RWE-Tagebau Garzweiler: Demo gegen Baggern für Braunkohle
Per Leitentscheid will die nordrhein-westfälische Regierung ihre Braunkohlepolitik festlegen. Demonstranten fordern, bewohnte Dörfer zu erhalten.

Stattdessen läuft an diesem Tag eine Demo vor Lützerath ein: einem der sechs Dörfer am RWE-Braunkohletagebau Garzweiler II, aus denen ein Loch werden soll. Tausende Menschen seien es, sagen Veranstalter:innen. Die Demo mit Masken und Abstand wird unter anderem organisiert von „Alle Dörfer bleiben“, einer Initiative von Anwohner:innen.
Die Landesregierung müsse erzwungene Umsiedlungen vermeiden, so der Tenor der Demonstrierenden. „Die Zeiten des Bittens an Herrn Laschet sind vorbei“, sagt eine Anwohnerin, die sich als Alex vorstellt. „Wir werden die Dörfer mit unseren Körpern verteidigen. Wir werden um jedes Haus, um jeden Baum kämpfen.“
Eine Vorschau auf den Inhalt des Leitentscheids gibt es schon. Die Landesregierung hat angekündigt, den Hambacher Forst erhalten zu wollen und einen Wald, der an das Schutzgebiet Steinheide grenzt, sowie den Merzenicher Erbwald und das Dorf Morschenich. All das liegt am Tagebau Hambach. Zu den Dörfern am Tagebau Garzweiler II lautet das Ziel: Umsiedlungen ja, aber „sozialverträglich“.
„Zwangsenteignungen sind nicht sozialverträglich“
Zwangsenteignungen seien aber nicht sozialverträglich, sagt Anwohner David Dresen. Freiwillig würden die, die noch da sind, nicht gehen. Wie sollten sie, vor allem die Landwirt:innen – wo es doch in der Nähe zu wenige freie, fruchtbare Böden gebe, um auszugleichen, was sie verlieren? Wie könne man Dresens Familie den denkmalgeschützten Hof ersetzen, auf dem sie seit Generationen lebt?
Wenn der Leitentscheid die Umsiedlung und den Abriss der Dörfer beinhaltet, kündigt das Bündnis Ende Gelände erneut Blockaden an. Massenhaft würden sich Menschen zwischen Dörfer und Polizei stellen, wenn es in einigen Jahren an die Räumung der Anwohner:innen und den Abriss ihrer Häuser geht. Dass in Zeiten der Klimakrise Bürger:innen für Braunkohle-Abbau zwangsenteignet werden sollen, dafür fehlt den Aktivisten jegliches Verständnis. Die Demo endet mit einer Menschenkette rund um Lützerath.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell