Rechte Gruppe „Adrenalin Braunschweig“: Offene Morddrohung gepostet
Der Sprecher des Braunschweiger Bündnisses gegen Rechts hat mit Bezug auf den erschossenen Walter Lübcke eine Morddrohung erhalten.
Seit Jahren töteten Rechtsextreme, bedrohten fast täglich Menschen und hetzten im Minutentakt in sozialen Netzwerken, sagt Janzen. Eine wirklich neue Dimension sehe er nicht. Trotzdem habe ihn diese Drohung nach dem aktuellen Mord anders bewegt.
Richei, der sie ausgesprochen hat, ist in Braunschweig schon öfter durch Gewalttaten aufgefallen. Vor wenigen Monaten verurteilte das Amtsgericht Braunschweig den früheren Kader der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ zu einer Woche Dauerarrest und 60 Arbeitsstunden, da er einem Türsteher das Handgelenk gebrochen hatte. Der Türsteher hatte mitbekommen das Richei mit Gesinnungskameraden überlegt hatte, antifaschistische Kneipengäste angreifen zu wollen, berichtet Janzen. Da habe der Türsteher eingegriffen.
Richei ist Kampfsportler und macht bei der Gruppe „Adrenalin Braunschweig“ mit. Auf ihrer Facebook-Seite dokumentieren die Kampfsportler selbst ihr militantes Auftreten – mal vermummt, mal nicht. Bei den rechten Ausschreitungen Ende August in Chemnitz war auch Richei in der ersten Reihe dabei.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Laut Janzen, der schon seit Jahren den Protest gegen rechts vor Ort mitorganisiert und über rechte Strukturen in der Stadt informiert, bedrohe diese Gruppe immer wieder linke Jugendliche in Braunschweig und greife diese an. „Die Betroffenen gehen nicht zur Polizei und stellen keine Anzeige“, sagt Janzen. „Zum einen weil sie nicht erwarten, dass die Täter hart bestraft würden, zum anderen weil sie Angst haben, dass ihre Adresse dann bekannt werden und sie erneut angegangen würden.“
Im November 2018 postete Richei schon einmal eine Drohung. In dem Video steht er mit nacktem Oberkörper da und sagt über Linke: „Und was bringen wir ihnen bei? Stiche, ich schwöre.“ Jemand hält ein Messer in die Kamera.
Nach der Festnahme des Tatverdächtigen im Fall Lübcke, Stephan E., gab ein weiteres Mitglied der Gruppe „Adrenalin Braunschweig“ einen Post ab: „Grüße an den Bruder in Haft!“, schrieb Timo Büllesbach und wünscht sich „all’ die hohen Herren gehangen an die Latern“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin