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Pro und ContraTrennt Westerwelle zu wenig zwischen Amt und Privatinteressen?

Westerwelle macht als Außenminister Lobby für die deutsche Wirtschaft. Sein Lebensgefährte und Eventmanager ist oft dabei. Ist das der Liebe zu viel?

Bei VW in Buenos Aires: Westerwelle am Dienstag mit Lebensgefährten Mronz. Bild: dpa

J A, Westerwelle sollte besser trennen

Wenn der Außenminister der Exportnation Deutschland ins Ausland reist, hat er oft eine Wirtschaftsdelegation bei sich. Dass damit eine Grauzone von Lobbyismus und staatlicher Repräsentation entsteht, gehört gewissermaßen zum Geschäft.

Bei Guido Westerwelle ist diese Zone allerdings mehr als grau. In seinem Anhang reisen auffällig viele, die die FDP mit äußerst großzügigen Spenden bedacht haben. Bei einer Asienreise war der Vertreter einer Firma dabei, an der Westerwelles Bruder beteiligt ist. In die Türkei nahm er eine Künstlerin mit, die zufällig auch in der FDP ist. Und Westerwelles Lebenspartner, der sein Geld als Veranstalter verdient und auf gute Kontakte angewiesen ist, fährt auch gern mit dem Minister.

Man weiß nicht, ob ihm diese Reisen bei seinem Job als Eventmanager nützlich waren oder wie sich dieser Nutzen genau messen ließe. Aber ein Außenminister muss über den Verdacht, öffentliche und private Interessen direkt zu vermischen, erhaben sein. Und das ist Guido Westerwelle nicht. Hinter dieser Kritik Schwulenfeindlichkeit zu vermuten ist nicht mehr als eine Schutzbehauptung. Hätte Frank-Walter Steinmeier auffällig viele SPD-Spender und Geschäftsfreunde von Verwandten protegiert und seine Ehefrau lukrative Deals vorbereitet, wäre die Kritik ganz sicher genau so hart ausgefallen.

Vielleicht ist es nur Zufall, dass ein schlechter Beigeschmack vielen Reisen Westerwelles anhaftet. Vielleicht handelt es sich nicht um gewollte Begünstigungen oder unlautere Belohnungen. Vielleicht haben Westerwelles Berater nur nicht so genau nachgedacht. Doch drängt sich der Eindruck auf, dass die FDP die Republik als Selbstbedienungsladen begreift.

Dass die FDP einen unguten Hang zum Klientelismus hat, ist unerfreulich genug und nicht neu. Das wirklich Überraschende an dieser Affäre ist, wie dumm sich Guido Westerwelle anstellt. Anstatt vorsichtig zurückzurudern und den Schaden zu begrenzen, feuert er aus allen Rohren. Man will aber von keinem Außenminister repräsentiert werden, der nur die Abteilung Attacke kann.

STEFAN REINECKE ist Autor der taz

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NEIN, Westerwelle darf seinen Partner mitnehmen

Guido Westerwelle macht so gut wie alles falsch. Seine Stimme verweist auf seine Not, sich irgendwie Gehör zu verschaffen. Ihm allerdings jetzt vorzuwerfen, dass er auf seine diplomatische Tour durch Lateinamerika seinen Lebensgefährten mitnimmt, hat etwas Spießiges, ja, verkappt Homophobes.

Niemals ist in der bundesdeutschen Geschichte medial erörtert worden, wie sinnvoll die Begleitung der (ja meist) Ehefrau auf politischen Geschäftsreisen ist. Keiner hat sich dafür interessiert, ob Kanzler Schröder seine Gattin mitnimmt oder nicht. Selbst Joachim Sauers Neigung, sich aus den Besuchsprogrammen seiner Frau Angela Merkel herauszuhalten, ist lediglich notiert worden.

Insgeheim hieß es doch auch im Fall von Westerwelles Gefährten: Sähe doch auch komisch aus, machte er ein sogenanntes Damenprogramm mit. Der Außenminister macht aus seinen privaten Lebensumständen kein Thema. Sie sind nur deshalb eines geworden - und das selbst bei liberalen Medien wie Spiegel, SZ oder FAZ –, weil an Westerwelles Seite eben keine Frau steht, sondern ein Mann.

Weil aber kein Kommentator das so offen sagen möchte, wird der Verdacht ersonnen, "Herr Mronz" (wie Westerwelle seinen Mann in spe öffentlich verklemmt tituliert) habe ökonomische Interessen im Goodwill-Fahrwasser des Außenministers im Sinn. Nichts ist bewiesen, alles nur unterstellt, aber der Verdacht ist gestreut - und plötzlich ist aus dem antihomosexuellen Unbehagen ein Skandälchen für alle gefühlten Fälle geworden.

Der Mann, dem man offenbar die Reise mit dem Lebensgefährten missgönnt, ist tatsächlich nur schwer zu ertragen. Weil er die Verteidigung der Mitreise des Geliebten wie einen typischen lärmend insistierenden Coming-out-Akt inszeniert - und weil Westerwelle einfach nicht cool agiert. Er hätte sagen können: "Mein Mann und ich haben so wenig Zeit miteinander - da nutzen wir doch den Trip nach Uruguay, um mal etwas gemeinsam zu erleben." Hat er aber nicht. Ihm das, das Grelle, vorzuwerfen, fällt auf die Kommentatoren zurück, nicht auf den tapsigen Außenminister.

JAN FEDDERSEN ist Redakteur für besondere Aufgaben

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!

29 Kommentare

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  • K
    keks

    Unter Gleichberechtigung und Gleichbehandlung verstehe ich nicht, dass ein Schwuler frei jeder Kritik und jeden politischen Anstands handeln kann. WW wird ja nicht grundsätzlich vorgeworfen, dass er seinen Lebenspartner auf Reisen mitnimmt, es geht um persönliche Begünstigung und Vorteilnahme im Amt. Wer als deutscher Aussenminister Betreiber dubioser schweizer Briefkastenfirmen mitnimmt, mit denen er, Familienangehörige und seine Partei in engem geschäftlichen Kontakt stehen, missbraucht nun mal eindeutig sein Amt. Und da nun mal in Brasilien die zwei weltgrössten Sportevents in naher Zukunft anstehen, könnte ein Sporteventmanager ja wohl besonderes Interesse haben, einem offiziellen Besuch anzugehören. Herr WW hätte die Möglichkeit, die Vorwürfe zu entkräftigen und nachzuweisen, dass sein Lebenspartner keinerlei geschäftliche Kontakte während des Besuchs pflegte. Er könnte auch erklären, wie die weitere Gästeliste seiner Auslandsbesuche zustande kam, und warum die im Interesse Deutschlands liegt. Stattdessen tönt er laut von einer linken Verschwörung, und zwar so laut, dass man den Eindruck bekommen muss, es gäbe etwas zu übertönen.

  • D
    DiversityAndEquality

    @Vic:

     

    Also, ich bin schwul, einer der schärfsten politischen Gegner von Westerwelles Politik, und sehe ganz deutlich schwulenfeindliche Töne in der aktuellen Debatte! Halte dich also gefälligst mit Beleidigungen auf der Psycho-Schiene zurück!

     

    Unzählige Politiker in vergleichbaren Positionen haben seither ihre Gattinnen mit auf Reisen genommen - auch ohne "Damenprogramm" (ein Begriff, der per se heterosexistisch und homophob ist) - und nicht ein einziges Mal ist dies zum Anlass genommen worden, eine vergleichbare Kampagne vom Zaun zu brechen und eben diese Frage dabei immer wieder in den Mittelpunkt zu zerren!

     

    Wie weiter unten eine Lesern bemerkte: Entweder gestehen Leute wie du einschließlich unserer ach so elitekritischen Massenmedien Frauen weder einen eigenen Beruf noch mögliche eigene geschäftliche Interessen zu (die in vielen Fällen nicht weniger vorhanden sind als bei Herrn Mronz) oder sie bedienen mindestens unterschwellig die weit verbreiteten schwulenfeindlichen Ressentiments im Angesicht eines Außenministers, der mit seinem Mann auf Reisen geht.

     

    Wenn man sieht, wie Nazis und andere Homo-Hasser derzeit lautstark Beifall klatschen, weil man bei dieser "Schwuchtel" plötzlich Fragen stellt, die einem bei allen anderen außenpolitischen und sonstigen Klüngelmeistern nicht ein einziges Mal eingefallen sind, dann sehen wir ja: Die schwulenfeindlichen Motive dieser Kampagne kommen bei der Zielgruppe an!

     

    Ich werde es mir jedenfalls als Betroffener und damit Angehöriger einer Gruppe, die nicht nur von den Nazis verfolgt und zu Tausenden in KZs ermordet, sondern auch in der BRD noch bis 1969 nach eben diesem Nazi-Unrecht kriminalisiert wurde, nicht verbieten lassen, sexuell begründeten Rassismus als eben das zu benennen, was er ist! Und auch jede andere Form des Rassismus!

     

    Wenn wir uns das schon wieder verbieten lassen, nur weil andere dann ihr Märchen vom "Totschlagargument Homophobie" auspacken, welches per se zutiefst homophob ist, dann sind wir über die "Anfänge", den wir ja angeblich immer wehren sollen, aber schon wieder weit hinaus!!!

  • V
    vic

    Lebenspartner als Begleitung auf offiziellen Auslandsreisen können dann normal sein, wenn der Anlass dies erfordert.

    In der Regel ist für diesem Fall ein sogenanntes Damenprogramm ausgearbeitet. (Diesen Begriff habe ich nicht erfunden, das nennt sich meines Wissens bis heute so)

    Das war auf dieser Reise nicht der Fall, Herr Mronz hatte in seiner Eigenschaft als Anteilseigner diverser Droemer-Unternehmen und als "Eventmanager" eigene Motive.

    Und wer in diesem Zusammenhang Kritikern unterstellt, sie wären Schwulenhasser und Nazis, hat sie nicht mehr alle und benötigt dringend psychiatrische Hilfe.

  • H
    hebu

    ein guter und politisch durchdachter kommentar von herrn reinecke: schon über jeden verdacht muss der außenminister erhaben sein! aber in der tat, die contraposition ist käseblattniveau: niemandem geht es um mronz'&westerwelles homosexualität, sondern um die angenommene/unterstellte und dennoch nicht bewiesene (darin sehe ich keinen zwingenden widerspruch, herr kleinschmied) günstlingswirtschaft.

    in der tat müsste der gleiche widerspruch kommen, würde herr steinmeier seine partnerin nicht als ehefrau, sondern als geschäftsfrau mitgenommen haben!

  • M
    Moritz22

    Allein die Tatsache, dass ein Außenminister - egal wer auch immer - anscheinend grundsätzlich berechtigt ist, seinen Ehe- oder Lebenspartner mit auf Dienstreise zu nehmen (auf Steuerzahler-Kosten versteht sich) löst bei mir per se Befremden aus. Was soll das? Was haben die Ehefrauen von Steinmeier, Fischer, Kinkel etc. oder eben Herr Mronz bei diesen Auslandsterminen zu suchen? Und wie komme ich dazu, dies mit meinen Steuergeldern zu finanzieren??? - Zwar wird immer wieder berichtet,dass Mronz seine Reise angeblich selbst bezahlt, aber das kaufe ich Guido Westerwelle einfach nicht ab. Durch diverse Medien geisterte in diesem Zusammenhang die Summe von 1000 Euro. Das ist für eine einwöchige Südamerikareise mit Luxushotel und allem Drum und Dran ein geradezu irrwitziger Betrag.

    Aber selbst wenn er tatsächlich Selbstzahler sein sollte, sehe ich nicht ein, mit welcher Begründung der Lebenspartner mit auf Dienstreise genommen werden kann. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Westerwelle soll sich gefälligst auf seine Arbeit als Außenminister konzentrieren. Ich kann nicht einmal nachvollziehen, was die Ehepartner von Merkel, Schröder, Kohl etc. bei offziellen polischen Anlässen zu suchen haben bzw. hatten; der einzige Politiker bei dem ich Derartiges sinnvoll finde, ist der Bundespräsident...

    Und noch einmal zurück zum Außenminister. Es war wiederholt zu lesen, dass Steinmeier seine Frau in vier Jahren einmal mitgenommen hat, Joschka Fischer seine Partnerin in 7 Jahren viermal, FDP-Außenminister Klaus Kinkel jedoch in 6 Jahren 27mal...

    Die Parner von FDP-Politikern scheinen also besonders reisefreudig zu sein.

    @ Thomas: Das hat überhaupt nichts mit Heimchen am Herd zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Joschka Fischers Frau ein solches war, und Frau Steinmeier ist meines Wissens Richterin. Wenn Herr Mronz ein erfolgreicher Eventmanager ist, sollte er doch sein eigenes Ding durchziehen können und es nicht nötig haben, im Fahrwasser seines Partners um die Welt zu reisen.

  • DK
    Dieter Kleinschmied

    Herr Reineke, Sie schreiben: "Man weiß nicht, ob ihm [= Westerwelles Lebenspartner] diese Reisen bei seinem Job als Eventmanager nützlich waren oder wie sich dieser Nutzen genau messen ließe."

     

    Und dann vergleichen Sie weiter unten: "Hätte [Frank-Walter Steinmeiers] Ehefrau lukrative Deals vorbereitet, wäre die Kritik ganz sicher genau so hart ausgefallen."

     

    Zuerst wissen Sie also nicht, ob Herr Mronz "lukrative Geschäfte vorbereitet", dann unterstellen Sie es einfach. Das ist doch lächerlich! Sie scheinen nur deshalb zu glauben, dass Herr Mronz auf diesen Reisen Geschäfte macht, weil er ein Mann ist, beruftätig ist und vielleicht weil er als Schwuler in der Rolle der Begleitperson so ungewohnt rüberkommt. Ihre Haltung ist nur noch peinlich.

  • T
    Thomas

    Ich kann mich der Contra-Position von Herrn Feddersen nur anschließen. Ich finde Guido Westerwelle als Außenminister und als Politiker im Allgemeinen aus den unterschiedlichsten Gründen untragbar. Auch hat er offenbar bei der Auswahl seiner Begleitung auf Auslangsreisen kein glückliches Händchen gehabt.

     

    Dass hier jedoch die Mitnahme seines Partners dermaßen hinterfragt wird, finde ich unerträglich. Ich finde es geradezu sexistisch, wird doch im Grunde gefordert, der Partner/die Partnerin eines Politikers oder einer Politikerin habe nur das Heimchen am Herd zu sein.

     

    Wir sind es gewohnt, dass neben einem Politiker eine Frau auftritt, die nichts anderes ist als die Frau des Politikers. Es wird ihre Frisur, ihre Garderobe und ihr soziales Engagement beurteilt, sonst nichts. Mit der Hetze gegen die beruflich eigenständige Person Mronz zeigen wir, dass wir damit nicht umgehen können, dass es andere Lebensentwürfe gibt als dass EINER für das Finanzielle sorgt, während DIE andere sich "nur" um die Familie kümmert.

     

    Herr Mronz ist beruflich eigenständig und er hat genauso das Recht seinen Partner zu begleiten wie jede andere Politikerfrau vor ihm!

  • BT
    ben turbin

    Ist es denn überhaupt geschäftsfördernd, mit Guido Westerwelle gesehen zu werden? Irgendwo?

  • E
    Ewald

    Armes Deutschland, wenn man so was als Außenminister hat.

  • S
    Sontag

    Ich glaube, Sie haben hier etwas missverstanden: Ob Herr Westerwelle seinen Lebensgefährten mitnimmt, ist nun wirklich Geschmacksache, keine politisch relevante Frage. Aber weitere Spender und Familienmitglieder mitzunehmen, um ihnen Geschäfte zu ermöglichen beweist, dass die FDP ihrem Ruf als Filz und Deppen Partei mit aller Gewalt gerecht werden will.

  • R
    rugero

    Wahrscheinlich machen es alle Politiker ähnlich. On Board sind bei Dienstreisen natürlich nicht die kritischen Stimmen der Presse und unter den Vertretern der Wirtschaft sind eben mehr die politisch nahestenden Herrschaften vertreten. Herr Westerwelle allerdings treibt es zu plump und zu offensichtlich. Er verletzt in jegliche Schamgrenzen des Spesenrittertums und der Günstlingswirtschaft.

     

    Zu dem gilt, daß wer sich an anderer Stelle aufbläst als Verhüter von Mißbrauch sozialer Errungenschafften, selbstverständlich die Allgemeinheit dazu verleitet besonders genau hinzuschauen, wenn der selbsternannte Mahner mal in die Nähe von Mißbrauch seines Amtes gerät.

     

    Der Mann ist sehr peinlich als Vertreter Deutschlands in der Welt. Die Ablehnung von Brasiliens Lula da Silva bei der Begrüßung ist mehr als deutlich und gewissermaßen Symbol.

  • W
    wd007

    Der vergleich von Guido mit Angie hinkt, da sie in unterschiedlichen Liegen spielen! (Kanzler und Minister) Guido muß mit Fischer, Genscher oder Steinmeier verglichen werden, und ich kann mich nicht erinnern, daß Frau Fischer, Frau Steinmeier... je Ihre Ehemänner begleitet haben! Ich kenne das "Frauenprogramm" - bis jetzt - nur von Präsidenten oder Kanzlern. Warum fängt Guido jetzt damit an?

  • P
    P.N.

    Bei jedem heterosexuellen Außenminister hätte niemand etwas über die Mitnahme der Partnerin gesagt. Dies zeigt, dass die Kritiker

     

    - Frauen offenbar nicht als geschäftlich agierende Personen wahrzunehmen vermögen, in dieser Hinsicht jedenfalls geringer schätzen als Männer,

    - den männlichen Lebenspartner eines schwulen Mannes nicht als Partner begreifen, dem dieser Mann nah sein will, mit dem er sich unterhalten oder auch mal zwischendurch Sex haben will.

     

    Es ist eine heuchlerische, wenn nicht sogar unmenschliche Einstellung. Auf der einen Seite befürworten die gleichen wahrscheinlich Gesetze zur Gleichstellung homosexueller Paare, aber wenn es um den konkreten Menschen geht, kriegen sie es nicht in ihren Verstand.

  • M
    Michael

    Es ist eine Gradwanderung auf Messers Schneide, die Herr Westerwelle unternimmt. Dass er schwul ist und seinen Mann mitnimmt - soll er. Woran er es aber nicht fehlen lässt und was sein Amtsgebaren und seine gesamte politische Praxis dermaßen verstümpert und banalisiert, ist, dass er darin einseitig überdeutlich transparent ist: Er ist Lobbyist und tut alles für die Seinen. Das respektiere ich, denn darin ist er auf seine Art sehr konsequent. Leider tut er nichts, bis kaum was als Außenminister. Da lässt sich nicht drüber streiten. Er sollte sich klar darüber sein, dass er eben das ist und deshalb wäre es ein Zeichen seines Respekts gegenüber den Wählern und Bürgern und auch gegenüber der Verantwortung, die er übernommen hat, diese Form von einseitig internationaler Privatpolitik zu überdenken. Nein, besser: Dass sollte er ändern, weil seine Verantwortung über sein Klientel weit hinausgeht. Die Nächte kann er verbringen, mit wem und wie er will.

  • IL
    Ingo Langner

    Boah, wie das nervt !

    Äußere ich mich kritisch gegenüber der Besiedlung der Israelis im Gaza Streifen - bin ich Antisemit !

     

    Äußere ich mich kritisch dazu, dass Westerwelle neben einen Haufen Ökonomen noch seinen Freund mitnimmt, der rein zufällig im Sport Event Bereich tätig ist (Fußball WM und Olympia in Brasilien - bin ich schwulenfeindlich ! Was soll das?

  • M
    Mikki

    Schon etwas eigenartig, diese ganze Diskussion. Es liegt der Verdacht nahe, dass man sich in der Berichterstattung auf angebliche wirtschaftliche Interessenverflechtungen stützt und etwas ganz anderes meint, was man aber nicht aussprechen darf: Ein Mann als "Ehefrau" des Außenministers im Ausland, das passt scheinbar irgendwie doch nicht. Weil aber die ach so progressive Gesellschaft alles um das Thema Schwulsein demonstrativ für normal und gesellschaftsfähig erklärt hat, darf man das natürlich nie laut aussprechen.

    Man mag zum Schwulsein bzw. besser zur weitgehenden Gleichstellung von hetero- und homosexuellen Beziehungen stehen wie man will: Liebe "Fortschrittler", jetzt seid auch so konsequent, unserem Außenminister die Freiheit zu lassen, seinen Partner auf Reisen mitzunehmen bzw. ihm die Mitreise zu ermöglichen. Wer hat je bei Frau Steinmaier, den Frauen von Joschka Fischer oder Frau Genscher danach gefragt, was die auf den zahllosen Auslandsreisen gemacht und für Interessen verfolgt haben ? Wir sind und bleiben halt im Durchschnitt eine Gesellschaft der Doppelmoral.

  • D
    DiversityAndEquality

    Erschreckend, dass sich auch die taz an dieser widerlichen und verlogenen Kampagne beteiligt, mit der gezielt schwulenfeindliche Ressentiments bedient werden.

     

    Bei keinem anderen Außenminister oder Spitzenpolitiker, der häufig reist, sind bisher jemals vergleichbare Fragen überhaupt gestellt worden.

     

    Hier wird aber die Mitnahme des schwulen Lebenspartners zum Anlass genommen, plötzlich in verlogenster Manier mit zweierlei Maß zu messen - und Nazis und Homo-Hasser in allen Internetforen klatschen lautstark Beifall!

     

    Die Art und Weise dieser beispiellosen persönlichen Hatz ist dazu geeignet, die ohnehin zunehmende homophobe Gewalt in dieser Gesellschaft noch weiter anzustacheln - und genau darum scheint es einigen der Protagonisten auch zu gehen, da sie es nicht ertragen können, von einem schwulen Paar im Ausland repräsentiert zu werden!

     

    Von Anfang an gab es seitens der Medien hierzu immer wieder homophobe Bemerkungen, wenn man beispielsweise die Frage aufwarf, wie wohl schwulenfeindliche Regime auf einen schwulen Außenminister reagieren würden. Obwohl das ja dann eindeutig deren Problem und deren Menschenrechtsverletzung ist, die es zu verurteilen gilt - und ein Grund mehr, als aufgeklärte Gesellschaft sexuelle Vielfalt selbstbewusst sichtbar zu machen. Nicht in den Augen der schwulenfeindlichen Mainstream-Medien.

     

    Und nicht umsonst wird jetzt immer und immer wieder das Bild Westerwelles mit seinem Partner nicht etwa mit solide belegten Fakten, sondern mit bloßen Unterstellungen der Günstlingswirtschaft verknüpft!

     

    So etwas war und ist bei heterosexuellen Klüngelmeistern wie Gas-Schröder ("Die Familien Schröder und Putin pflegen eine gute Freundschaft") und RWE-Fischer niemals der Fall gewesen und wird auch niemals der Fall sein. Erst die Mitnahme eines schwulen Lebenspartners ist offenbar Rechtfertigung genug für eine ebenso verlogene wie skandalöse Hetzkampagne!

     

    Solange aber nichtmal die schwule Community merkt, was hier gespielt wird (der typische schwule Selbsthass - die Identifikation mit dem Aggressor) brauchen wir uns nicht zu wundern, dass man Schwule in dieser Gesellschaft weiterhin von kleinauf einer massiven Gewalt aussetzen kann, ohne dass die Gewalttäter (v.a. strukturell, psychisch) auch nur die geringste Konsequenz zu befürchten haben.

     

    Aus der Geschichte nichts gelernt, könnte man sagen - Schwule sind weiterhin die leichteste Zielscheibe für die zu erwartenden, zunehmenden sozioökonomischen Konflikte in der Dauerkrise! Schon jetzt ist es so weit, dass nur noch 16% der männlichen Jugendlichen Homosexualität für etwas Normales halten (Dr.-Sommer-Studie 2009 - deutlicher Abwärtstrend im Vergleich zu allen anderen Erhebungen seit den 70er Jahren!).

  • V
    vic

    Man sollte bei der Beurteilung dieser Frage in Betracht ziehen, dass eigentlich alle auf dieser Reise in irgendeiner Weise mit Cornelius Boersch und seiner Mountain Partners AG verstrickt sind.

    So plump wie Westerwelle hat jedenfalls noch niemand gezeigt, wie egal ihm gewöhnliche Menschen und Wähler sind.

  • K
    Korkie

    die Dienstwagenaffäre lässt grüßen.

     

    Guido Westerwelle hält sich an die Regeln und wer etwas gegen die Regeln hat, der sollte über die Regeln meckern und nicht über Guido Westerwelle.

     

    Übrigens ist es doch kein Wunder das viele Wirtschaftsvertreter in der FDP sind und der FDP auch Spenden haben zufliessen lassen.

    Wohl unwahrscheinlich das sich ein Wirtschaftsvertreter auftreiben lässt der den Linken nahesteht.

  • MB
    Mo Bettermann

    Ganz Ihrer Meinung, Herr Reinecke!!

  • JC
    Jeff C.

    Ihren Kommentar hier eingeben Es stinkt: Erst die Möwenpickmillion und die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels, dann die Einweihung des Luxushotels in Bonn, die Westerwelles Freund ausgerichtet hat, dazu hochbezahlte Reden vor Schweizer Banken, auf denen Deutsche das Geld bunkern, das sie dem deutschen Staat entzogenhaen, jetzt Reisen im Regierungsjet, die einem kleinen Eventmanager zugute kommen, der Westerwelles Lebensgefährte ist. Es ist der Kontext, der den Verdacht von Günstlingswirtschaft und neoliberaler Dekadenz erhärtet. Dazu Westerwelles inhaltsleeres Geschwafel von geistig-politischer Wende. Das alles hat nichts mit Westerwelles Schwulsein zu tun. Und Minderheitenschutz für seine Günstlingswirtschaft zu fordern, ist völlig verfehlt. Mir scheint, der Mann nimmt es mit seinem Amtseid nicht sehr genau.

  • BB
    Bodo Bender

    Feddersens Kommentar liest sich wie ein Artikelchen aus dem Hausfrauenblatt oder der Metzgerzeitung, Abteilung: Für die Frau des Hauses. Als ob die rührende Annahme zur Debatte stände, dass Westerwelle seinen Mann auf Dienstreisen mitnimmt, weil er sonst so wenig Zeit für ihn hat.

     

    Entscheidend ist doch, dass "Herr Mronz" eben keine biedere Hausfrau ist, sondern ein sehr agiler Geschäftsmann, dem jetzt die biedere Attitüde des sich um Kinder Kümmernden im Schnellverfahren angeklebt wird. In Wirklichkeit ist er, der auf Sportevents Spezialisierte, darauf aus, das geschäftliche Terrain der in Brasilien anstehenden Fußball-WM und Olympiade zu sondieren. Das interessiert ihn. Und die Hilfestellung des "Herrn Westerwelle" hierbei - darum geht es.

  • B
    Bimsbold

    Haha Pro und Contra in Reinform

     

    Sehr schön.

  • E
    Eberhard

    Nichts dagegen, wenn hohe Politiker ihre Frauen mit auf besondere Reisen nehmen.

    Aber, erlaubt mir sei die Frage, wer ist hier die Frau?

  • W
    Wolfgang

    Wenn ein Mann eine Frau liebt, hat er das entsprechende Feingefühl.

    Westerwelle hat entsprechend davon keine Ahnung, ihm fehlt jegliches Feingefühl.

  • W
    widerlager

    Die Diskussion finde ich zu oberflächlich geführt.

    Wichtig ist die Frage nach den Inhalten seiner Vorträge, die WW in der Schweiz oder sonstwo vor Banken vor Versicherungen usw. in kleinem, erlesenen Kreis gehalten hat. Mit welchem Duktus hat er über das Sozial- und Steuersystem des Landes gesprochen, dessen Außenminister er ist. Gibt es Widersprüche zu seinen offiziellen Aussagen oder Zitate, aus denen man ihm z.B. eine Sympathie für Steuerflucht o.ä. vorhalten kann. Es wäre Aufgabe eines guten, kritischen Journalismus, das herauszufinden.

  • G
    guma

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Vorsicht,Satire !

     

    Lesers Sehnsüchte

    (nach dem Anseh`n der TAZ v. 12. 03.2010)

     

    Ich führ` so gern nach WESTERLAND

    Und sonnte mich am Nordseestrand.

    Führ` gern auch in den WESTERWALD

    Zum Wanderferienaufenthalt.

     

    Führ` lieber noch mit WESTERWELLE

    Bis an die Niagarafälle,

     

    Und sonnte mich in Seinem Licht.

    Und wandelte in Seinem Schatten,

    Strich um Sein Schattenkabinett

    -Und armen Waisen durch das Haar-,

    Die Reisen zahlte ich in bar.

    Die GUIDO-Spende wäre fett,

    Ich förderte auch seinen Gatten!

    Doch leider geht dies alles nicht,

     

    Weil ich nicht bin, was ich gern wär:

    Ein Forbes-Spitzenmilliardär.

     

     

     

     

     

     

    GUMA

  • A
    avelon

    Nun ja, solange sich der Herr Außenminister im Ausland befindet, kann er in D wenig Schaden anrichten und entlastet auch Frau Merkel, die allzu gern als Außenministerin unterwegs war.

  • D
    dekadent

    Klientelpolitik ist doch das Programm der FDP. Westerwelle wird die ganze Aufregung um seine Reisen und seine Reisebegleitung gar nicht verstehen. Ich finde, er soll seine Klientelpolitik so dreist betreiben, bis die verschiedenen bundesdeutschen Wirtschaftsverbände sich darüber in die Haare kriegen und ihr Lieblingskind aus der Regierung abziehen.