Prozess um Dieselskandal: Ex-VW-Chef vor Gericht
Wegen manipulierter Abgaswerte klagen Anleger gegen VW und Porsche. Ex-Chef Herbert Diess hat als Zeuge ausgesagt – und Verantwortung von sich gewiesen.
Über zweieinhalb Stunden befragte ihn der Richter zu seinem Wissen über die Manipulationen. Immer wieder verwies Diess darauf, dass er gerade erst neu im Wolfsburger Riesenkonzern gewesen sei und das Ausmaß des Skandals nicht erkannt habe, auch nicht, als die Rede von einer „Diesel-Thematik“ aufgekommen sei.
Er habe es bis zuletzt nicht für möglich gehalten, dass es Sanktionen wegen überhöhter Abgaswerte geben könnte, sagte Diess. Zwar sei ihm schon kurz nach seinem Eintritt in das Unternehmen klar geworden, dass es ein Problem mit einigen Motoren in den USA gebe. Er sei jedoch zuversichtlich geblieben, dass eine Lösung gefunden werden könnte.
Nach der Meldung der US-Umweltbehörde EPA habe er sich nicht vorstellen können, dass Volkswagen auch in Europa gegen Abgasrichtlinien verstoßen hat, sagte Diess. Der damalige Konzernvorstand Martin Winterkorn habe noch in den letzten Wochen vor Bekanntwerden des Dieselskandals bei Sitzungen vermittelt, dass der Wolfsburger Autobauer zusammen mit der Behörde an einer Lösung arbeite. „Ich hatte keinerlei Anlass, an der Kompetenz von Winterkorn zu zweifeln“, sagte Diess. „Er hatte das Thema in der Hand.“
Dieselskandal löste zahlreiche Prozesse aus
Volkswagen hatte 2015 auf Druck der EPA zugegeben, Diesel-Abgaswerte durch eine Software manipuliert zu haben. Der Skandal löste eine Vielzahl von Prozessen aus. Unter den Zeugen vor dem Oberlandesgericht ist auch Winterkorn, der nach Bekanntwerden des Dieselskandals 2015 zurückgetreten war. Er soll Mitte Februar vernommen werden.
Das Gericht in Braunschweig verhandelt seit fünf Jahren über eine Musterklage der Fondsgesellschaft Deka Investment wegen erlittener Kursverluste durch den VW-Abgasskandal. Die Kläger – zumeist institutionelle Anleger – werfen Volkswagen und der ebenfalls beklagten Porsche Holding vor, die Information über „Dieselgate“ lange geheim gehalten und ihnen dadurch einen Wertverlust ihrer Aktien eingebrockt zu haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus