piwik no script img

Rechte Demonstranten in ChemitzHaftstrafe für Hitlergruß

Nach dem Neonazi-Aufmarsch in Chemnitz muss ein 34-jähriger Chemnitzer in Haft, weil er den Hitlergruß zeigte. Es sind zwei weitere Schnellverfahren geplant.

Mehrere Hitlergrüße gezeigt: rechte Demonstranten in Chemnitz Foto: dpa

Chemnitz epd/dpa | In Chemnitz ist binnen 24 Sunden ein zweiter Teilnehmer einer rechtsgerichteten Demonstration im Schnellverfahren verurteilt worden, weil er den „Hitlergruß“ gezeigt hatte. Das Amtsgericht Chemnitz verhängte am Freitag gegen einen 34-Jährigen eine Haftstrafe von fünf Monaten ohne Bewährung.

Der mehrfach vorbestrafte Chemnitzer hatte nach Überzeugung der Kammer bei einer Kundgebung der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz am 27. August auf dem Chemnitzer Falkeplatz mehrfach den „Hitlergruß“ gezeigt. Weil er bereits vorbestraft ist, entschied das Gericht, die Strafe nicht zur Bewährung auszusetzen.

Es war der zweite Prozess im beschleunigten Verfahren nach den rechtsgerichteten Demonstrationen in der Stadt. Am Vortag hatte das Amtsgericht einen 33-Jährigen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und versuchter Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verurteilt.

Zudem muss der bereits am Donnerstag Verurteilte 2.000 Euro Strafe zahlen. Die Staatsanwaltschaft habe gegen das Urteil jetzt Rechtsmittel eingelegt, berichtet der MDR. Die Entscheidung, ob Berufung eingelegt wird, stehe noch aus. Der Gerichtssprecher sagte, aktuell lägen dem Gericht wegen ähnlicher Vergehen bei den Demonstrationen von Ende August und Anfang September zwei weitere Anträge auf das beschleunigte Verfahren vor.

Erneut sind Demos und Kundgebungen geplant

Am 26. August war beim Chemnitzer Stadtfest ein 35 Jahre alter Deutsch-Kubaner im Streit erstochen worden. Dringend tatverdächtig sind drei Asylbewerber – von denen einer jedoch laut einem Medienbericht seine Unschuld beteuert. Rechte Gruppen instrumentalisierten die Tat für ausländerfeindliche Demonstrationen. Dabei kam es zu Ausschreitungen und Attacken gegen ausländisch aussehende Personen, wie Videosequenzen zeigen. Über die dafür mitunter verwendeten Begriffe „Hetzjagd“ und „Mob“ wurde heftig gestritten.

In Chemnitz hatten sich am 1. September zu einer Kundgebung „Herz statt Hetze“ gegen Rechts knapp 4.000 Menschen versammelt. An rechtspopulistischen Demonstrationen und einer Kundgebung von AfD und „Pro Chemnitz“ nahmen rund 4.500 Personen teil. Für diesen Freitagabend ruft die rechtspopulistische Bürgerbewegung Pro Chemnitz erneut zu einer Demonstration in der Chemnitzer Innenstadt auf.

Auch in Köthen in Sachsen-Anhalt war es am Sonntag nach dem Herzinfarkt-Tod eines 22-Jährigen nach einem nächtlichen Streit zu einer rechten Demonstration gekommen. Rechte Gruppen hatten mehrere sogenannte Trauermärsche durch die Stadt organisierten. Mehrere hundert Rechtsextreme waren in Köthen auf die Straßen gegangen, die Polizei ermittelt unter anderem wegen mehrerer Fälle von Volksverhetzung.

Ende September planen rechte Gruppierungen außerdem ein „Rechtsrockevent“ in Köthen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • „Hitlergruß“ kat keinen Plural. Matterhörner gibt es ja auch nicht.

    • @Sven2000:

      Ziemlich oberschlau von Dir.



      Das Zeigen von Hitlergrüßen durch mehrere Personen scheint mir doch irgendwie ein Plural zu sein.



      Oder weißt Du eventuell gar nicht, was Plural ist?



      Und wenn Du dir Matterhörner ail Model kaufst, darfst Du das sogar kistenweise tun (kistenweise ist ein Adjektiv, keine Weisheit).

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Der Beitrag zeigt, wie in Sachsen der Rechtsradikalismus und der symbolische Hitlergruß betrachtet wird/wurde. Ein Kavaliersdelikt.



    Ich habe vor Kurzem auf einer Webseite des MDR zu einem gesendeten Beitrag über die Ausschreitungen in Chemnitz mir die Qual angetan und die Blogbeiträge gelesen. Von 86 Beiträgen der Blogschreiber sprachen sich 86 dafür aus, daß man das doch nicht so hochkochen solle und im Übrigen die Frontal21-Leute eigentlich schuld sind. So viel zum flächendeckenden sächsischen Rechtsradikalismus und keinem Hauch von Einsicht, daß das der vollkommen falsche Weg ist.

    • @91672 (Profil gelöscht):

      In Deutschland bekommt manchmal schon vorbestrafte Täter die Bewährung für Körperverletzung, Diebstahl, Handel mit Drogen und Ähnliches. Scheint doch kein Problem zu sein, oder?