Putins Krieg in der Ukraine: Mehr schwere Waffen für die Ukraine
Nato-Länder stocken ihre Militärhilfe für die Ukraine auf. Panzer und Flugabwehr sollen helfen, die russische Offensive im Donbass zurückzuschlagen.
Neben osteuropäischen Ländern stehen vor allem die angelsächsischen Nato-Mächte der Ukraine zur Seite. Großbritannien – das bereits vor Kriegsbeginn Tausende Panzerabwehrraketen in die Ukraine flog – liefert aktuell sein hochmodernes lasergelenktes Starstreak-Hochgeschwindigkeitsraketensystem, das von Fahrzeugen aus gegen Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt wird. Die USA kündigten vergangene Woche eine Lieferung von 11 Kampfhubschraubern, 200 Panzerfahrzeugen, 100 Radpanzern, 300 Kampfdrohnen, Haubitzen und schweren Artilleriegeschossen an; die ersten Flüge sollen bereits in Polen gelandet sein. Sogar Kampfjets sollen geliefert worden sein, heißt es in einigen Berichten.
Hintergrund ist Russlands Rückzug aus der Region um Kiew Ende März. Da wurde deutlich, dass die Ukraine die Invasion nicht nur abwehren, sondern auch zurückdrängen kann. Die Ukraine fordert nun verstärkt nicht nur Abwehr-, sondern auch Offensivwaffen: Sie will den Krieg gewinnen.
Seit Anfang dieser Woche ist nun die mehrfach angekündigte russische Offensive im Donbass im Gange, die Russland als „Wendepunkt“ im Krieg darstellt und die von ukrainischer Seite ebenfalls als Schlüsselmoment gesehen wird.
Ein wichtiges Zeitfenster für die Ukraine
Bisher sei nicht zu erkennen, dass die im Donbass angreifenden russischen Truppen stärker oder besser organisiert seien als diejenigen, die zu Kriegsbeginn auf Kiew zurollten, heißt es in westlichen Fachkreisen. „Die Bedingungen für eine groß angelegte Offensive sind noch nicht vorhanden“, analysiert das Institute for the Study of War in den USA. Man beobachte schwere Luft- und Artillerieangriffe, aber nur begrenzte Bewegungen am Boden. US-Analytiker Michael Kofman schreibt auf Twitter: „Die Kampfkraft des russischen Militärs ist dramatisch reduziert. Sie haben zusammengekratzt, was übrig war. Das kann nicht die Verluste ersetzen.“
Vor diesem Hintergrund sehen viele Analysten ein Zeitfenster, in der die Ukraine die Oberhand gewinnen könnte, sofern man ihr richtig militärisch hilft. Sonst, warnte der ehemalige britische Generalstabschef Richard Barrons am Dienstag im Verteidigungsausschuss des britischen Parlaments, drohe spätestens gegen Ende des Frühjahrs ein „Stillstand“ im Krieg, „den niemand auflösen kann“. Er warnte, die Ukraine verbrauche derzeit britische Panzerabwehrwaffen in einem „Tempo, mit dem unsere Industrie nicht mithalten kann“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen