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Herr Breuer - Sie sind 29?
Und immer noch Student?
Aber halten sich für unterprivilegiert?
Herrjeh...
@absolvent und thilofan
Was heißt hier Gejammere? Ich möchte euch mal erleben, wie ihr 3 Monate Vollzeit arbeitet, ohne einen einzigen Cent dafür zu erhalten. Und dabei handelt es sich nicht um reines "Über die Schulter gucken", sondern vollwertige Arbeit, die das Unternehmen einplant.
Das Argument "Ihr seid selbst schuld, wenn ihr Praktika macht,ich habs auch mit meinem 3,7-Bachelorabschluss zum 5000-Gehalt gebracht!" zieht auch nicht wirklich.
Wer sich z.B. in der Medienbranche für ein Volontariat bewirbt, braucht ohne mehrere Praktika gar nicht erst ankommen. Ist ja auch gut, wenn man dabei wirklich etwas lernt und Leistung auch honoriert wird. Ist das so schwer zu verstehen?
Also ich kann das gejammere nicht nachvollziehen, keiner wird dazu gezwungen Praktika zu machen. Es liegt doch an den Studenten wenn Sie ihre Qualifikation für 300 EUR pro Monat verkaufen, selbst schuld. Habe mein Studium ohne Praktika und Auslandlandsaufenthalte durch gezogen und gleich Angebote mit Gehältern von 2800 EUR netto erhalten. Also etwas mehr selbstbewusstsein liebe Studenten
Praktika gehören zum Studium und sollten auch in dieser Zeit abgehalten werden, damit man Theorie und Praxis gleichzeitig kennenlernt! Dazu kommt, dass Supervision zu einem solchem Praktikum gehört, damit man sich austauschen kann mit anderen "Leidensgenossen"! Alles andere ist nur "halbgares" Lernen!
die praktikanten sollen mal nicht so viel maulen ... sondern erst mal arbeiten lernen ... unser thilo s. hatte schon recht ...
Gerade in Berlin ist die Situation für Hochschulabsolventen mehr als prekär: Außer über ein Praktikum ist so gut wie gar kein Berufseinstieg möglich, doch wie soll man sich dieses finanzieren? Es kann doch nicht angehen für wenig bis in den meisten Fällen gar kein Geld Vollzeit für ein Unternehmen zu arbeiten (Meistens natürlich noch die Drecksarbeit die keiner machen will) nur mit der wagen Hoffnung vielleicht irgendwann mal einen Fuß in die Tür zu kriegen. Wie will man denn sein Leben finanzieren, zumal kein Arbeitsamt oder Jobcenter diese Ausbeutung känger als einen Monat mitmacht? Von 8- 18 Uhr in die Firma und dann von 19-3 Uhr Nachtschicht bei McDonalds oder was? Anscheinend haben viel zu viele Leute zu reiche Eltern, wenn man sich anschaut wie viele dieses durch und durch verachtenswerte Ausbeutungsspielchen tatsächlich mitspielen. Dass es Betriebe gibt die sich zu 80 Prozent durch unbezahlte Praktikanten über Wasser halten (Selbst erlebt bei einer TV- Produktionsfirma in Berlin: 3 Festangestellte, 16 unbezahlte(!) Praktikanten, was soll man dazu noch sagen) mag zwar im Sinne eines Guido Westerwelles sein, ich halte es eher für moderne Sklaverei...
Was Frau Preuss schreibt, ist so brav und angepasst, dass man sich schon Sorgen machen muss, dass so eine Haltung in der taz landen kann. Werden das dann die links-kritischen Journalisten von morgen, die keine PR betreiben? Als es diesen Exzess an Praktika nicht gegeben hat, ist die Wirtschaft auch nicht daran zugrunde gegangen, dass Arbeitgeber und -nehmer sich vorher nicht "beschnuppern" konnten. Dass man ohne Praktika in viele Betriebe nicht reinkommt, liegt daran, dass diese dank der neoliberlaen "Unternehmenskultur" das Praktikumswesen eben gandenlos ausnützen.
"Arbeit macht frei", in Neurosen und Psychosen / in gebildeter Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche von "Wer soll das bezahlen?" - "Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit." Marie von Ebner-Eschenbach
Ich habe damals nach meinem Praktikum einen festen Arbeitsvertrag angeboten bekommen und angenommen. Aber meine Ausbildung fand statt an einer privaten Uni, die das Praktikum im letzten Drittel des Studiums plaziert hatten. So musste ich nach dem 6-monatigen Praktikum noch 5 Monate zu Ende studieren und konnte dann voll einsteigen. Mir hat das damals geholfen, um heraus zu finden, ob es das ist, was ich will. Aber das war auch vor 12 Jahren udn es war damals ungewöhnlich gut bezahlt (Nachträglich ein Lob an meinen damaligen Chef :)
Aber ich habe es später in einer großen Hamburger Werbeagentur mitbekommen, dass dort nur Praktikanten aus Süddeutschland genommen wurden, weil die ja niemanden in der Stadt kannten und somit auch gut und gerne jeden Tag 12 Stunden in der Agentur blieben bei einem nicht so tollen Salär. Aber es gab bestimmt noch keine Generation, die so flexibel und so hochausgebildet sein muss, um heute überhaupt eine Chance auf einen gut bezahlten Job zu haben. Das sollte man bei der Diskussion nicht ausser 8 lassen.
Praktika nach dem Diplom sind nur eine riesige Verarschung der Absolventen.
Nicht die Arbeitswelt ist heute komplizierter geworden sondern die Arbeitgeber dreister.
Claus Breuer ist in seiner Darstellung nur zu unterstützen!
Es ist vollkommen klar, dass kein Berufseinsteiger heutzutagen nach einem unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Vollzeit verlangt!
Doch geht es um den Punkt, Arbeit die gut und engagiert geleistet wird auch dementsprechend zu bezahlen!!! Wenn das Auskommen einigermassen gesichert und Planung im weiteren Berufsleben (wenn auch nur 12 Monate...) möglich wären, würde Unsicherheit beseitigt und Potenzial gefördert (Binnenkonsum).
ALLES andere ist UNGERECHT und MUSS beendet werden!!!
Das Schlimme ist, dass ganze Branchen kaum noch Menschen in normalen Beschäftigungsverhältnissen einstellen, weil sich ja alles viel billiger mit Praktikanten machen lässt.
Ein Pfarrer verliert seine Stelle, weil er für die AfD kandidieren will. Das ist nur konsequent.
Pro und Contra Praktika: Fair oder Prekär?
Am Freitag streiken in Berlin Praktikanten, weil sie sich nicht mehr billig abfertigen lassen wollen. Sind Praktika, vor allem nach dem Studium, überhaupt noch sinnvoll?
Mehr als Kaffeekochen und Kopieren sollte ein Praktikum schon sein. Bild: ap
PRO
Der Begriff der "Generation Praktikum" ist längst zum Synonym der Ausbeutung geworden: derjenigen jungen Menschen, die in Zeiten der unsicheren und prekären Arbeitsverhältnisse unterbezahlt oder ganz ohne Entlohnung Vollzeitstellen im Unternehmen ersetzen. Natürlich ist solch eine Entwicklung nicht nur in moralischer Hinsicht zweifelhaft. Sie untergräbt auch den Wert der Arbeit. Und doch wird in der Diskussion oft vergessen, was hinter dem Konzept des Praktikums eigentlich steht - nämlich ein wertvolles Instrument, um das theoretische Hochschulwissen in der Praxis anzuwenden, um Kontakte zu knüpfen oder um die Zeit der Jobsuche nach dem Diplom sinnvoll zu überbrücken.
