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Rechtsextreme in der AfDMeuthen will Flügel kappen

Der AfD-Vorsitzende fordert beim Vorstandstreffen der Partei, dass sich der rechtsextreme „Flügel“ auflöst. Eine Frist dafür scheint umstritten.

Parteichef Jörg Meuthen am Freitag vor dem Vorstandstreffen in Berlin Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin dpa | Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen hat nach Angaben aus Parteikreisen vorgeschlagen, der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte „Flügel“ solle sich bis zum Monatsende auflösen. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, stieß die Idee, die Vereinigung aufzulösen, bei vielen Teilnehmern einer Sitzung des Bundesvorstandes am Freitag in Berlin generell auf Zustimmung. Die Frage, wie und wann dies erfolgen sollte, sei allerdings sehr kontrovers diskutiert worden, hieß es.

Die beiden wichtigsten Führungspersönlichkeiten des „Flügels“ sind der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke und Brandenburgs AfD-Landeschef Andreas Kalbitz. Kalbitz ist auch Mitglied des Bundesvorstands und nahm an der Sitzung teil. Auch wegen der Ausbreitung des Coronavirus ließen sich einige Vorstandsmitglieder per Telefon zuschalten.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte in der vergangenen Woche erklärt, der „Flügel“ sei eine “erwiesen extremistische Bestrebung“, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung richte.

Etliche Kritiker des „Flügels“ innerhalb der AfD befürchten nun, dass die gesamte Partei demnächst vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft werden könnte. Sie argumentieren, da der „Flügel“ keine formale Mitgliedschaft kenne, sei die Abgrenzung zur Gesamtpartei schwierig.

Mehrere Spitzenfunktionäre der Partei aus den westlichen Landesverbänden hatten in internen Schreiben an die Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen und Tino Chrupalla Maßnahmen gegen den „Flügel“-Gründer und Thüringer AfD-Chef Björn Höcke gefordert.

„Wer den „Flügel“ weiter wie in der Vergangenheit gewähren lässt, gefährdet die Zukunft der gesamten AfD“, sagte Hamburgs AfD-Chef Dirk Nockemann. Der „Flügel“ müsse aufhören, aus einer Minderheitsposition eine gefühlte Mehrheit zu machen, die die Partei dominiere. Nockemann forderte Höcke und Kalbitz, „zu einer vollständigen Einstellung aller flügelbezogenen Aktivitäten“ auf. Auch andere Funktionäre forderten, die Vereinigung solle sich auflösen.

Kalbitz muss aus Sicht seiner Kritiker zudem belegen, dass er früher nicht Mitglied der inzwischen verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) war. Die rechtsextreme Gruppierung steht auf der sogenannten Unvereinbarkeitsliste der AfD. Das bedeutet, dass jemand, der dort früher Mitglied war, nicht AfD-Mitglied sein darf. Höcke hatte zuletzt mit der Äußerung, bestimmte Leute sollten „allmählich auch mal ausgeschwitzt werden“, den Unmut etlicher AfD-Funktionäre auf sich gezogen.

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14 Kommentare

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  • Nüchtern und emotionslos betrachtet wird sich die AfD etablieren. Der Schachzug sich des "Flügels" zu entledigen wird diese Entwicklung fördern auch wenn die Partei zunächst Prozente verliert. Es ist unaufhaltsam , dass sich die AfD zu einer neuen konservativen Größe entwickelt. Ich sage nicht, dass ich das gut finde. Die Strategie die AfD zu dämonisieren, auszugrenzen wird nicht mehr lange funktionieren. Immerhin stehen "hinter" ihr Wähler, - ja Wähler, also Menschen, die Gründe haben. Auch wenn es einigen nicht paßt, -Demokratie ist das Primat. Hieraus resultiert Streitkultur (nicht Kampfkultur) und letztendlich sozialer Frieden, den sich eigentlich jeder wünschen sollte. Leben und Leben lassen.



    Tut mir Leid, dass diese Auffassung nicht dem linken Blasendenken entspricht. Ich hätte es auch gern anders.

    • @lulu schlawiner:

      "Linkes Blasendenken" ist nicht für JedeN. Das ist o.k. so. Ich werde AFD-Faschisten weiter ausgrenzen.

      • @Wagenbär:

        Sie wissen, dass es auch Linksfaschisten gibt?

        Dichotomes Denken, Absolutheitsanspruch und das verinnerlichte Gefühl "besser" als andere zu sein, sind nur einige Merkmale dieser Spezies.



        Dipl-Psych l schlawiner

        • @lulu schlawiner:

          " Linksfaschisten" bzw LINKSFASCHISMUS ist ein unbestimmter Kampfbegriff aus dem Wörterbuch der Neuen Rechten.



          Als "Linksfaschist" bezeichnen Angehörige der neuen Rechten vor allem Menschen mit einer konsequent antifaschistischen Haltung.

          • @Wagenbär:

            "LINKSFASCHISMUS" ist ein Begriff den ich schon seit den frühen 80gern kenne. Er entstand wohl (nehme ich an) aus den Greuln die im Stalinismus getan wurden.



            Mit Ihrer Aussage versuchen Sie mich in die "Rechte Ecke" zu schieben.



            Lassen Sie das bitte und öffnen sie das Geschichtsbuch.

  • Das ist doch bloß Augenwischerei, mit geringerem IQ veranstaltet als in Thüringen, da wurden CDU und FDP eine "Leimspur" gelegt. Mit Höckesprech wäre doch eine "Umvolkung" notwendig, will sagen, Höcke, Kalbitz und Entourage müssen von ihren Ämtern entbunden werden, natürlich auf demokratische Weise, sonst ist es Augenwischerei. Wer mit der AfD zu tun hat, auch viele Schreibende, sollte mindestens zehn Karl May Bücher gelesen haben.

  • Die fomelle Auflösung des "Flügels" wäre nichts weiter als ein billiger Taschenspielertrick, wenn die Protagonisten weiterhin in der AfD bleiben. Wenn die einfach weiter ihren völkisch-nationalistischen Bullshit verbreiten und weiter Rassismus und Hass auf Menschen schüren können, dann ist nichts gewonnen. Und außerdem haben selbst die als "gemäßigt" geltenden Meuthen und Pazderski und wie sie alle heißen schon mehr als einmal gezeigt, dass sie nicht besser sind als dieser "Flügel".

    Ob die AfD den Flügel auflöst oder nicht - es ändert nicht wirklich was.

  • Ähm der Flügel soll ausgelöst werden? Der gleiche Flügel von dem Gauleiter Gauland sagte er wäre die Mitte der Partei?

    Wers glaubt...

    • @derSchreiber:

      Ach, da hatte der integre Herr Gauland nur einen "Blackout", als er das so sagte.



      (Hatte bei dem -über jeden Korruptionsverdacht vollständig erhabenen- Dr Hellmut Kohl doch auch so funktioniert).

  • Superschlaue Idee.



    Den frenetischen / fanatischen Beifall erhielt Höcke bei seinen rassistischen Reden ja auch nur wegen der speziellen Organisation des Flügels innerhalb der Partei.



    Wenn man das ein wenig umorganisiert, wird kein Mensch in der AFD mehr rassitische oder faschistische Ziele anstreben!

    • @Wagenbär:

      Ich hätte gern einen Link (youtube etc, ) zu diesen rassistischen Reden. Ist Ihnen das Möglich?

      • @lulu schlawiner:

        Nö, ich bin reisender links-grün versiffter Krawallbruder, der den untadeligen Herrn Höcke nur desahlb in die rechte Ecke schiebt, und mit Nazi-Keulen auf ihn einschlägt, weil der die Wahrheit sagt.

  • Angeblich drohen viele mit Austritt

    www.t-online.de/na...-wegen-hoecke.html

    Hoffentlich löst sich diese Sch...Partei ganz auf.

  • der einzige Grund dafür, dass jetzt darüber nachgedacht wird, den Flügel aufzulösen kann eigentlich nur sein, dass damit die Beobachtung durch den verfassungsschutz endet und wenn sich diese Gruppe entweder überhaupt nicht mehr unter einem Label zusammen findet oder unter einem anderen Label, so muss die Überwachung erneut beschlossen werden und das natürlich nachdem erst einmal wieder entsprechende Belege vorliegen, dass eine Überwachung gerechtfertigt ist. das ist schon sehr geschickt eingefädelt von der AFD, aber wir wissen ja auch, dass diese Leute genau wissen, wie sie Gesetze umgehen können und wie sie die Demokratie ad absurdum führen können.