piwik no script img

Protest gegen Fleischfabrik in Rheda-WiedenbrückTönnies aufs Dach gestiegen

Aktivist*innen demonstrierten am Samstag vor und auf dem Tönnies-Hauptsitz. Die Corona-Neuinfektionen-Zahl im Kreis Gütersloh liegt weiter über dem Grenzwert.

Die Tönnies-Fabrik ist zwar gerade sowieso geschlossen, aber die Aktivist*innen wollen, dass das auch so bleibt Foto: dpa

Rheda-Wiedenbrück dpa | Mitglieder des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ haben am Samstag am Hauptstandort des Fleischverarbeiters Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gegen die Massentierhaltung protestiert. Vier Aktivisten besetzten zeitweise das Dach des Betriebs und brachten dort ein Transparent mit der Aufschrift „Shut Down Tierindustrie“ an. Weitere Demonstranten blockierten die Hauptzufahrt der Fleischfabrik und verlangten auf Transparenten „Schlachthäuser schließen!“ und „Schluss mit der Ausbeutung von Mensch, Tier, Natur“.

In einer Erklärung forderte das Bündnis, der aktuell wegen zahlreicher Coronavirus-Infektionen unter den Mitarbeitern stillgelegte Schlachthof müsse dauerhaft geschlossen bleiben. Denn Corona sei nicht das einzige Problem, die Tierindustrie bringe enormes Leid über Millionen fühlende Lebewesen.

Die vier Besetzer räumten nach einigen Stunden freiwillig das Dach und verließen das Firmengelände. Vor der Fabrik demonstrierten zu diesem Zeitpunkt nach Augenzeugenberichten knapp 100 Personen gegen die Tierindustrie. Die Kundgebung verlaufe friedlich, berichtete die Polizei.

Der Tönnies-Standort hatte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht, weil dort mehr als 1500 Mitarbeiter mit dem Virus Sars-Cov-2 infiziert worden waren. Während im restlichen Bundesgebiet die Corona-Maßnahmen deutlich gelockert wurden, hatte die Bevölkerung in den Kreisen Gütersloh und Warendorf deshalb erneut weitgehende Einschränkungen des Alltags hinnehmen müssen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Gütersloh am Samstag bei 66,5. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2. Als Grenzwert für das Ende des regionalen Lockdowns im Kreis gilt der Wert 50.

Nach der Ausbreitung des Coronavirus bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hatte es den ersten regionalen Lockdown in den Kreisen Gütersloh und Warendorf gegeben. Die Einschränkungen im Kreis Gütersloh gelten noch bis zum 7. Juli. Im Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, war die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage bereits unter den Grenzwert von 50 gefallen.

Bayerns Ministerpräsident forderte derweil mehr Geld für die Landwirtschaft, „aber für eine Wende hin zu mehr Agrar-Ökologie“, sagte Söder. Die Landwirte müssten mehr Möglichkeiten bekommen, ihre Ställe und das Tierwohl zu organisieren und trotzdem wirtschaftlich zu bleiben. Viele Bürger seien auch bereit, dann mehr Geld auszugeben. „Es soll so sein, dass Fleisch nicht unendlich teuer wird, es soll für jeden erschwinglich sein.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    Warum sollten Verbraucher mehr Geld pro Kg Fleisch ausgeben, wenn die Fleischindustrie nicht die Milliardengewinne für sich behält, sondern den Fleischlieferanten sprich Landwirten einen akzeptablen Kaufpreis bieten würden und nicht ein Taschengeld für die gelieferte Ware zahlen würden ? Die Landwirte brauchten nicht so viele Schweine halten um auf ihren Jahresumsatz zu kommen - sie hätten von jetzt auf gleich mehr Platz in ihren Ställen und das Tierwohl wäre auch schon etwas verbessert. Wo ist das Problem ? Gesetze müssen her die eine zufriedenstellende Lösung für Tiere, Landwirte, Verbraucher, Arbeitnehmer in der Schlachtindustrie und letztendlich eben auch dem Industriellen/ Unternehmer, bieten. Ist das so schwer ? Warum klappt das in unseren Nachbarländern besser ?

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    Es bleibt abzuwarten welche weitreichenden Konsequenzen die Firma Tönnies Holding ApS & Co. KG und die Subunternehmen , MGM mit Sitz in BodesNabarort Schloß Holte-Stukenbrock - Gesellschafter Dumitru Miculescu geleichzeitig Gesellschaffter der MTM Dienstleistungs GmbH, zu tragen haben....