piwik no script img

Rechtsextreme in der BundeswehrOpposition will mehr Aufklärung

Der Bundestag befasst sich mit einer taz-Recherche. Das Verhalten der Regierung finden viele höchst befremdlich.

Gibt es wirklich keine Erkenntnisse über rechtsextreme Netzwerke in der Bundeswehr? Foto: Getty Images

Nach den Recherchen von taz und Focus über eine rechtes Untergrundnetzwerk mit Bezügen zur Bundeswehr und zu den Sicherheitsbehörden hat der Bundestag das Thema auf seine ­Tagesordnung gesetzt. In einer nichtöffentlichen Sitzung des Verteidigungsausschusses am Mittwoch drängten Parlamentarier das Verteidigungsministerium zu Antworten auf offene Fragen.

Die taz hatte über ein bundesweites Netzwerk berichtet, in dem ein ehemaliger KSK-Soldat, Deckname „Hannibal“, eine zentrale Rolle spielte. Zuvor hatte bereits der Focus auf eine „Untergrundarmee“ hingewiesen. Zudem war vor einem Kölner Amtsgericht jüngst ein Verfahren gegen einen Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) eröffnet worden, dem vorgeworfen wird, Dienstgeheimnisse an „Hannibal“ alias André S. weitergegeben und diesen so womöglich vor Razzien gewarnt zu haben.

Im Verteidigungsausschuss wiederholten Vertreter der Bundesregierung, es lägen derzeit keine Erkenntnisse über rechtsextreme Netzwerke in der Bundeswehr vor. Das hatte auch MAD-Chef Christof Gramm zuletzt immer wieder betont. Der MAD ist dafür zuständig, rechtsextreme Betätigungen unter den Soldaten zu verhindern.

Die Grüne Agnieszka Brugger sprach am Mittwoch von einem „höchst befremdlichen Auftritt“ der Regierung im Verteidigungsausschuss. „Anstatt bei derart gravierenden Berichten und Hinweisen schnellstmöglich und gründlich aufzuklären, gab es Ausweichmanöver, unbeantwortete Fragen und Verharmlosung.“ Auch die Linke Christine Buchholz sagte, es lägen umfangreiche und konkrete Hinweise auf ein rechtsradikales Netzwerk vor, das Waffen gehortet und sich auf schwere Gewalttaten für einen „Tag X“ vorbereitet habe. „Die davon ausgehende Gefahr wurde durch das Verteidigungsministerium heute systematisch bagatellisiert.“

Ermittlungen gegen „Blutorden“

Beschäftigen wird das Thema das Parlament aber weiterhin. Der Verteidigungsausschuss wird dafür eine Sondersitzung mit Vertretern des MAD, des Bundesverfassungsschutzes sowie des Bundesnachrichtendienstes einberufen. Der BND wird einbezogen, da es sich bei dem Verein Uniter, der nach Recherchen der taz eine wichtige Rolle in dem Netzwerk spielt, um eine internationale Organisation handelt.

Aufsehen erregte auch eine Nachricht, die im Zuge der Ausschusssitzung bekannt wurde. Dabei geht es um Maximilian T. Die Bundesanwaltschaft hatte gegen den Mann ermittelt, weil sie ihn als mutmaßlichen Komplizen des wegen Terrorverdacht beschuldigten Ex-Soldaten Franco A. sah. Der AfD-­Abgeordnete Jan Nolte, ebenfalls Mitglied im Verteidigungsausschuss, hatte T. dennoch als Mitarbeiter angestellt – allerdings hatte das Bundestagspräsidium ihm bislang aus Sicherheitsgründen einen Hausausweis verweigert. Wie Nolte am Mittwoch im Ausschuss mitteilte und später der taz bestätigte, verfügt T. nun aber über einen Mitarbeiterausweis im Bundestag. Nolte verwies darauf, dass die Ermittlungen gegen T. eingestellt seien.

Derweil gibt es Ermittlungen gegen eine weitere mutmaßliche rechte Terrorgruppe in Mecklenburg-Vorpommern. Der Nordkurier berichtet über eine Gruppe namens „Blutorden“, die sich über die Beschaffung von Waffen ausgetauscht haben soll, um Gegner zu töten. Auch ein AfD-Landtags­mitglied soll zu der Gruppe gehört haben. Der bestreitet dies.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Ich finde das Verhalten der taz recht befremdlich, bei einem Artikel über einen Fall, der wohl ausschließlich die Regierungsparteien der letzten Jahrzehnte betrifft, in 2 von 7 Absätzen über Verstrickungen der AfD zu berichten.

  • Nur so als Idee, wie soll man denn unauffällig ermitteln, wenn man halbgare Ermittlungsergebnisse herausposaunt, bevor sie gerichtsfest bewiesen sind.

  • Wenn die Demokratie nicht wehrhaft ist, wird sie verschwinden.



    Zeit, die braune Brut aus den eigenen Betten zu werfen!

  • Zitat: Nolte verwies darauf, dass die Ermittlungen gegen T. eingestellt seien.



    Klar doch, bei einem “Linken“ würde doch auch so Verfahren, oder?



    Wenn's dann passiert und die Braunen die Revolution ausrufen, will wieder keiner Schuld sein.



    Überall kommt die braune Brut wieder hoch und die Regierung macht die Augen zu!

  • Vielleicht hat die taz kein rechtes Terrornetzwerk aufgedeckt, sondern nur über eine Sondereinheit berichtet. Dann passt die Reaktion der BuReg wieder, oder?

    • @Lieblich:

      Klar - mehr könnte dann ja doch sehr verunsichern. Gellewelle.



      Normal.