Rechter im Verteidigungsministerium: Bursche im Dienst fürs Vaterland
Das Bundesverteidigungsministerium beschäftigt einen Mitarbeiter mit rechtsextremer Burschenschafts-Vita. Und will nun prüfen.
Auf Nachfrage der taz zu der Personalie reagierte das Bundesverteidigungsministerium sofort. Die Überprüfung zu dem Referenten liefe, teilt ein Sprecher mit. Es gelte die Null-Toleranz-Linie der Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Der Sprecher bittet „jedoch um Verständnis, dass wir zu Einzelpersonalmaßnahmen keine Aussagen machen dürfen“.
Der „Hinweis“ würde nun auch mit dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) überprüft, sagt der Ministeriumssprecher und betont: „Wir ermitteln nicht anlasslos. Ein Hinweis muss die Qualität eines sogenannten tatsächlichen Anhaltspunktes erfüllen“.
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts (HBgR) weist seit Jahren auf rechtsextreme Studentenverbindungen hin. Ihnen fiel G. burschenschaftliche Vita auf. Eine taz-Nachfrage bei G. mit einer Fristsetzung, ob er Alter Herr der Hamburger Burschenschaft Germania sei, ließ er unbeantwortet.
„Bis zum Tod“ im rechtsextremen „Lebensbund“
In der Regel gilt bei den Burschenschaften das Lebensbundprinzip. Auf dem Facebook-Account der Verbindung führt der promovierte Jurist allerdings am 22. September dieses Jahres aus: „Die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft ist nicht vergleichbar mit der irgendeines Vereines. Wir sehen uns als Lebensbund, dem man bis zum Tod angehört“. Ein Bekenntnis, das den Hinweis nicht anlasslos erscheinen lässt.
Die „Bierliste“ weist 14,20 Euro auf
Schon im Jahresbericht 2014 thematisierte das LfV die Germanen. Die wiederum klagten 2018 gegen die Einordnung, ein Urteil steht noch aus. Kürzlich wurde bekannt, dass mehrere Mitglieder der Burschenschaft legal Schusswaffen besitzen.
Eine sogenannte Bierliste der Burschenschaft belegt, dass G., 2015 bei der Burschenschaft war. In der Liste vom 7. Mai des Jahres ist von den trinkfreudigen Kameraden genau aufgelistet, wer welche Bierschulden hat. G.: 14,20 Euro.
In der Hansestadt sind die rechtsextremen Aktivitäten der Germanen regelmäßig Thema in den Medien. So referierte der für seine rechten Ausfälle einschlägig bekannte Autor Akif Pirinçci bei der Burschenschaft, außerdem soll diese Beziehungen zur rechtsextremen „Identitären Bewegung“ unterhalten.
Bereits am 13. Oktober 2015 trat ein höherer Militär, Stefan S. aus der HBG aus, weil sein Beruf als Militärarzt gefährdet war. 2017 verließ der Ehrenvorsitzende des Reservistenverbands der Bundeswehr in Hamburg, Ramo-Stefan Sch. die Burschenschaft: „Die Studentenverbindung hat sich in die falsche Richtung entwickelt“, sagte er damals.
Der rechtsextreme Kurs der Burschenschaft scheint G. offensichtlich nicht zu stören, wie auch aus dessen Veröffentlichungen hervorgeht. So publizierte G. in den Jahren 2009 bis 2015 als Co-Autor und -Herausgeber im Ares Verlag, der auch extrem rechte Autoren im Programm hat. Die Bücher „Der Deutsch-Dänische Krieg 1864“ und „Der Deutsch-Französische Krieg“ veröffentlichte der Verlag aus Österreich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül