Rassistische Äußerung des AfD-Vize: Gauland beleidigt Boateng
Vor der Fußball-EM hat sich AfD-Vize Gauland diskriminierend über Nationalspieler Boateng geäußert. Aber dann will er das doch nicht gesagt haben.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sagte im Kurznachrichtendienst Twitter: „Einfach nur niveaulos und inakzeptabel. Wer so redet, entlarvt sich selbst – und das nicht nur als schlechter Nachbar.“ CDU-Vize Julia Klöckner twitterte: „Lieber Boateng als Gauland als Nachbarn.“ Der in Berlin geborene Boateng ist der Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters. Er ist Stammspieler des FC Bayern.
Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, sagte der Zeitung, es sei „einfach geschmacklos“, die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft „für politische Parolen zu missbrauchen“. Boateng sei „ein herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich übrigens auch gesellschaftlich stark engagiert und für viele Jugendliche ein Vorbild ist“.
Auch der Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff wandte sich gegen Gaulands Äußerung: „Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine.“
Am Sonntagmittag meldete sich Gauland erneut zu Wort und wies den Vorwurf zurück, Boateng fremdenfeindlich beleidigt zu haben. „Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten“, teilte er mit. Gauland behauptet nun, er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, „aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert“. Die Redaktion der FAZ kann jedoch die Richtigkeit der Aussagen nach eigenen Angaben durch Mitschriften unterschiedlicher Autoren belegen.
Die Parteivorsitzende der rechtspopulistischen AfD, Frauke Petry, entschuldigte sich bei Boateng und verwies auf Erinnerungslücken ihres Stellvertreters: „Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist.“
Erst in der vergangenen Woche hatten sich Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung abschätzig über Jugendfotos der deutschen Nationalspieler auf Packungen der Kinderschokolade geäußert. Darauf zu sehen sind unter anderem auch Jérôme Boateng und Ilkay Gündogan.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens