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Rechtes Frankfurter NetzwerktreffenAn der Tafel mit Höcke

Die „Frankfurter Tafelrunde“, ein rechtes Netzwerktreffen, hatte nach taz-Infos 2016 Björn Höcke zu Gast. Eine heutige Organisatorin lässt Fragen dazu offen.

Björn Höcke, AfD-Fraktionschef, am 13. März 2024 im Plenarsaal des Thüringer Landtag Foto: Martin Schutt/dpa

Hamburg taz | Kurz nach dem Auffliegen des Potsdamer „Geheimtreffens“ zwischen hochrangigen AfD-Politikern, CDU-Mitgliedern und dem Rechtsextremisten Martin Sellner gab es auch in Frankfurt Aufregung. Dort nämlich war mit der „Frankfurter Tafelrunde“ ein weiteres Vernetzungstreffen zwischen konservativen Kreisen und der AfD bekannt geworden. Von Luxburg gehört seit Jahren zum Kreis der Einladenden. Und nach taz-Informationen war dort bereits im Jahr 2016 Björn Höcke zu Gast. Zu diesem Zeitpunkt war er schon zwei Jahre lang AfD-Fraktionsvorsitzender in Thüringen.

Astrid von Luxburg ist auf taz-Anfrage wortkarg. Dabei will die Kulturmanagerin aus dem Umfeld der „Frankfurter Tafelrunde“ doch eigentlich eine Diskussion suchen und eine Kontroverse führen. Auf eine erste Anfrage hatte sie geantwortet, dass „die Tafelrunde Frankfurt ein loser Verbund von Menschen“ sei, „der sich gerne zu geselligen Abenden trifft mit unterschiedlichen Essens-Redner/innen zu Themen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft und der Wert auf persönliche Begegnungen legt; nicht aber auf einhellige Meinung“.

Die Runde stünde „für einen weltoffenen und unparteiischen Dialog, der die Kraft der kontroversen Diskussionskultur in den Mittelpunkt stellt und sich in der Tradition der Salons à la Diderot“ sehe.

Laut Informationen der Autonomen Antifa Freiburg hat Höcke zu Beginn seiner politischen Karriere bei der AfD an der „Tafelrunde“ teilgenommen. In einer E-Mail, die der taz vorliegt, bedankt sich ein Gast „für die interessanten Gespräche“ mit Höcke. Der Gast aus Worms gibt sich in der Mail als AfD-Mitglied zu erkennen.

Er schlägt zugleich vor, wie auf kommunale Verwaltungen der politische Druck erhöht werden könnte. Die E-Mail wurde am 30. Januar 2016 versendet, direkt einen Tag nach dem Abend mit Höcke, dem heutigen AfD-Landtagsfraktions- und Landesvorsitzenden in Thüringen.

Knapp ein Jahr zuvor hatte Höcke mit der „Erfurter Resolution“ die Gründung des mittlerweile formal aufgelösten rechtsextremen „Flügels“ in der Partei angestoßen – und damit den Rechtskurs der AfD verschärft vorangetrieben.

In der „Resolution“ sehen sich die Unterzeichnenden als „Bewegung unseres Volkes“ gegen „Gender Main­strea­ming“ und „Multikulturalismus“. Sie seien eine „Widerstandsbewegung gegen die weitere Aushöhlung der Souveränität und der Identität Deutschlands“. Die Unterzeichnenden warnten zudem vor einem zu moderaten Kurs der Partei.

Hat Höcke über den damaligen Richtungsstreit in der selbsternannten Alternative geredet oder die Erfolgsaussichten der identitären Rechten insgesamt? Von Luxburg äußert sich nicht. So bleibt auch unklar, ob sie die Veranstaltung vor acht Jahren mitverantwortete. Der Büroleiter von Höcke immerhin reagiert schnell: „Viel Erfolg bei der weiteren Recherche“, wünscht Robert Teske zwar, aber die Frage, inwieweit Höcke sich an den Abend in der hessischen Metropole erinnert, lässt auch er unbeantwortet.

Erneut AfD-Politiker zu Besuch

Die „Frankfurter Tafelrunde“ soll bereits in den 1950er Jahren gegründet worden sein. Die letzte Abendveranstaltung der Reihe, ihr Neujahrsempfang, hatte jüngst zu viel Kritik geführt. Denn am 26. Januar war Andreas Lichert Referent in der Runde. Der AfD-Landessprecher und stellvertretende Landtagsfraktionsvorsitzende sprach im Restaurant Zum schwarzen Stern auf dem Frankfurter Römerberg vor rund 50 Gästen. Der hessische AfD-Landespolitiker saß mehr als zehn Jahre im Trägerverein des rechtsextremen Instituts für Staatspolitik um Götz Kubitschek.

Lichert verantwortete auch den Kauf einer großen Immobilie in Halle, die die rechtsextreme Identitäre Bewegung als Zentrum nutzte. Auch der frühere CDU- und spätere AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann räumte seine Teilnahme am Neujahrsempfang gegenüber der Frankfurter Rundschau ein. Die Einladung an Lichert zu dem „privaten Abendessen“ sei erfolgt, erklärte von Luxburg, um sich mit der größten Oppositionspartei im Hessischen Landtag auszutauschen – auch um „provokante Fragen und kontroverse Diskussion“ zu führen, um „potenziell inhaltlichen Unsinn“ zu entlarven. Das Lokal distanzierte sich nach Bekanntwerden von Licherts Teilnahme „von politisch rechten Zusammenkünften“. Auch Auftraggeber und Kooperationspartner distanzierten sich von Astrid von Luxburg. Die wiederum weist rechte Tendenzen zurück.

Doch hieran gibt es nicht nur aufgrund der Einladungen von Lichert und Höcke Zweifel. Zwar betonte Astrid von Luxburg: „Als kulturschaffender Mensch stehe ich wie mein Mann jenseits von Politik und Ideologie.“ Und auch ihr Mann, Rüdiger von Luxburg, bekräftigte in einem Leserbrief an die FAZ am 12. Februar, nichts mit Politik gemein zu haben und den Positionen der AfD weit fern zu stehen.

Aber ganz so unpolitisch scheint Rüdiger von Luxburg im vorpolitischen Raum dann doch nicht zu sein: Er ist Mitglied in der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Greiffenstein (Breslau) zu Frankfurt am Main im Cartellverband (CV). Zusammen mit seinem Bundesbruder Rudolf Willeke veröffentlichte er 1997 unter seinem damaligen Namen Rüdiger Jacobs einen Beitrag „Versprechen von Politikern nicht einlösbar“ in der CV-Verbandszeitschrift Academia.

Im Beitrag warnen sie vor „Internationalisten“ und „Globalisten“, beklagen die Entwicklung vom Nationalstaat zum „‚globalen Dorf‘“ und wettern gegen „political correctness“. Mitverfasser Rudolf Willeke findet sich auf einer Liste von Referenten und Autoren der SWG, der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft. Der Verein wird seit 2023 vom Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft.

Transparenzhinweis: Wir haben die Rolle von Luxburg bei der Frankfurter Tafelrunde und die taz-Anfrage an sie im Text konkretisiert.

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2 Kommentare

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  • Menschen treffen sich zum essen und reden miteinander. Es gab auch die Pizza-Connection und die Toskanafraktion. Na und? Natürlich tun das auch Menschen, die und deren Meinung Sie und ich nicht mögen (vermutlich zwei verschiedene Gruppen). Steht es mir etwa zu, vorzuschreiben, wer sich mit wem treffen und austauschen darf und wer nicht? Oder Ihnen?

    • @Axel Berger:

      Die Menschen treffen sich nicht „zum Essen“, sondern um faschistische Politik zu planen und sich mit anderen Nazis zu vernetzen. Selbstverständlich will ich ihnen vorschreiben, dass sie das gefälligst zu lassen haben.

      Warum ist das will? Weil das Gedächtnis der Menschheit



      für erduldete Leiden erstaunlich kurz ist. Weil ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer ist.

      Deshalb müssen denen, die die kommenden Kriege in aller Öffentlichkeit vorbereiten, die Hände zerschlagen werden.