Proteste in Argentinien: Sparpolitik stößt auf Unmut
300.000 Menschen demonstrieren in Buenos Aires gegen die Regierung von Präsident Macri. Die Gewerkschaften halten zusammen.
Kernforderungen der Demonstrierenden war ein Stopp der Entlassungen, die Senkung der Einkommensteuer, eine Rentenerhöhung sowie die Anhebung der staatlichen Unterstützung für Kinder sozial schwacher Familien.
Seit Macris Amtsantritt Anfang Dezember hatte es im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft Massenentlassungen gegeben. Verschärft durch die hohe Inflationsrate, Streichungen von Subventionen bei den Strom-, Gas- und Wassertarifen sowie kräftig gestiegenen Fahrpreisen im öffentlichen Nahverkehr, reicht immer weniger ArgentinierInnen ihr Einkommen bis ans Monatsende.
Gefordert wurde am Freitag auch die Umsetzung eines Anti-Entlassungs-Gesetzes. Die Gesetzesvorlage sieht den sofortigen Stopp der Entlassungen, deren Rücknahme oder eine angemessene finanzielle Abfindung vor. Der Senat stimmte der Vorlage bereits zu. Sollte das Abgeordnetenhaus ebenfalls dafür stimmen, müsste der Präsident einen sofortigen „Beschäftigungsnotstand“ verkünden und Entlassungen für zunächst 180 Tage verbieten. Macri hat jedoch sein Veto dagegen angekündigt.
Gewerkschaften raufen sich zusammen
Seit dem Wechsel im Präsidentenamt formiert sich die Gewerkschaftsbewegung neu. In den zwölf Jahren der Präsidentschaften von Néstor und Cristina Kirchner hatten sich die Gewerkschaften in deren bedingungslose Unterstützer oder Gegner gespalten.
Vor der Demonstration einigten sich die Flügel der CGT – darunter die Industrie- und Transportgewerkschaften um den alten Gewerkschaftscaudillo Hugo Moyano sowie die in zwei Lager gespaltene alternative Central de Trabajadores de la Argentina (CTA) – erstmals wieder auf einen gemeinsamen Aufruf.
Historisch war auch ein geflügeltes Wort unter den Gewerkschaftsführern. „Heute beginnt eine neue Etappe der Arbeiterbewegung“, so Hugo Yasky von der Kirchner-freundlichen CTA. Hugo Moyano gab sich moderat. „Wir sind nicht gegen diese Regierung, wir sind gegen ihre politischen Maßnahmen“, sagte er. Sollte Macri das Anti-Entlassungs-Gesetz zu Fall bringen, droht ihm ein noch heftigerer Gegenwind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter