Ramadan und Leistungssport: Hass auf eine Trinkpause
Im Ramadan kann das Spiel zur Nahrungsaufnahme unterbrochen werden. Für den islamophoben Netz-Mob ist das schon zu viel.

D ie Männer des FC Schalke 04 geben weiterhin ein trauriges Bild ab in der 2. Bundesliga. Am Freitagabend haben die mit 1:2 zu Hause gegen Hannover 96 verloren. Und doch gebührt dem Klub Anerkennung nach diesem 26. Spieltag – der Social-Media-Abteilung jedenfalls. Die hatte jede Menge Dreck wegzuräumen, nachdem sie auf diversen Kanälen am Freitag kurz nach Sonnenuntergang gepostet hatte: „Die Partie wird aufgrund des Ramadan kurz unterbrochen. Beide Teams sowie das Schiedsrichtergespann hatten sich im Vorfeld des Spiels darauf verständigt, eine kleine Pause einzulegen, in der die Spieler, die fasten, Trinken und Essen zu sich nehmen können.“
Jede Menge islamophober Dreck wurde nun vor allem auf dem AfD-nahen Dienst X ausgekübelt. So mancher sah wegen einer Spielunterbrechung von einer Minute sein Vaterland untergehen. Wacker antwortete der diensthabende Social-Media-Betreuer von Schalke ein ums andere Mal auf die nicht selten geschmacklosen Einlassungen der Kommentierenden. Am Ende sah sich der Klub genötigt, zu posten: „Wir haben unter diesem Post vermehrt beleidigende und verletzende Kommentare festgestellt. An die Hater: Wir sind ein weltoffener Verein, stehen für Toleranz und verurteilen jede Form von Diskriminierung.“
Klar, wer eine vernünftige Diskussion über Leistungssport in Zeiten des Ramadan führen möchte, sollte sich von Plattformen wie X fernhalten. Dennoch ist es immer wieder aufs Neue erschütternd, wie viel Hass bei diesem Thema ins Netz geschickt wird. Welcher Schalker sich an die islamischen Fastenregeln hält, teilt der Klub übrigens nicht mit. Gut so. Andernfalls wüssten die von Schalke so adressierten „Hater“, wen genau sie zum Objekt ihres Hasses machen könnten.
Drei Tage vor dem Schalke-Spiel hatte schon einmal eine kurze Trinkpause zu Sonnenuntergang für Diskussionen geführt. Auch das Achtelfinalrückspiel von Borussia Dortmund in Lille wurde kurz unterbrochen. Im Nachgang erfuhr man von Dortmunds Trainer Niko Kovac, dass die Betreuer sich genau überlegen, wie sie mit fastenden Spielern umgehen. „Wir müssen darauf gucken, dass wir die Jungs auf den Platz bringen, die die nötigen Kräfte haben“, sagte er. Und man konnte erfahren, dass es etwas mit dem Ramadan zu tun hatte, dass Ramy Bensebaini nicht in der Startelf stand. Interessant, oder? Im Gegensatz zu fast allem, was auf X dazu verhandelt wird.
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