Rassistischer Brandanschlag in Saarlouis: Anklage wegen Beihilfe zum Mord
Durch einen Brandanschlag in Saarlouis vor 30 Jahren starb der Geflüchtete Samuel Yeboah. Nach einem ersten Urteil ist nun ein zweiter Mann angeklagt.
Peter S. wurde im Oktober vom Oberlandesgericht Koblenz wegen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt. Das Gericht sah als erwiesen an, dass er – durch Hass auf Ausländer motiviert – im September 1991 einen Brand in der Flüchtlingsunterkunft gelegt hatte.
Dabei starb der damals 27 Jahre alte Asylbewerber Samuel Yeboah. Zwei weitere Bewohner sprangen aus dem Fenster und brachen sich dabei Knochen. 18 Bewohner konnten sich unverletzt retten. Das Urteil gegen S. ist aber noch nicht rechtskräftig, der Bundesgerichtshof soll es überprüfen.
Der nun angeklagte Peter St. wurde im Juni festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Anklageschrift zufolge soll er nach wie vor eine von nationalsozialistischen und rassistischen Überzeugungen geprägte Ideologie vertreten.
„Hier müsste auch mal sowas brennen“
In der Nacht vor dem Brandanschlag am 19. September 1991 soll er mit Gesinnungsgenossen eine Gaststätte in Saarlouis besucht haben. Darunter sei auch der spätere mutmaßliche Haupttäter S. gewesen. Die Gruppe habe sich in der Kneipe über die damaligen rassistisch motivierten Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte vor allem in Ostdeutschland unterhalten. St. habe im Gespräch deutlich gemacht, dass er einen solchen Anschlag auch in Saarlouis gutheiße. Im Beisein des ihm untergebenen S. soll er gesagt haben: „Hier müsste auch mal sowas brennen oder passieren.“ Davon beeinflusst und bestärkt, soll S. später im Treppenhaus der Unterkunft Benzin vergossen und angezündet haben.
Neben Beihilfe zu Mord wirft die Bundesanwaltschaft St. auch Beihilfe zu versuchtem Mord zum Nachteil von 20 Menschen vor. Über die Zulassung der Anklage entscheidet nun das Oberlandesgericht Koblenz.
Nach dem Anschlag blieben die Ermittlungen zunächst ohne Erfolg und wurden eingestellt. Der Fall galt als bekanntester ungelöster extremistischer Mordfall Deutschlands. Erst vor rund drei Jahren wurden die Ermittlungen wegen neuer Erkenntnisse wieder aufgenommen, die Bundesanwaltschaft übernahm den Fall.
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