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Rassistische Äußerungen in der CSU„Alkohol, Suff, Drogen, Frauen“

Entwicklungsminister Gerd Müller meint genau zu wissen, was „ein afrikanischer Mann“ mit seinem Geld anstellt.

Beruf verfehlt? Gerd Müller verbreitet rassistische Klischees Foto: dpa

In den letzten Tagen war es ruhig geworden um de CSU – kein Skandal in Sicht. Seit Sonntag verbreitet sich nun aber ein kurzes Video im Netz. Darin zu sehen: ein feixender Gerd Müller, seines Zeichens Entwicklungsminister, der erklärt, was afrikanische Männer seiner Meinung nach mit ihrem Geld so anstellen.

„Wenn eine afrikanische Frau 100 Dollar verdient – Preisfrage: Wie viel bringt sie nach Hause, zur Familie? Die bringt 90 Dollar nach Hause. Wenn ein afrikanischer Mann 100 Dollar verdient – Preisfrage: Was bringt der nach Hause? 30 Dollar. Und du weißt sicher, was er mit dem Rest macht. Nämlich Alkohol, Suff, Drogen, Frauen natürlich.“

Die Sequenz stammt aus einer Rede, die Müller vor etwa zwei Wochen auf dem Deutschlandtag der CDU/CSU zum Thema Bevölkerungsentwicklung und Migration gehalten hat. Dass die Schwesterparteien ein latentes Rassismus-Problem haben, ist nichts Neues. Müllers Rede über den afrikanischen Mann reiht sich in ein Potpourri fremdenfeindlicher Aussagen innerhalb der Parteien ein.

Gut ein Jahr ist es her, dass CSU-Minister Joachim Hermann Roberto Blanco als „wunderbaren Neger“ betitelte. Vor wenigen Wochen erst bezeichnete Oettinger Chinesen als „Schlitzaugen“. Und nun also der afrikanische Mann.

Müller reproduziert mit seiner Aussage rassistische Klischees. Wer ist dieser „afrikanische Mann“, von dem er da spricht? Auf welche empirischen Studien der Entwicklungsminister seine verallgemeinernden Aussagen stützt, bleibt offen. Das Video zeigt nur einen kurzen Ausschnitt seiner Rede. Doch auch aus dem Zusammenhang gerissen: Wenn der weiße Mann mal wieder sagt, was der Afrikaner falsch macht, dann ist das Rassismus.

Nachdem das Video in der „heute-Show“ gezeigt wurde, ging es in den Sozialen Medien viral. „Peinlich, Herr #Mueller! Solche Vorurteile über #Afrika #Maenner sind unwürdig für einen #Entwicklungsminister“, twitterte etwa Niema Movassat, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei.

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27 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die heutige Welt ist kompliziert und voller Fallstricke. Zuwanderung in jeglicher Form ist als positiv zu begrüßen, da sie in abstracto multikulturelle Vielfalt ins muffige Deutschland trägt. Benennt man aber in concreto irgendwelche kulturellen Unterschiede, dann ist man schnell ein übler Rassist. Unterschiede darf es dann gar nicht geben, egal ob lobens- oder tadelnswerte.

  • Der Gerd Müller ist einfach ein wunderbarer Weißer.

     

    (Wie jetzt? Schreibt man das gar nicht mit W am Anfang?)

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Ach taz, ich finde die Aussagen von Müller ja auch bescheuert, aber lese ich in der taz über "alte weiße Männer" unterm Strich nicht die gleichen diskriminierenden, sexistischen Pauschalurteile? Der Unterschied im Umgang scheint darin begründet zu sein, dass den "alten weißen Männern" i.A. nicht der Opferstatus einer schützenswerten Minderheit zugesprochen wird.

  • Chinesen sind fleißig, Deutsche pünktlich aber fliegen für Sex mit Kindern nach Thailand, Polen klauen sind aber glaube ich auch fleißig, Schwarze können gut singen und Russen trinken Wodka. Is alles mit Studien belegt.

    Hab ich was vergessen?

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Müller sagt, es seien "Forschungsergebnisse" der Entwicklungsforschung. Irgendein Link?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      Es gibt dutzende Studien zur Vergabe von Mikrokrediten, die zeigen, dass Frauen sehr verantwortungsvoll mit Geld umgehen. Eine Studie, die die plakativen Aussagen des Ministers abbilden würde, habe ich auf die Schnelle aber nicht gefunden.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Das kann ich durchaus bestätigen! Die Vergabe von Mikrokrediten ist für Privatanleger sehr attraktiv. Die Rendite liegt so bei 6%-8%.

        Wenn möglich vergebe ich diese nur an Frauen. Die haben eine halb so hohe Rate bei den Ausfällen. Dazu gibt es auch eine äußerst langatmige und langweilige Ausarbeitung der SCHUFA zu.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Scheinbar hat sich die Studie auch mit dem Ausgabeverhalten der Untersuchungsobjekte beschäftigt ;).

        • @10236 (Profil gelöscht):

          "Der Entwicklungsminister habe sich auf eine Studie der Nike Foundation aus dem Jahr 2009 bezogen, sagte eine Sprecherin. Darin heißt es, Frauen investierten 90 Prozent ihres Einkommens in den Haushalt - bei Männern seien es nur 30 bis 40 Prozent." Von Spon kopiert. Ändert aber nichts am Rassismus der Aussage.

          • @Andokas:

            Die Firma Nike setzt sich offiziell gegen Rassismus ein, lässst aber in Indonesien zu Hungerlöhnen von Kindern die Schuhe nähen... .

             

            Ja, deren Forschung muss ich ernst nehmen... .

            • @Lesebrille:

              SIE brauchen sie nicht ernst zu nehmen. Die Frage ist, ob Sie jemande, der es tut, dass automatisch vorwerfen können, weil der Auftraggeber dieser Studie keine weiße Weste hat. Die Qualität der Studie muss das nicht zwangsläufig beeinträchtigen.

  • Sei wann sind Männer eine Rasse?

     

    In Russland saufen sie Wodka, in Afrika kauen sie Kat, während ihre Frauen schuften...

     

    Afrikanische Frauen z.B. erledigen 70% der Arbeit in der Landwirtschaft, wobei sie selbst nur 12% Land besitzen…

     

    Die Rückzahlungsquote von Krediten, die afrikanischen Frauen gewährt werden, liegt dagegen bei annähernd 100 %

     

    Gegenfrage – wie ist die Zahlungsmoral bei afrikanischen Männern?

    Die bekommen erst gar keine Kredite !

  • Müller pauschalisiert. Aber im Durchschnitt hat er einfach Recht. Unser Sohn ist mit antirassistischem Idealismus nach Afrika gegangen. Und ziemlich ernüchtert zurückgekommen. Was er erlebt hat, deckt sich in etwa mit Müllers Aussagen.

    • @Breitmaulfrosch:

      Ich halte es ja schon für grundsätzlich falsch von Afrika zu reden. Meint er Ägpten? Südafrika? Gabun? Senegal? Somalia?

       

      Klar, kann das sein das in Land X es eine kulturelle Gegebenheit ist, den Großteil des Geldes an der Familie vorbei für Alkohol/Drogen/...auszugeben.

       

      Aber pauschal "in Afrika" ist einfach falsch und intellektuell ein Armutszeugnis. Für die CSU vielleicht ein Höhepunkt, immerhin kennt er den Kontinent.

  • Natürlich ist alles an der CSU eine Senkgrube, aber: bereits als ich noch bei so Development Studies-Sachen aufgepasst habe (späte 90er) war hinlänglich bekannt, daß der Wirkungsgrad von Transferleistungen im Rahmen diverser Entwicklungsprojekte in etwa so war, wie Müller das darstellt. Daher damals schon die Fokussierung diverser Grameen-ähnlicher Mikrokredit-Initiativen auf Frauen.

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @Wurstprofessor:

      Aha. Alkohol, Drogen, Frauen bilden also den durch Studien belegten Warenkorb des afrikanischen Mannes ab.

       

      Hervorragende akademische Leistung, Herr Professor.

  • Es darf keine demokratische PArtei rechts der CDU/CSU geben...

    Reaktion der CDU/CSU: nicht etwa Rassismus bekämpfen sondern so weit nach rechts rücken das rechts von einem selbst kein Platz mehr ist...

    Wie ignorant kann man eigentlich sein?

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Oskar:

      Der Müller will sozusagen die AfD über den rechten Rand hinausquetschen, wo sie dann in den braunen Sumpf hineinfällt und dort versinkt.

  • "Schon früh hatte Muhammad Yunus erkannt, dass die Mikrokredite bei Frauen besser aufgehoben sind als bei Männern. "

     

    Andere formulieren eben nur freundlicher.

  • Also... rassistisch ist es schon mal nicht - er nimmt die afrikanischen Frauen ausdrücklich von seinen Vorwürfen aus.

    Höchstens ist es sexistisch - gegen Männer.

    Und in der Entwicklungshilfepolitik hat man schon seit langem erkannt, daß die schlechte Lage der Frauen ein wichtiges Entwicklungshemnmis ist. "Sexistische" Strategien zur Verbesserung der Lage der Frauen sind aktuell Standard: https://www.care.de/einsaetze/themen/frauen-und-maedchen/

     

    Der Minister hat in einer flapsigen Tonart (damit seine Parteifreunde das auch verstehen) die aktuellen Strategien seines Hauses referiert. Daran ist nichts auszusetzen und das in der "heute-show" war nichts weiter als Hetze.

    • @Werner W.:

      Aber ja doch, der Müller, der ist ein ganz Lieber! Der spricht "nur frank and open" and "frei von der Leber weg, as we say in German"... .

       

      Das machen Rassisten in Deutschland eben so. Konnten sie doch nicht wissen, dass so etwas jemanden stören könnte... .

  • Das ist die CSU.

    • @Bandari:

      für so einen (verallgemeinernden Satz über die CSU), unterstelle ich mal, haben Sie ähnlich wenig kurz oder überhaupt nicht nachgedacht wie die aus der Hüfte schießenden Leute, die ebenso schnell Urteile über ganze Volksgruppen parat haben.

  • Die Petition habe ich gerne unterschrieben. Nur über den Petitionslink auf der Seite fand ich sie nicht. Sie ist bei Change.org zu finden.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Könnte er im Schnitt nicht Recht haben? Hier wird ja sonst so vierl darüber berichtet, dass man das Einkommen der Frauen in Afrika erhöhen muss, damit es der Entwicklung zugute kommt.

    Wobei man auch beachten muss, dass von 100€ Entwicklungshilfe durch Herrn Müller sicher 70€ an afrikanische Diktatoren für oben genanntes geht.

  • Wenn Hr. Müller 10000€ pro Monat verdient, wieviel sieht dann davon seine Frau und wieviel die netten Frauen im Arthemis?