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Rechts-Links„Man muss aufpassen“

Alexandra Werwath diskutiert mit Anetta Kahane und Marieluise Beck über den Umgang mit dem, was als neue Querfront gilt

Wer mit TTIP-Gegnern im selben Boot sitzt, könnte dabei nass werden Foto: Sebastian Gollnow (dpa)
Interview von Benno Schirrmeister

taz: Frau Werwath, was ist die Querfront, über die Sie heute diskutieren?

Alexandra Werwath: Es ist zu beobachten, dass Altlinke und Neurechte sich in wachsendem Maße untereinander vernetzen. So etwas Ähnliches gab es bereits in der Weimarer Republik, da kommt der Begriff ja her. Aktuell spielt er eine Rolle seit den Friedensdemos im Herbst 2014.

Da wird für die BeobachterInnen die Zuordnung aber knifflig: Wo beginnt denn Querfront, wo Rechte und wo Linke?

Das ist ein großes Problem. Denn natürlich weiß ich, dass es im linken Lager Strömungen gibt, vom Antiimperialismus über die Globalisierungskritik, die insbesondere auch antiamerikanischen und antisemitischen Ressentiments Raum geben.

Im Interview: 

23, studiert Soziologie, ist Landessprecherin der Grünen Jugend und Sprecherin im Kreisverband Mitte/Östliche Vorstadt.

Im Grunde hat jeder Berührungspunkte?

Man muss aufpassen, mit wem man es zu tun bekommt: Für mich war es zum Beispiel unmöglich, bei der Anti-TTIP-Demo mitzumachen, weil ich mit vielen der Demonstrierenden eben nicht dieselben Ziele habe.

Soll das eine Strategie sein?

Ich denke, dass wir in Bremen mehr darüber diskutieren müssten, welche Bühnen wir wem einräumen: Wenn wir Xavier Naidoo auf städtischen Bühnen auftreten lassen…

…ist das doch im Sinne des Pluralismus: Ich würde zum Beispiel nie mit einer IM der Stasi auf einem Podium sitzen wollen, aber dass man es ihr gibt, finde ich gut: Verbote finde ich falsch!

Ich habe nicht von Verboten gesprochen.

…aber von institutioneller Ausgrenzung, die der Querfront ermöglicht sich als Gegenöffentlichkeit aufzuführen?

Ich sehe den Punkt. Allerdings droht im Einzelfall die Übernahme des Diskurses, was besonders unerträglich beim Antisemitismus ist: Während es eine richtige und wichtige Ablehnung von sexistischen und rassistischen Veranstaltungen gibt, fehlt es in Bremen an Strategien und auch Leuten, die sich dem entgegen stellen.

Weil er, wenn ich die Kriterien von Anetta Kahane anlegen würde, überall stattfindet?

Ich denke, der Antisemitismus ist deutlich erkennbar, dort, wo der Nahe Osten einseitig israelkritisch betrachtet wird. Da geht es nicht um die Analyse eines politischen Konflikts. Wenn solche Referenten eingeladen werden, die das verbürgen, ist das problematisch.

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5 Kommentare

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  • Pikant: Kahanes Stiftung speist sich u.a. durch Coca Cola-Gelder: http://www.jungewelt.de/2016/06-09/042.php

  • Die Teinahme an der Diskussion in den Weserterrassen am 2. Juni 2016 war äusserst interessant, denn Marieluise Beck gab eine vorbildliche Einführung über die Diskussion zu QUERFRONT. Die meisten Teilnehmer kannten die Publikation COMPACT von Jürgen Elsässer nicht, der von angeblich "linker Seite" zu einer nationalistischen Propaganda übergewechselt ist. Problematisch wird es allerdings, wenn eine breite Bewegung - die zur Zeit grösste Demokratiebewegung gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta - mit den rechtsgerichteten und USA-feindlichen Dogmen zusammengewürfelt wird. Die wenigen "Rechten" Mit-Demonstranten wurden sofort von den anderen Menschen ausgebuht und von den Rednern am Berliner Hauptbahnhof als Nicht-Unterzeichner des Aufrufes von C_A_M_P_A_C_T - man merke sich den Unterschied zu COMPACT öffentlich gemacht. Das Compact-Magazin benutzt den gleichen Trick der AfD, sich mit Verwechselungen zu schmücken.

    Alexandra Werwarth teilte mit, sie hätte an den Anti-TTIP Demonstrationen nicht teilgenommen und weigerte sich auch, darüber zu diskutieren, denn das gehöre gar nicht zum Thema. Die meisten Teilnehmer im Saal fanden dies zu kurzsichtig, denn wenn man eine breite Meinung nicht kennt, dann ist es falsch, alle in den gleichen Topf zu werfen. Marieluise Beck gab zu verstehen, dass es auch bei der Gründung der Partei "Die Grünen" ähnliche Parallelen zu den Meinungsverschiedenheiten Recht und Links gab. Inzwischen hat sich die Partei schon in der Mitte etabliert und das ist gut so.

    Die Antisemitismus - Debatte ist allerdings auch eine ideologische Form, jeden Gegner, auch jüdische Menschen mit Terroristen und Kämpfern gegen den israelischen Staat in einen Topf zu werfen.

    Es geht immer um Menschenrechte und Besatzungsfragen im Westjordanland, die leider - nach über 60 Jahren - immer noch nicht geklärt sind und eine Zwei-Staaten-Lösung in weite Ferne rückt

  • Wenig erhellend: Wer gegen TTIP und für mehr Bürgerbeteiligung ist, kann sich nicht dagegen wehren, dass die AfD diese Positionen ebenfalls vertritt. Wenn aber die Grünen, wie Anfang Mai für Bremen beschlossen und jetzt auch in NW geplant, die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger durch Manipulationen am Wahlrecht beschneiden wollen, muss man sich über Zulauf für außerparlamentarische Extreme nicht wundern.

  • Wurde bei dem Interview die Hälfte vergessen? Und warum ist Herr Schirrmeister so scheinbar aggressiv unterwegs?

    • @Kawabunga:

      Ich jedenfalls finde schon diese Hälfte des Interviews zu viel der Ehre. Nichts als Wortgeklingel! Zudem: Meinen Sie wirklich "scheinbar aggressiv"? Oder eher "anscheinend" oder gar "augenscheinlich/ offenbar"?

      Martin Korol, Bremen