Real verkauft Wehrmachtskitsch: Einmal hin, alles drin. Wirklich alles
Einen schicken Tropenhelm im Stile des Afrikakorps’? Einen Gürtel à la Wehrmacht? Gab es alles: im Onlineshop von Real.
Wer der NS-Zeit huldigen wollte, fand die passenden Accessoires im Onlineshop der Einzelhandelskette Real. Zum Beispiel einen „Afrikakorps Tropenhelm“ mit schwarz-weiß-rotem Emblem. Bei dem Helm handelte es sich allerdings um eine Reproduktion, stand in der Beschreibung. Nicht, dass eine Verwechslung aufkommt und Kunden denken, sie würden echte Devotionalien kaufen.
In der Metabeschreibung – also den Daten, die beispielsweise Suchmaschinen finden oder die auftauchen, wenn man den Link zum Produkt bei Facebook postet – zu einem Aufnäher stand: „Auch nach dem Tod kämpft dieser Schädel noch für die Ideale des ‚Dritten Reichs‘.“ Auch einen „Wehrmachts Hosengürtel“ (mit Spruch „Gott mit uns“ auf der Koppel) gab es im Shop.
Am Sonntag kam es wegen der Produkte zu einem Shitstorm in sozialen Netzwerken. Daraufhin nahm Real einige der Produkte aus dem Sortiment, den „Hosengürtel“ aber (zunächst) nicht.
Der Slogan „Einmal hin, alles drin“, mit dem Real wirbt, sollte wohl auch die rund zehn Prozent der Deutschen einschließen, die nach der aktuellen Mitte-Studie der Universität Leipzig gute Seiten am Nationalsozialismus sehen.
Doch wie kamen die Es-war-nicht-alles-schlecht-Artikel eigentlich in den Shop? Die Real-Pressestelle sagte der taz, dass der überwiegende Teil des Angebots von Drittanbietern im Real-Shop angeboten würde. Auch verweist sie darauf, dass die oben genannten Artikel den Regeln des Shops widersprächen: „Bereits seit dem Start des Real-Onlineshops als Onlinemarktplatz ist klar geregelt, welche Artikel angeboten werden dürfen.“ Auch der Hosengürtel, der in dem Real-Shop als eine Nachbildung des Originalmusters der deutschen Wehrmacht beschrieben wurde, ist schließlich Montagmittag entfernt worden.
Wie Real künftig dafür sorgen will, dass Artikel, die den Nationalsozialismus verherrlichen, nicht in den Shop kommen? Darauf gab es keine Antwort.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?