Putins österreichische Freundin: Aus Wien ins russische Dorf
Katrin Kneissl, frühere Außenministerin Österreichs, auf deren Hochzeit Putin tanzte, zieht nach Russland. Sie sieht sich als „politischen Flüchtling“.
Wer sich an die kontroverse Politikerin erinnert, ist kaum überrascht. Unter Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz gab Karin Kneissl von Ende 2017 bis Mitte 2019 die Chefdiplomatin der Alpenrepublik. Kneissl zog zwar als Parteilose in die Regierung ein, wurde aber von der rechten FPÖ nominiert. Die ideologischen Gemeinsamkeiten sind groß, das hoben auch ihre Äußerungen zur Flüchtlingskrise 2015 hervor.
Bekannter ist sie aber für ein Tänzchen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der sich auf ihrer Hochzeit im Jahr 2018 die Ehre gab. Im cremefarbenen Hochzeitsdirndl und eleganten Anzug walzten die beiden durchs Landgasthaus, zum Abschied knickste Kneissl höflich. Die österreichischen Sozialdemokraten fanden das damals „befremdlich und naiv“, Kurz war’s wuascht, wie man in Wien sagt.
Kneissl Naivität vorzuwerfen, ist wohl selbst naiv. Als Außenministerin rief sie 2019 zur „Realpolitik“ bezüglich Syrien und seinem Diktator Baschar al-Assad auf – und stellte sich damit gegen die Mehrheit des Westens, der auch heute noch auf Sanktionen und die absolute Ablehnung Assads setzt. Nachdem die Regierung Kurz und damit auch Kneissls Politikkarriere ein Ende gefunden hatte, heuerte sie 2020 beim Auslandssender Russia Today an. 2021 zog sie in den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft ein. Die Stoßrichtung Kneissls ist kohärent und klar beabsichtigt.
Die 58-jährige Wienerin selbst sieht sich heute als „politischen Flüchtling“, der unter erheblichem Druck stünde, wegen ihrer Nähe zu Russland und Putin. Nachdem sie 2023 bekannt gegeben hatte, in den neu gegründeten staatsnahen russischen Thinktank Gorki berufen worden zu sein, ist die Salonfähigkeit im Westen vollkommen dahin. Macht aber nichts. In Russland warten neue Freunde – und die Ponys.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja