Bewaffnete Burschenschaftler in Hamburg: „Germanen“ horten Waffen

Die Hamburger Burschenschaft Germania gilt als rechtsextrem. Trotzdem besitzen einige ihrer Mitglieder scharfe Waffen – legal.

Männer mit Mützen auf einem Balkon mit Deutschlandfahne

Wären so gerne Patrioten: Mitglieder der Burschenschaft Germania im Juli 2013 Foto: Malte Christians/dpa

HAMBURG taz | Sie wollen „deutsche Männer“ sein und sie haben scharfe Waffen. Befürchtungen zur Burschenschaft Germania bestätigt jetzt die Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage der dortigen Linksfraktion: Bundesbrüder der rechtsextremen Burschenschaft haben mehrere Schusswaffen – mit offizieller behördlicher Erlaubnis. Es sind mindestens sieben Personen.

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts (HBGR) möchte das nicht hinnehmen. Schon im Jahr 1991 waren Burschenschaftler aus der Umfeld der Germania in Hamburg durch Wehrsportübungen aufgefallen. Rund 25 bis 40 Personen, darunter überwiegend studierende Reservisten, veranstalteten zweimal jährlich Wehrsportlager in der Nähe des Truppenübungsplatzes Munster.

Das bemerkte auch der Hamburger Verfassungsschutz: Er schrieb darüber 1993 in einem vertraulichen Bericht. Vor drei Jahren wurde dann bekannt, dass die Aktiven der Burschenschaft nicht nur Selbstverteidigungs- und Fitnesstrainings absolvierten, um ihre „Wehrkraft zu erhalten und zu stärken“. Sie boten auch Aktivisten der „Identitären Bewegung“ an, dabei mitzumachen.

Der Verfassungsschutz stuft die „Germanen“ mittlerweile als rechtsextrem ein. Die Senatsantwort auf die Anfrage der Linken offenbart aber, dass der Inlandsgeheimdienst nicht weiß oder sagen will, wie viele aktive Burschenschaftler und „alte Herren“ überhaupt in der „Germania“ vereint sind. Die Folge sei fatal, sagt Felix Krebs vom HBGR: „Die Behörden können also gar nicht prüfen, ob weitere Burschen der Germania über legale Schusswaffen verfügen, weil ihnen die Namen fehlen.“

Es könnten sich als auch viel mehr als die sieben bekannten Personen legal bewaffnet haben. Auch ob „Germanen“ oder andere extrem rechte Mitglieder von Burschenschaften in Schützenvereinen oder Waffenklubs organisiert seien, könnten die Behörden nicht wissen: Krebs zufolge findet hier kein Abgleich statt.

So kann der Senat in der Anfrage auch auf konkrete Nachfragen zu bestimmten Personen nicht antworten. Nach Stefan H. etwa fragte die LKinbksfraktion, der für den „Hanseatic Gun Club“, einen „Schießstand im Zentrum Hamburgs“ schon an Schießwettbewerben teilnahm und selbst über großkalibrige Waffen verfügt. Auch interessierten sich die Linken für Jürgen U., der über die Adresse der Burschenschaft Zubehör für seine halbautomatischen Waffen bezogen haben soll.

Der Senat schreibt nun, mit diesen Informationen zu U. solle der Fragesteller sich umgehend an die Sicherheitsbehörden wenden. „Eine Bankrotterklärung“, findet Krebs. Der Verfassungsschutz „erweist sich ein weiteres Mal als überflüssig“.

Ähnlich sieht das die Linksfraktion: „Offensichtlich haben die Sicherheitsbehörden nichts unternommen, um zu prüfen, inwieweit Waffen in den Händen Rechter sind. Wie schon beim Mord an Walter Lübcke zeigt sich, dass antifaschistische Recherche Defizite der Sicherheitsbehörden ausgleichen muss.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.