Proteste gegen die Regierung in Venezuela: Steigende Spannung
20 Menschen kamen bei den jüngsten Demonstrationen ums Leben. Die Opposition gedachte ihrer mit einem „Marsch der Gefallenen“.
Der größte Marsch fand in der Hauptstadt Caracas statt. Vorwiegend in Weiß gekleidet zogen die Menschen zum Sitz der Bischofskonferenz. Der Marsch war genehmigt, Polizei und Nationalgarde hielten sich im Hintergrund. Die großen Einfallstraßen waren zuvor von den Sicherheitskräften gesperrt worden, die Metro stellte abermals nahezu komplett ihren Betrieb ein.
Noch in der Nacht auf Freitag waren elf Menschen in der Gemeinde El Valle im Hauptstadtbezirk ums Leben gekommen. Drei wurden durch Schüsse getötet, acht durch einen Stromschlag bei der Plünderung einer Bäckerei. Beim gewaltsamen Eindringen in den Verkaufsladen wurden sie von einem Hochspannungskabel erwischt. Zuvor musste während Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Polizei und Nationalgarde ein Kinderkrankenhaus in der Nähe evakuiert werden, nachdem die Schwaden aus den verschossenen Tränengasgranaten in das Gebäude eingedrungen waren.
Die Schuld für die Eskalation wird der jeweiligen Gegenseite gegeben. Während Vizepräsident Tarek El Aissami „bewaffnete Banden der Opposition“ verantwortlich machte, nannte Oppositionsführer Henrique Capriles das aggressive Vorgehen der Polizei als Grund. Auch bei der Wortwahl zur Einschätzung der Geschehnisse sind die Fronten verhärtet. In der Regierungsrhetorik ist es der Versuch eines Staatsstreichs rechter, faschistischer Terroristen, der verhindert werde müsse. Dagegen sind es für die Opposition legitime Proteste gegen eine Diktatur und ihren Diktator. Eine Annäherung beider Seiten ist gegenwärtig nicht in Sicht.
Für Montag hat die Opposition zur Blockade der wichtigsten Verkehrsstraßen aufgerufen. Die Proteste erinnern an die Protestwelle von 2014, an deren Ende 43 Todesopfer gezählt wurden. Allerdings tritt das mitte-rechts Bündnis Mesa de la Unidad Democrática (MUD) radikaler auf. Zudem hat sich die Versorgungs- und Wirtschaftskrise in den vergangenen drei Jahren enorm verschärft. International steht die Regierung von Präsident Maduro am Pranger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken