Protest gegen W20-Gipfel in Berlin: „Das hat mit Klasse zu tun“
Zum W20-Gipfel in Berlin ist auch Ivanka Trump eingeladen. Dagegen protestiert am Dienstag ein Aktionsbündnis mit einer „Gala für Alle“.
taz: Frau Stinehelfer, wer verbirgt sich hinter Ihrem Kollektiv „The Coalition Berlin“?
Brina Stinehelfer: „The Coalition“ ist eine internationale offene Gruppe von Aktivisten mit unterschiedlichen Hintergründen, die direkt nach der Wahl Donald Trumps zusammengekommen sind, um sich gegen einen gemeinsamen Feind zu wehren. Ganz viele hatten Angst und waren schockiert.
Welchen Schluss haben Sie daraus gezogen?
Wir wollten etwas Positives und Konstruktives aus der negativen Energie machen. Wir sehen Trump als Teil einer größeren Bewegung. Wir schauen auch, was in Europa passiert, zum Beispiel in der Türkei oder mit dem Brexit in England. Wir wollen uns nicht nur auf ein Thema fokussieren. Es geht um Intersektionalität.
Warum rufen Sie zum Protest gegen den W20-Gipfel auf?
Es geht darum, dass sich das Empowerment der W20 nur an Frauen auf Ivanka Trumps Ebene richtet. Das hat mit Klasse zu tun. In dieser Klasse sind normalerweise nur weiße christliche heterosexuelle Menschen, die nicht repräsentativ für die Bevölkerung sind.
Vom 24. bis 26. April 2017 findet das Women 20-Dialogforum (W20) mit Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in Berlin statt. Rund 200 Wirtschaftsexpertinnen aus allen G20-Staaten diskutieren, wie Frauen in der Wirtschaft weltweit gestärkt werden können.
Brina Stinehelfer (35) ist eine Performancekünstlerin, Theaterproduzentin und Schauspielerin aus New York City. Seit 2008 lebt sie in Berlin. Sie ist Teil des Kollektivs "The Coalition Berlin".
Das Aktionsbündnis "The Coalition Berlin" kritisiert den W20-Gipfel und insbesondere die Teilnahme von Ivanka Trump. Deshalb ruft die Gruppe zu einer Protestveranstaltung unter dem Motto "Gala für Alle" auf. Am Dienstag, 25. April, wird es vor der Deutsche Bank KunstHalle (Unter den Linden 13/15) ab 18.30 Uhr kritische Performances zu unterschiedlichen Themen geben. Dresscode: dekadent.
Warum glauben Sie, dass der Gipfel keine Empowerment-Konferenz für alle Frauen ist?
Das Empowerment dieser [privilegierten, d. Red.] Menschen findet auf dem Rücken der 99 Prozent statt, die nicht weiß und reich sind. Wir wollen auf die Scheinheiligkeit dieses Feminismus aufmerksam machen. Die Empowerment-Konferenz ist nur ein minimaler Teil des Kampfes, den wir als Frauen eigentlich führen. Ich glaube, je privilegierter man ist, desto mehr Verantwortung trägt man, für die zu kämpfen, die nicht in dieser Position sind.
Was wollen Sie erreichen?
Weiße reiche Frauen dürfen nicht feiern, bis alle Frauen die gleichen Rechte haben. Der Spielplatz ist uneben. Das dürfen wir nicht vergessen. Die W20-Konferenz ist ein Raum, wo wir nicht eingeladen sind. Deshalb eine „Gala für Alle“. Wir machen unsere eigene Feier vor dem Gebäude, in dem die Gala der W20 stattfindet. Es wird eine Nacht voll kritischer Performances, bei der wir intersektionale Solidarität zeigen.
Warum kritisieren Sie besonders den Auftritt von Ivanka Trump beim W20-Gipfel?
Ivanka Trump ist für Empowerment von Frauen, schweigt aber, während ihr Vater Frauen die Rechte nimmt. Sie selbst hat eine Schuh- und Bekleidungsmarke, die in Ausbeuterbetrieben produziert. Bei der Produktion werden Frauen ausgebeutet. Das ist ihre Idee von Empowerment.
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