Rassismus-Eklat bei Hertha BSC: Aufsichtsrat muss gehen
Jens Lehmann ist raus bei Hertha BSC. Der Grund: Eine Nachricht an Dennis Aogo, in der er diesen als „Quotenschwarzer“ bezeichnet hatte.
Der Berliner Verein begrüßte umgehend die Entscheidung. „Solche Einlassungen entsprechen in keiner Weise den Werten, für die Hertha BSC steht und sich aktiv einsetzt. Hertha BSC distanziert sich von jeglicher Form von Rassismus“, sagte Präsident Werner Gegenbauer.
Anfang April hatten umstrittene homophobe und migrationsfeindliche Aussagen bereits Torwarttrainer Zsolt Petry den Job beim Hauptstadtclub gekostet. Lehmann sorgte nun mit einer Nachricht beim Messenger-Dienst WhatsApp für den nächsten Eklat. Bekannt wurde sie durch einen Screenshot, den der ehemalige Nationalspieler Aogo in einer Instagram Story veröffentlichte.
Aogo, der wie einst Lehmann selbst Sky-Experte ist und am Dienstagabend in der Champions League für den Sender im Einsatz war, hatte alle Nachrichten, die dem Screenshot zufolge vom Handy von Lehmann stammten, bis auf eine geschwärzt. Rot umrandet hatte der 34-Jährige die Frage: „Ist Dennis eigentlich euer quotenschwarzer?“ Versehen war der Satz mit einem Lach-Smiley vor dem Fragezeichen. „WOW dein Ernst? @jenslehmannofficial Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!“, hatte Aogo Richtung Lehmann gefragt.
Sender verurteilt Rassismus
Sky-Sportchef Charly Classen zeigte sich „sehr enttäuscht“ über Lehmanns Verhalten. Der Sender plane, ihn nicht mehr als Gast einzuladen. „Wir bei Sky verurteilen jegliche Form von Rassismus und geben Rassismus keinen Raum und keine Plattform,“ betonte Classen.
Lehmann reagierte am Mittwoch per Twitter und teilte mit: „In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe.“ Als ehemaliger Nationalspieler sei Aogo „sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote“. Für diesen Beitrag erntete Lehmann bei Twitter weitere scharfe Kritik.
Der Bild sagte Lehmann: „Ich habe bereits mit Dennis telefoniert und ihn um Verzeihung gebeten, wenn meine Äußerung despektierlich rübergekommen ist. Sie war überhaupt nicht so gemeint, sondern positiv. Da er als Sky-Experte fachkundig ist und in seinem Auftreten sehr stark. Und deshalb auch die Quote erhöht. Das wollte ich damit sagen, aber war von mir unglücklich ausgedrückt.“ An wen die Nachricht, die offensichtlich nicht an Aogo gehen sollte, eigentlich gerichtet war, erklärte Lehmann nicht.
Seit Mai 2020 im Aufsichtsrat
Der einstige Nationaltorwart gehörte erst seit Mai vergangenen Jahres dem Aufsichtsrat der Profiabteilung Hertha BSC GmbH & Co. KGaA an. Er war für Jürgen Klinsmann nachgerückt, nachdem der ehemalige Nationalcoach nur ein kurzes Intermezzo als Trainer der Hertha gegeben und nach einem unrühmlichen Abgang auch nicht mehr zum Kontrollgremium der Herthaner für Investor Windhorst gehört hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen