Rassistische Attacke auf Taxifahrer: Neuköllner Nazi in Haft
Nach einer Attacke auf einen Taxifahrer sitzt Tilo P. in U-Haft. Mit der rechten Anschlagsserie in Neukölln wird sich ein Untersuchungsausschuss beschäftigen.
Nach einem Bericht der B.Z. soll P. mit dem Taxifahrer in Streit geraten sein, nachdem er dessen Fahrweg blockiert habe. Dabei habe der 38-jähirge Neonazi mit einem Teleskopschlagstock auf den Mann eingeschlagen. Laut Staatsanwaltschaft habe er ihn zudem „ausländerfeindlich beschimpft“.
Ein zweiter Angriff ereignete sich, als der Taxifahrer zum Tatort zurückkehrte, nachdem er anscheinend erfolglos versucht hatte, auf einer Polizeiwache Anzeige zu erstatten. Wieso die Anzeige nicht aufgenommen wurde, konnten am Dienstag weder Polizei noch Staatsanwaltschaft beantworten.
Mit alarmiertem Notruf sei der Taxifahrer dann P. und einem Komplizen per Auto gefolgt. Plötzlich habe der Wagen vor ihm gestoppt. Die beiden Männer hätten versucht, den Mann aus dem Auto zu ziehen, und schlugen auf seinen Kopf ein. Danach seien sie geflüchtet. Über das Kennzeichen aber stießen Beamte auf P. Zwei Tage später durchsuchten sie seine Wohnung; der Richter erließ einen Haftbefehl.
Untersuchungsausschuss kommt
Ebenso wie der zweite Hauptverdächtige der Neuköllner Anschlagserie, Sebastian T., war Tilo P. im vergangenen Dezember in Untersuchungshaft gekommen. Kurze Zeit später wurde er unter Auflagen vom Vollzug verschont. Im August hatte die Generalstaatsanwaltschaft gegen die zwei Männer Anklage erhoben, unter anderem wegen gemeinschaftlicher schwerer Brandstiftung. Ein Verfahren sei aber noch nicht terminiert, heißt es nun von der Staatsanwaltschaft.
Die Polizei rechtfertigte auf Anfrage, warum sie keine Meldung zu der Attacke veröffentlichte. Erst im „Zuge der Ermittlungen“ des Körperverletzungsdelikts habe sich „entpuppt, mit wem man es zu tun habe“.
Zur Anschlagserie in Neukölln sowie das vielfach kritisierte Versagen der Sicherheitsbehörden wird die neue Koalition einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Darauf haben sich die Verhandler:innen von SPD, Grünen und Linken nach taz-Informationen geeinigt.
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