch den gesamtgesellschaftlichen Ansatz so teuer wie ein Faltblatt.