Protest gegen Saatgutfabrik in Argentinien: Anwohner stoppen Monsanto
Der US-Konzern Monsanto räumt eine Baustelle in der argentinischen Provinz Córdoba. Grund sind nicht nur die andauernden Proteste.
Monsanto will rund 100 Millionen US-Dollar in den Bau einer Fabrik für genmanipuliertes Maissaatgut investieren und war damit von Beginn an auf den entschiedenen Widerstand eines Großteils der knapp 20.000 EinwohnerInnen der Kleinstadt Malvinas Argentinas gestoßen.
Hier, strategisch günstig nur rund 15 Kilometer von der Provinzhauptstadt Córdoba entfernt, sollte das Werk seit 2012 schon errichtet werden und die steigende Nachfrage nach Maissaatgut in der Region bedienen. Seit September 2013 blockieren die widerständigen AnwohnerInnen hartnäckig die Zufahrtstraße zum Baugelände und trotzen seither mehreren Räumungsversuche und Übergriffen durch die Polizei. Im Januar 2014 wurde der Bau dann auch auf richterliche Anordnung gestoppt.
„Wir haben keine offizielle Bestätigung. Monsanto ist noch nicht weg. Die Blockade geht weiter,“ bekräftigte Elia Leiria von der Widerstandsgruppe aus Malvinas Argentinas. Wenn Monsanto das Vorhaben tatsächlich aufgibt, wäre das in erster Linie dem Widerstand der unmittelbar Betroffenen zu verdanken.
Abzug nur eine Frage der Zeit
Ein weiterer Faktor könnte jedoch auch die allgemeine Entwicklung der argentinischen Landwirtschaft sein. In der Presse zirkuliert die Aussage eines anonymen Monsanto-Mitarbeiters, wonach das Werk inzwischen nicht mehr notwendig sei. Die ursprünglich geplante Produktionskapazität von transgenem Maissaatgut für eine Anbaufläche von 3,5 Millionen Hektar habe sich als zu hoch erwiesen. 2015 sei Mais lediglich auf 2,5 Millionen Hektar angebaut worden. Diese Nachfrage könne auch locker durch den Ausbau des Werks in Rojas in der Provinz Buenos Aires bedient werden. In Rojas sind die GegnerInnen in der absoluten Minderheit.
Tatsächlich dürfte Monsantos Abzug nur eine Frage der Zeit sein. Dem Gemeinderat von Malvinas Argentinas liegt der Antrag vor, das Gebiet, das auch das Baugelände umfasst, wieder als landwirtschaftliche Nutzfläche auszuweisen, in der keine umweltschädigenden Aktivitäten betrieben werden dürfen.
Anfang des Jahrzehnts hatten der damalige Bürgermeister und die Mehrheit des Gemeinderats das Land aus dieser Kategorie ausgenommen, um den Bau der Fabrik zu ermöglichen. Seit Juli wird auf Antrag der Antikorruptionsbehörde der Provinz gegen den ehemaligen Bürgermeister und 14 ehemalige Gemeinderäte ermittelt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin