piwik no script img

Rassismus in „dtv-Atlas Weltgeschichte“„Wirtsvölker“ werden gestrichen

In dem Standardwerk wurde seit 1966 antisemitische Nazi-Terminologie immer wieder gedruckt. Nun soll die Passage überarbeitet werden.

Da war die Passage noch niemandem aufgefallen: Der Stand des dtv auf der Frankfurter Buchmesse 2011 Foto: dpa

Berlin dpa | Der „dtv-Atlas Weltgeschichte“ muss nach einem Bericht des Hamburger Abendblatts wegen einer rassistischen und antisemitischen Passage überarbeitet werden. Der Deutsche Taschenbuch Verlag habe eingeräumt, dass ein seit 1966 in 42 Auflagen gedruckter Absatz „peinlich und rassistisch“ sei.

In der für November 2015 geplanten Neuauflage werde der Passus korrigiert. Darin ist in Zusammenhang mit der rechtlichen Gleichstellung von Juden im 19. und 20. Jahrhundert von deren „Wirtsvölkern“ die Rede.

„Wirtsvölker“ ist einer von vielen ursprünglich aus der Biologie stammenden Begriffe, die von Nationalsozialisten für ihre antisemitische Ideologie missbraucht wurden. Während Biologen dann von Wirtsvölkern sprechen, wenn Parasiten zum Beispiel Bienen befallen, haben Nazi-Ideologen den Terminus auf Juden angewandt.

Die Autoren des Buchs – Werner Hilgemann und Hermann Kinder – leben nicht mehr. Verlags-Lektorin Anna Coseriu vermutet, dass „der Wortgebrauch auf Gedankenlosigkeit“ zurückzuführen sei – was „schlimm genug“ sei, schrieb die Zeitung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Manchmal machten die das auch, um Kontinuität det Wiedererkennung von Begriffen zu sichern - auch für eime kritische Lektüre.

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Dann könnte man den Begriff mit hinreichend Anführungszeichen und einer angemessenen Erläuterung belassen.