Putschversuch in Guinea-Bissau: Westafrika außer Kontrolle
Es häufen sich Staatsstreiche oder zumindest Versuche. Die tieferen Gründe sind ähnlich: Es gibt keine gute Regierungsführung in der Region.
F ast sah es so aus, dass es neun Tage nach dem Staatsstreich in Burkina Faso zu einem weiteren Regierungsumsturz in Guinea-Bissau kommt. Zwar gibt es mittlerweile Entwarnung, doch die Entwicklung zeigt, wie instabil die Lage in zahlreichen Ländern Westafrikas ist.
Einerseits sind diese Länder anfällig für globale Entwicklungen wie den aufkeimenden Terrorismus. In Mali und Burkina Faso haben die Anschläge wesentlich zu den Militärcoups beigetragen. Den Soldat*innen war lange klar, dass sie einen aussichtslosen Kampf führen, da sie weder passend ausgebildet noch adäquat für den Anti-Terror-Kampf ausgerüstet sind.
Wie leicht die Sicherheitskräfte zu Opfern wurden, davon zeugen Angriffe auf Polizeiposten und Kasernen. Das hat ebenso Wut geschürt wie Unzufriedenheit über interne Hierarchiestrukturen. Gerade junge, gut ausgebildete Mitglieder der Streitkräfte haben häufig den Eindruck, über zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten zu verfügen.
Dazu kommt die Unzufriedenheit mit den eigenen Regierungen. In Guinea, wo im September 2021 geputscht wurde, bestand großer Zorn über das dritte Mandat von Alpha Condé, das er trotz zahlreicher Proteste mit Dutzenden Toten unbedingt haben wollte. Unzufriedenheit herrscht auch über die mangelnde Bekämpfung der Korruption und die längst überfälligen Reformen. Die Versprechen, das zu ändern, bleiben meist Worthülsen.
Die Ursachen für die Staatsstreiche sind letztlich gleich: Es gibt keine sogenannte gute Regierungsführung. Während es beispielsweise in Burkina Faso nicht gelingt, in eine verlässliche Armee zu investieren und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, zeigt das Beispiel von Guinea-Bissau: Drogenschmuggler*innen konnten viel zu lange unbehelligt agieren. Die Verantwortlichen waren mit ihren eigenen Querelen beschäftigt und haben möglicherweise noch gut von den illegalen Geschäften profitiert.
Erst wenn sich das nachhaltig ändert und es zu einer internen Stabilität kommt, lässt sich auch die Gefahr neuerlicher Coups eindämmen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss