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Razzien bei ReichsbürgernHunderte Messer und Äxte

PolizistInnen haben die Wohnungen von Reichsbürgern in Baden-Württemberg und Hessen durchsucht. Sie fanden Waffen, Fake-Dokumente und Drogen.

Werden immer wieder bei Razzien gefunden: selbstgemachte Pässe eines „Deutschen Reiches“ Foto: Patrick Seeger/dpa

Stuttgart afp/dpa | Bei Razzien gegen die sogenannte Reichsbürgerszene in Hessen und Baden-Württemberg haben die Behörden hunderte Messer und Äxte beschlagnahmt. Auch Pfeil und Bogen, Macheten, Zwillen mit Stahlkugeln, Kurzwaffen, Schusswaffenmunition und eine Armbrust mit Zielfernrohr seien am Mittwoch in 25 Wohnungen von insgesamt 34 Beschuldigten gefunden worden, teilten die Staatsanwaltschaften in Stuttgart und Karlsruhe sowie das baden-württembergische Landeskriminalamt am Abend mit.

Allein ein Beschuldigter habe über 200 Messer mit feststehender Klinge, 190 Äxte sowie 520 Klapp- und Einhandmesser verfügt. „In größeren Mengen“ wurden Marihuana und Amphetamine beschlagnahmt. In einer Wohnung befand sich eine Marihuanaplantage. Auch viele Reichsbürgerdokumente, darunter hunderte Blankopapiere, sowie Präge- und Beschriftungsgeräte zur Erstellung von Fantasiedokumenten wurden neben den Waffen gefunden. Die Behörden berichteten zudem von hohen Bargeldsummen, darunter 10.000 Silberschillinge.

Die Anklagebehörden in Karlsruhe und Stuttgart werfen den 34 Beschuldigten unter anderem gewerbsmäßige Urkundenfälschung und Sachbeschädigung vor. Sie sollen Reisepässe, Führerscheine und Staatsangehörigkeitsurkunden gefälscht und massenhaft Faxnachrichten an Behörden versandt haben, in denen die Existenz des Staates geleugnet wird.

Die Beschuldigten sind den Angaben zufolge Führungsmitglieder und Angehörige der Reichsbürgerorganisationen „Republik Baden“ und „Freier Volksstaat Württemberg“ sowie ihrer Dachorganisation „Staatenbund Deutsches Reich“. Bei den Razzien waren bis zu 450 Beamte im Einsatz. Das LKA verpflichtete außerdem zwei Webhostingprovider, Daten über die Beschuldigten herauszugeben.

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11 Kommentare

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  • Warum darf man denn Äxte und Messer beschlagnahmen? 🤔

    Der Besitz von beidem ist doch nicht verboten und meines Wissens nach gibt es auch keine gesetzliche Maximalzahl.... In meinem Keller sind aucb so einige Äxte 😳🤔

    • @Sabrina K.:

      Achja? So "einige" 190 Äxte? Zum regelmäßigen Großfamilien-Feuerholzmachen?

      Und sonst so? Auch wegen Dokumentenfälschung und Sachbeschädigung im Visier der Behörden? Auch in einem Verein organisiert, der die Verfassung des Staates ablehnt und Behörden terrorisiert?

  • "ReichsbürgerInnen" soll es wohl heissen...

  • "Allein ein Beschuldigter habe über 200 Messer mit feststehender Klinge, 190 Äxte sowie 520 Klapp- und Einhandmesser verfügt."



    Meine Güte, es fehlen noch Rüstungen und Schilde, dann könnte der gute Mann zwei volle Centurien für den Marsch auf Berlin ausrüsten.

    Mensch, merken die Behörden denn nicht dass sie sich mit solchen Aktionen und Meldungen lächerlich machen?

  • „„In größeren Mengen“ wurden Marihuana und Amphetamine beschlagnahmt. In einer Wohnung befand sich eine Marihuanaplantage“



    Kaum zu glauben, dass es diese Leute der Justiz so einfach machen, sie schon mal wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz einzubuchten. Während sie sitzen, kann die Kripo in aller Ruhe wegen der Reichsbürger-spezifischen Straftaten ermitteln!

  • "Allein ein Beschuldigter habe über 200 Messer mit feststehender Klinge, 190 Äxte sowie 520 Klapp- und Einhandmesser verfügt."

    Wo ist das Probem? Der Besitz dieser Gegenstände ist nicht verboten, insofern erscheint es äußerst fragwürdig, warum die Staatsanwaltschaft diese Tatsache mitteilt.

    • @JLloyd:

      Ein Händler?

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Bitte recherchiert bei solchen Angaben, ob es sich um erklärbare Bestände handelt. Wenn der Kollege einen Versandhandel hat, in dem er z.B. Äxte oder Messer verkauft, ist das leicht erklärbar. Auch der Besitz der Armbrust oder einer Zwille ist nicht strafbar. Kurzwaffen sind natürlich nicht frei erwerbbar, aber mit Waffenbesitzkarte ist das wieder normal. Auf den ersten Blick erscheint das alles eher harmlos und der Aufmacher bewusst übertreibend. Es erweckt den Eindruck, dass für Reichsbürger andere Gesetze gelten.

    Die Drogen, Urkundenfälschungen und Faxe sind wieder eine ganz andere Baustelle.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Bei dem Artikel handelt es sich um eine Agenturmeldung.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      "Staatsleugnung" ist zwar bescheuert, aber kein Straftatbestand. Und die Produktion von Phantasiedokumenten ist keine Urkundenfälschung. Bleibt die Marihuanaplantage. Aber sowas hat die taz auch schon mal lockerer gesehen.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Carsten Bittner:

        Wenn man diverse Dienstsiegel etc. verwendet wird es dazu. Das ist halt alles nicht wirklich eindeutig