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Rassismus in SachsenCouscous und Grillhaxe

Eine Studie der Bundesregierung attestiert Sachsen ein besonderes Problem mit Rechtsextremismus. Zu Recht? Erkundungen in Pirna.

Über tausend Besucher waren am Samstag beim Markt der Kulturen in Pirna Foto: Daniel Förster

Pirna taz | Zwei Iraker streiten sich in Pirna über Sachsen. Als der eine sagt, dass die Menschen sehr nett seien, schüttelt der andere den Kopf. „Nee“, sagt er. Die beiden Jesiden Azad Ali Hamad und Jalal Salih Ahmad sitzen auf einer Bank an einem Spielplatz im Stadtzentrum. Sie wollten dem Gedränge auf dem Marktplatz entkommen, wo Parteien und Organisationen zum „Markt der Kulturen“ geladen haben.

Die beiden möchten in Ruhe darüber diskutieren, wie es sich denn als Flüchtling lebt in Orten, die zu Chiffren für Fremdenhass geworden sind. „Die Sozialarbeiter helfen uns sehr, ja, aber die normalen Deutschen hier sind gegen uns“, sagt der 19-jährige Ahmad. Sein Freund Azad Salih Hamad ist fünf Jahre älter, hat aber von beiden das kindlichere Gesicht. Er kippt vor Empörung fast von der Bank. „Schreiben Sie auf, dass das seine Meinung ist. Ich finde alle Menschen hier sehr nett!“, sagt er.

Die beiden Flüchtlinge scheinen in zwei verschiedenen Sachsen zu leben. Im Sachsen von Azad Ali Hamad arbeitet die Pirnaer Ausländerbehörde wie eine gut geölte Maschine. Sie saugt die Flüchtlinge ein und verwandelt sie in Rekordtempo in Mustermigranten. Integration laufe in Pirna besser als in den großen Städten Deutschlands, will Hamad wissen. Er werde bald studieren oder eine Ausbildung machen. „In zwei oder drei Jahren bin ich kein Ausländer mehr“, sagt er. Ob er langfristig in Pirna leben wolle? Selbstverständlich, meint er. „Es gibt keine Probleme hier“, sagt er.

Die scheint es im Sachsen seines 19-jährigen Freundes durchaus zu geben. Er lebt wenige Kilometer von Pirna entfernt in Heidenau. Einer Stadt, die sich nach den Ausschreitungen im August 2015 einen Ruf erarbeitet hat genau wie das benachbarte Freital. Als Ahmad in Heidenau ankam, war die von wütenden Gegnern der Flüchtlingsunterkunft angepöbelte Bundeskanzlerin gerade wieder weg.

Streit um Studie

Alles Fälschung, berichtete die Weltvor wenigen Tagen über die Studie zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Die Interviews seien sowieso fast nur im linken Milieu geführt und einige Gesprächspartner darüber hinaus frei erfunden worden. Die Autoren des Göttinger Zentrums für Demokratieforschung wiesen diesen Vorwurf zurück. „Jedes Interview stammt von realen Akteuren.“ Aus Sicherheitsgründen seien die Stellungnahmen jedoch anonymisiert worden. „Forschung in einem solch schwierigen Feld wird schlicht unmöglich, wenn notwendige Anonymisierungen perfiderweise als Erfindungen tituliert werden.“

Schlimme Sachen

Mittlerweile wohnt er mit anderen Flüchtlingen zusammen in einem Mietshaus in Heidenau. Die Nachbarn würden ihn weder grüßen noch Einladungen zum Essen annehmen. Manche Leute würden auch schlimme Sachen hinter ihm herrufen. „Abends verlasse ich nie die Wohnung, weil die Caritas uns das geraten hat“, sagt er. Jetzt schüttelt sein Freund Azad den Kopf. „Ich gehe abends auch nicht vor die Tür, weil ich Deutsch lerne“, sagt er. Er klingt, als wolle er sagen: „Stell dich nicht so an.“

Der Spielplatz ist nur wenige Minuten vom Festgeschehen rund um das Rathaus entfernt. Die Pirnaer können sich an circa 60 Ständen davon überzeugen, welche Vorteile eine offene Gesellschaft hat. Sie können etwa am Stand eines afrikanischen Vereins einen Eintopf mit Couscous, Spinat und Erdnüssen probieren. Er schmeckt mild, ist aber dennoch wohl ein Wagnis für Menschen, denen im „Marieneck“ oder in der „Witwe Polte“ am Marktplatz Grillhaxe mit Krautsalat angeboten wird.

Ich finde alle Menschen hier sehr nett sagt Jalal Sahli Ahmad

Sebastian Reißig von der Aktion Zivilcourage schiebt sich mit seinem Walkie-Talkie durch die Besuchermenge. Reißig findet den Auflauf bemerkenswert. Schließlich hat seine Stadt nicht einmal 40.000 Einwohner. Er hat vor 15 Jahren den Impuls zu dem interkulturellen Fest gegeben. Da war seine eigene Initiative „Aktion Zivilcourage“ schon einige Jahre alt. Aus purer Not hatten sich Reißig und ein paar Freunde nach dem Abitur Ende der 90er Jahre zusammengetan, erzählt er. „Die Alternative wäre gewesen wegzuziehen.“

Marktplatz der Kulturen

Was sich seitdem verändert hat – Reißig beantwortet die Frage, indem er den Besucher über den Marktplatz führt. Er reagiert gelassen, als er auf die Studie angesprochen wird, die wenige Tage vor dem Pirnaer Kulturfest Sachsen ein besonderes Problem mit Rechtsextremismus attestierte. Im Auftrag von Iris Gleicke, der Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer, fand das Göttinger Institut für Demokratieforschung heraus, dass die Sachsen ihr Sächsischsein überhöhen würden. Ein neues Schlagwort macht in den Medien die Runde: der Sachsenstolz. Sebastian Reißig sagt, dass er die Studie nicht kommentieren werde, solange er sie nicht gelesen hat. „Ich weiß nur das, was die Medien berichtet haben“, sagt er.

Andere Festbesucher haben ein höheres Redebedürfnis über die Studie und das Bild von Sachsen in den Medien. Jürgen Scheible ist Geschäftsführer der Pirnaer Wohnungsgesellschaft. Er nennt den „Markt der Kulturen“ eine ganz „tolle Sache“. Als er auf Iris Gleicke und die von ihr in Auftrag gegebene Studie angesprochen wird, entgleisen ihm kurz die Gesichtszüge. „Ich glaube, beim Spiegel kopieren sie einfach ihren alten Artikel und wärmen die braune Soße wieder auf“, sagt er.

Die Wahrheit oder vielmehr seine Wahrheit ist eine andere. Es gebe eine Klimaveränderung in Sachsen, die nicht ins Bild von demokratieverdrossenen DDR-Nostalgikern passe. „In Pirna haben wir die Leute, so schnell es ging, dezentral in Wohnungen untergebracht. Ich kenne Fälle, das sind die Leute mit ihren neuen Nachbarn erst einmal nach Dresden gefahren, um ihnen die Frauenkirche zu zeigen“, sagt er. Er hat sich in Rage geredet, ohne dabei aggressiv zu wirken. Der Eindruck ist eher, dass Scheible überzeugen will. Und dass er jämmerlich darunter leidet, dass ihm wegen seiner Herkunft aus Sachsen unterschwellig etwas unterstellt wird.

Sind die Medien schuld?

Sind die Sachsen vielleicht in einer ähnlichen Lage wie die Muslime? Müssen sie sich wie jene nach den Taten Einzelner als Kollektiv verantworten, und sind die Medien daran schuld? Sebastian Reißig findet das zu pauschal. Er wisse aber von einer gewissen Trotzhaltung in Sachsen, sagt er. Er meint damit, dass einige Sachsen das Gefühl bekommen, dass sie der Etikettierung als fremdenfeindlich ohnehin nicht entkommen können. Das könne dazu führen, Dinge mit einer gewissen Wurstigkeit zu ertragen, fürchtet Reißig.

Besonders ärgert ihn, wenn das Bild einer schweigenden Mehrheit in Sachsen gezeichnet wird, die auf der Seite der Rechten stünde. Er berichtet von den zahlreichen Demokratie-Initiativen und von eifrigen Kommunalverwaltungen, die nichts unter der Decke halten, sondern im Gegenteil den Rat von Aktivisten suchen würden.

Reißig verweist auf viele Dinge, die in der Debatte um den Rechtsextremismus in Ostdeutschland immer wieder zu hören sind. Etwa, dass die DDR ein abgeschotteter Mikrokosmos war, wird auch in der Göttinger Studie erwähnt. Er verbindet die alten Argumente aber zu einem Narrativ, das zumindest auf eine Lösung hinweist. Alles, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt und ein Wir-Gefühl jenseits der Heimattümelei fördert, schadet aus seiner Sicht den Rechten. Couscous anbieten und die Grillhaxe nicht schmähen, so lässt sich seine Methode beschreiben, mit der er die Sachsen für eine offene Gesellschaft gewinnen will.

Großmutter und Enkelin

Vielleicht liegt die Wahrheit über Sachsen irgendwo in der Mitte zwischen Anja Radzanowski und ihrer Mutter Gabi. Gabi Radzanowski ist bereits Großmutter. Aber sie wippt mit den Füßen zur Musik von der Bühne, als wäre sie zwei Generationen jünger. Dann sagt sie etwas Erstaunliches für die Besucherin eines interkulturellen Festes. Auch sie gehöre zu denjenigen, die sich in die „rechte Ecke“ gestellt fühlen. „Ich habe eben Angst, dass mit den Flüchtlingen auch Terroristen und Kriminelle ins Land kommen. Das kann man aber nicht offen sagen“, findet sie.

Wer ihr das genau verbiete, erklärt sie nicht. Vielleicht will sie bloß keinen Streit mit ihrer Tochter Anja. Die jüngere Radzanowski wirft den Sachsen vor, wehleidig zu sein. „Ich bin arbeitslos, aber die meisten jammern hier auf hohem Niveau.“ Über Politik will ihre Mutter eigentlich gar nicht mehr diskutieren, sagt sie. Nur, dass sie das Fest gut finde, obwohl sie nicht jedem Fremden gleich vertraue, betont sie. Da steht die ältere Sächsin nun mit ihrer der Willkommenskultur zugeneigten Tochter auf dem Marktplatz und schunkelt zu afrikanischer Trommelmusik. Vielleicht ist es das, was der Aktivist Sebastian Reißig unter Mitnahme der Zweifler versteht.

Große Bedenken gehabt

Über den Marktplatz schlendert ein Paar, um das sich manche Sorgen machen würden. Melanie Knoche und Zahid Zafar laufen Hand in Hand durch die sächsische Kleinstadt. Sie ist dunkelblond, er hat schwarze Haare und einen dichten Bart. Wer eine lebhafte Fantasie hat, malt sich aus, was schiefgehen könnte, würden nun die falschen Leute auftauchen. Beide berichten aber beseelt, wie schön Pirna sei. Zahid Zafar kommt aus Frankfurt am Main und hat pakistanische Wurzeln.

In der Mainmetropole scheint es ihm gutzugehen. Diskriminierung habe er in Frankfurt nicht erlebt, meint der Sozialarbeiter. Wie das im Osten auf dem Land sein würde, da habe er große Bedenken gehabt, gibt er zu. „Aber meine Freundin ist auch Ostdeutsche. Also habe ich es gewagt.“ Zafar hat als Sozialarbeiter eine Meinung zum „Markt der Kulturen“ in Pirna. Er findet es gut, dass so viele verschiedene Vereine Präsenz zeigen. „Das zeigt, die Sachsen tun doch was“, sagt er. Ein kleines bisschen Sachsenstolz ist offenbar schon auf manchen Besucher aus Westdeutschland übergegangen.

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10 Kommentare

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  • Das Schlimme an diesen Sonderzonengebieten ist, dass tausende Personen deutscher Abstammung mit völliger Selbstverständlichkeit die Physiognomie und die vermutete Herkunft einer Person, die gerade vorbeigeht kommentieren:

    "Da kommt ja ein Neger"

    "Ja Sie sind aber auch von woanders her"

     

    Das geht einher mit der ständigen Beschäftigung und Kultivierung von Kleinigkeiten in der eigenen Gegend, als würden die Sachsen gerade ihre Ausbildung zur Sightseeing-Führerin wiederholen. vgl. z.B. Theodor-Körner-wiki

     

    Zudem werden Diskussionen über Kultur geführt: Multikulti-Mutti werden Vorwürfe gemacht.

     

    Ich finde das sind kindische, sehr dumme Verhaltensweisen.

    ad Politik: Dresden sei die Hauptstadt des Widerstands. dazu auch wieder

    das https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_K%C3%B6rner_(Schriftsteller) „Sänger und Held“ im Lützowschen Freikorps

  • Jetzt verstecken sich alle hinter dem Thema "anonymisierte Befragte" wenn sie diese Studie kritisieren. Ist ja auch viel einfacher für Herrn walter und sein Team. Das Problem sind nicht die anonymisierten Befragten, dass Problem sind die Pauschalisieren und die fehlende Reichweite der Studie. Man befragt 40 Leute aus Sachsen und Thüringen, stellt dabei ganze drei Orte in den Fokus und betitelt diese "Studie" als "Rechtsextremismus in OSTDEUTSCHLAND". So etwas sollte sich Wissenschaftlern im Jahr 27 nach der Wende von selbst verbieten. Zudem werden alte Quellen benutzt (z.B. aus dem Jahr 2005) und dann behauptet Frau Gleicke "seht her, so tickt der Osten im Jahr 2017". Wie billig. Will Frau Gleicke einfach nur ihren Job rechtfertigen? Ich bin ja der Meinung 27 Jahre nach der Wende braucht man keine Ostbeauftragte mehr und die nächste Studie zum Thema Rechtsextremismus befasst sich bitte mit Gesamtdeutschland plus aufgegliederter Darstellung nach Regionen. Ist das wirklich so schwer zu realisieren, Herr Walter?

  • So ein Fest ist ja eine tolle Sache, löst aber die Probleme nicht und die Sachsen über einen Kamm zu scheren ist so sinnvoll wie dies bei Ausländern zu tun. Aber woher immer dieser "bei uns gibt es sowas nicht" Reflex herkommt ist mir rätselhaft.

    Ach so: Heidenau ist mit Freital ungefähr so benachbart wie Neukölln mit Lichtenberg.

    • @FriedrichH:

      Na los, denken Sie nach! Dreimal dürfen Sie raten: Woher wohl könnte er nur "immer" kommen, dieser Bei-uns-gibt-es-sowas nicht-Reflex? Wenn Sie drauf kommen, sind Sie Besser-Wisser und kriegen was geschenkt. Ne Ehre beispielsweise, ein Geld oder den Auftrag für ne "Studie".

  • „Ich glaube, beim Spiegel kopieren sie einfach ihren alten Artikel und wärmen die braune Soße wieder auf“

     

    Es ist eher rote Soße und die wird seit Rostock-Lichtenhagen in regelmäßigen Abständen über den Osten verkleckert. Ein Teil des Westens braucht diese Vorurteile, um sich besser zu fühlen.

    • @TazTiz:

      es ist wohl eher ein geben und nehmen. der osten liefert solche bilder und der westen saugt sie begierig auf, auf der suche nach den schuldigen.

      einmal genauso platt pauschalisiert gesagt, wie die ganze debatte.

      • 2G
        24636 (Profil gelöscht)
        @nutzer:

        Es gibt Statistiken zu Einstellungen und Gewaltaten. Immer ist Sachsen ganz oben. Und das schreibt nun jemand, der beruflich mit Bürgern aus Ostdeutschland zu tun hat und daher auch viele positive Eindrücke vermittelt bekam. Sachsen sind selten besonders weltoffen, positiv gewendet legen sie eben noch Wert auf ihre landeseigene Kultur und Eigenständigkeit. Dazu gehören sowohl sympathische wie unsympathische Aspekte. Und die wiederum sind natürlich in den einzelnen Menschen, Familien, Lokalitäten unterschiedlich ausgeprägt.

         

        Schließlich würde ich ihnen noch recht geben, dass es auch ausgeprägte Vorurteile im Westen gegenüber den Sachsen gibt. Da macht man sich schnell über den Dialekt lustig und hört gar nicht mehr weiter zu. Oder nimmt die Statistik und lässt den Rollladen gleich runterknallen.

         

        Ich sehe es so, dass Sachsen eben ein Bundesland wie im Westen Bayern ist. Eines also, dass sehr mit seiner kulturellen Identität zu kämpfen hat und das im Unterschied zu Bayern heute mit teils großen wirtschaftlichen Problemen. Migranten werden dabei schnell zur Zielscheibe, weil sie als Katalysator für tiefere und weniger greifbare Probleme taugen. Die CDU in Sachsen hat das stets kräftig zu befüttern gewusst. Der dann noch teils starke Rechtextremismus weiß das eh gekonnt zu instrumentalisieren. Nicht anders aber als auch in den Ballungszentren Nordrhein-Westfalens.

        • @24636 (Profil gelöscht):

          Es gibt Statistiken, klar. Aber was sagt ein statistischer (Durchschnitts-)Wert über den Einzelnen aus?

           

          Statistiken sind Momentaufnahmen, die uns private Hochrechnungen erlauben. Wenn die Statistik sagt, dass ein bestimmter Prozentsatz aller Sachsen rechten Parolen anhängt, bedeutet das gleichzeitig, dass ein anderer Prozentsatz (die Differenz zu 100% nämlich) genau das nicht tut. Wenn wir das wissen, können wir auf dieser Grundlage Wetten auf die Zukunft abschließen.

           

          Wir können uns beispielsweise ausrechnen, dass die eine oder die andere Gruppe in 10, 20 oder 100 Jahren „gewonnen“ haben wird. Dabei vergessen wir nur meistens, dass statistische Momentaufnahmen das Ergebnis ganz konkreter Umstände sind. Umstände aber können sich ändern. Auch auf Grundlage von Erwartungen, die durch Statistiken ausgelöst werden. Tun sie das, ist unsre Rechnung für die Katz' gewesen.

           

          Statistikenkönnen nicht mehr sein, als Diskussions- bzw. Arumentationshilfen. Sie können keine Aussagen über die Zukunft treffen und uns in sofern auch nicht recht geben. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar, auch nicht für Statistiker. Wer das nicht glauben will, der kann auch gleich Ahmad oder Azad fragen, die „ältere Sächsin“ oder ihre Tochter, Sebastian Reiß oder einen Glatzkopf in Springerstiefeln. Deren „Ansagen“ liefern genau so viel oder so wenig Sicherheit.

           

          Übrigens: Ich habe gehört, diese „Studie“ hätte genau das getan. Sie würde auf ganzen 40 Interviews basieren. Wissenschaftlichkeit geht dann doch anders, finde ich. Hier wird ein Anspruch suggeriert, den man gar nicht verfolgen wollte.

        • @24636 (Profil gelöscht):

          Der Rechstextremismus ist mit der CDU verwandt. Aber "der Sachse ist ja gegen Rechtsradikalismus imun" (Kurt Biedenkopf), mir scheint als wüste man "hier ins Sachsen" sich nicht so recht einzuordenen in das Spektrum.

          In Brandenburg sah es übrigens Anfang der 90er ähnlich aus. Nur das hier seit 1998 der Kampf gegen rechtes Gedankengut auf der Agenda der Regierung steht. Das macht sich heute bemerkbar.

          • 2G
            24636 (Profil gelöscht)
            @FriedrichH:

            Mein Vater hat mich als Jugendlicher öfters auf Kameradschaftstreffen der Reservisten mitgeschleift. Alles brave CDU- und FDP-Wähler/Mitglieder. Und alle rechtsaußen bis rechtsextrem. Fremdenfeindlich, antisemitisch, autoritär. In Hessen. Das rechte Gedankengut hatte in dieser Generation eine feste Bindung ans liberal-konservative Kleinbürgertum. Mit solchen Erfahrungen im Rücken hatte ich nie die Neigung, beim Thema Rechtsextremismus nur nach Ostdeutschland zu gucken.