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»Die Banken können also kaum noch Profite machen, indem sie Darlehen vergeben.“
Moment! Was bitte verleihen Banken, wenn sie Kredite geben? Richtig, in erster Linie nichts. Das Geld wird aus dem Nichts geschöpft.
Wenn ich 5 € verleihe, aber 100€ drauf schreibe und auch zurückbekomme, habe ich 95 € Gewinn gemacht. Da von keinem Profit zu sprechen, ist schon Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau.
Söder und Scholz haben sich auf Erdogan-Niveau begeben, der auch glaubt Zinsen qua Befehl vorordnen zu können.
@Martin74 Zins wird immer auf Befehl verordnet.
@Martin74 Genau genommen hat Herr Söder mit seinem aktuellen Vorstoß nur zur Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt aufgeschlossen. Die ist spätestens seit 2007 ein "EU-Organ" und offenbar unendlich stolz darauf. So stolz, dass Mario Draghi, ihr Chef, sich einbildet, alle anderen Banken müssten nun sein ganz privates Druckmittel sein. Mittel zum Zweck der Erreichung seiner, Draghis, ganz persönlicher Zielstellungen, und jedenfalls kein Teil der freien Wirtschaft mehr.
Erst hat die EZB die Banken machen lassen, und als die ihre Freiheit falsch genutzt haben, wurden sie durch die EZB an die kurze Leine gelegt. Schon um zu zeigen, dass die EZB sich so was nicht gefallen lässt. Strafe muss schließlich sein, wenn einer ein Vertrauen missbraucht, richtig? Leider treffen die Zwangsmittel mal wieder nicht die wirklich Schuldigen. Und eine Lösung für das Geldproblem sind sie ganz offensichtlich auch nicht. Hilfreicher wären ein paar sinnvolle Regeln gewesen, aber die sind offenbar noch keinem eingefallen.
Wie dem auch sei. Die Banken fühlen sich jedenfalls stranguliert von der Zinspolitik der EZB. Und wie das mal so ist mit Leuten, die zu wenig Luft kriegen: Sie reagieren nicht unbedingt vernünftig. In ihrer Panik schlagen sie wie verrückt um sich – und treffen etwa die "kleinen" Sparer. Die können zwar gar nichts dafür, dass gierige Banker den Euro nebst ganzer Volkswirtschaften destabilisiert haben, aber sie vertrauen ihrer "Hausbank" immer noch mehr, als dem privaten Sparstrumpf. Man weiß ja schließlich nie, wer alles so durchs Fenster steigt.
Vermutlich sagt sich Söder also schlicht: "Was Draghi kann, das kann ich auch!" Dass mag zwar sein, ist aber trotzdem dumm. Man ignoriert ökonomische Zusammenhänge nicht ungestraft. Nicht als EZB-Chef und auch nicht als Bayernkönig. Keine hilfreiche Idee zu haben, seine Daseinsberechtigung (und seine Macht) aber trotzdem legitimieren zu müssen, ist immer Murx. Auch ohne Marx. Am Ergebnis ändert es jedenfalls: nix.
Vor allem sollte immer wieder hinterfragt werden, warum diese grosse Anzahl von Sparkassenvorständen ca. 300.000 Euro pro Nase im Jahr erhalten muss. Es sind öffentlich rechtliche Betriebe. Haben quasi per öffentlich, rechtlicher Definition eine Banklizenz, können mit Hilfe dieser aktuell gar nicht das traditionelle Bankgeschäft betreiben, aber verdienen fürstlich.
Völlig richtig.
Ich wünschte nur, dass sich die Verantwortungskette aus Wirtschaft, Politik und Gewerkschaft zu ihrer Schuld, dass es seit den 70er Jahren so weit kommen konnte, bekennen würde, oder dies den Bürgern ferner ohne Bekenntnis(-se) von allein gewahr werden würde.
Junge WählerInnen haben offenbar Angst vor den Grünen. Dahinter steckt eine wirksame Kampagne, die den fossilen Status Quo aufrechterhalten will.
Real existierende Strafzinsen: Söders Pläne irritieren
Der CSU-Chef hat sein Herz für „Kleinsparer“ entdeckt, er will sie vor Negativzinsen schützen. Sein Vorstoß bringt aber nichts.
Soll man die paar Kröten, die man spart, überhaupt noch der Bank geben? Foto: unsplash/Niels Steeman
Viele Sparer sind schon lange beunruhigt, dass sie keine Zinsen mehr für ihr Geld bekommen. Doch nun nimmt die Debatte eine neue Wendung, weil Markus Söder die „Kleinsparer“ entdeckt hat: Der bayerische Ministerpräsident will einen Vorstoß im Bundesrat starten und dafür sorgen, dass es für Guthaben unter 100.000 Euro keine „Strafzinsen“ gibt.
An Söders Aktion irritiert, dass Negativzinsen längst existieren. Sie heißen nur anders, nämlich „Kontoführungsgebühren“. Fast jeder Sparer musste schon erleben, dass sein Girokonto ständig teurer wird. Oft kostet es sogar eine Gebühr, wenn man nur ganz banal einen Kontoauszug am Automaten ausdrucken will.
Auch Söders Vorstoß wird nichts daran ändern, dass die Banken irgendwie Geld verdienen müssen, wenn sie nicht in die Pleite rutschen wollen. Die Institute sitzen in der Falle, weil ihr traditionelles Geschäft weitgehend zusammengebrochen ist, seitdem die Zinsen fast bei null dümpeln. Die Banken können also kaum noch Profite machen, indem sie Darlehen vergeben. Früher waren die Girokonten kostenlos, weil sie nur als Durchgangsstation gedacht waren: Die Banken hofften, dass sie den Kunden dann weitere Produkte andienen könnten. Doch auch dieses klassische Beratungsgeschäft steckt in der Krise. Die Lebensversicherung zum Beispiel hat jeden Sinn verloren, seitdem es kaum noch Zinsen gibt. Kaum ein Kunde ist noch bereit, die hohen Abschlussgebühren zu zahlen, um hinterher ungefähr genauso viel zu erhalten, als wenn er sein Geld gleich auf dem Girokonto geparkt hätte.
Die Banken haben daher nur noch eine einzige Dienstleistung zu bieten, auf die die Kunden nicht verzichten können und wollen: Sie sind sichere Aufbewahrungsorte für das Geld. Diesen Service werden sich die Banken teuer bezahlen lassen. Schon vor Jahren wurde prognostiziert, dass die Kontoführungsgebühren perspektivisch bei 30 Euro pro Monat liegen könnten. Diesen Trend kann auch Söder nicht aufhalten.
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Kommentar von
Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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