Der direkte Weg von der Uni zur (unbefristeten und qualifizierten) Tätigkeit ist heute kaum noch Realität. Das Praktikum ist hierbei oft die einzige Chance, überhaupt Zugang zu einem Unternehmen und somit die Aussicht auf ein Arbeitsverhältnis zu bekommen. Schließlich können die eigenen Fähigkeiten direkt unter Beweis gestellt werden. Außerdem können sich Arbeitgeber und potenzieller Arbeitnehmer beschnuppern: Passt der Praktikant ins Unternehmen? Vor allem: Passt auch das Unternehmen zu mir? Idealerweise ergibt sich die Möglichkeit der Weiterqualifizierung, vor allem wenn Praktika im Rahmen des Studiums noch nicht absolviert wurden. Das Praktikum kann aber auch zur Umorientierung dienen, wenn sich die Berufswünsche während des Studiums geändert haben.
Niemals ein Praktikum nach dem Studium zu machen, die ausbeuterischen Spielchen der Unternehmen nicht mitzuspielen - das fordern einige. Und doch macht es unsere Generation von HochschulabsolventInnen. Die "Generation Praktikum" deswegen zu bemitleiden hilft nicht. Sie deswegen zu verurteilen ist zu einfach. Denn gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen das Angebot an Arbeit die Nachfrage in vielen Branchen übersteigt, muss das Praktikum nach dem Studium als Chance begriffen werden, sich dem Arbeitgeber direkt Wege zu empfehlen.
SARAH PREUSS, 23, studiert Politikwissenschaft in Münster und war Praktikantin im taz Ressort Wirtschaft und Umwelt. Es war ihr zweites Praktikum.
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CONTRA:
Ein Kennzeichen des Studentendaseins ist das berühmte eigenverantwortliche Arbeiten. Aus der Schulpflicht ist man längst entlassen, und egal ob der Staat oder die Eltern die Hochschulkarriere finanzieren: Am Ende steht man dumm da, wenn man seine Studien ausschließlich in der Kneipe betrieben hat. Und ohne Praxis geht in den meisten Fällen genauso wenig, hier ist Initiative gefragt.
Praktika gehören in vielen Studiengängen längst zum Pflichtprogramm. Netzwerke knüpfen, Erfahrung sammeln, Arbeitsluft schnuppern - alles wichtig, auch über den beruflichen Horizont hinaus. Als StudentIn, bestenfalls einigermaßen sozial abgesichert, lässt sich das alles noch ganz gut bewerkstelligen. Warum aber sollte man sich nach dem Abschluss noch darauf einlassen müssen, die Ausbildung mit einem weiteren, möglicherweise unbezahlten Praktikum fortzusetzen? Was, wenn dafür dann auch noch die finanzielle Grundlage fehlt? Qualifikation nur mit dem nötigen Kleingeld?
Da es zu fast allem und jedem Studien gibt, finden sich natürlich auch solche über den Berufseinstieg nach der Uni. Und die machen durchaus Hoffnung: Zwar muss die eine oder der andere Durststrecken überwinden, mit etwas Geduld findet sich dann aber für die allermeisten doch ein Job. Praktika braucht es aber häufig auch postgraduiert noch. Aber sind Hochschulabschlüsse nicht hochqualifizierte Abschlüsse?
Das sind sie sogar umso mehr, wenn die Praxis während des Studiums nicht zu kurz gekommen ist. Die Ausbildung ist mit dem Abgangszeugnis abgeschlossen. Hat der Absolvent sich nicht nur um die Klausuren gekümmert, sondern auch die wirkliche Welt jenseits des Hochschultors kennengelernt, dann reicht das. Die Probezeit erwartet jeden Einsteiger ohnehin.
Lebenslanges Lernen findet auch mit Arbeitsvertrag statt. Arbeitgeber dürfen Einarbeitungsphase und Fortbildungsmaßnahmen ihrer Angestellten ruhig als Investition in qualifiziertes und motiviertes Personal begreifen. Aber möglichst viel Arbeitszeit von Hochschulabsolventen abzuluchsen, ist ohne angemessene Entlohnung Ausbeutung. Ausbildung muss sich wieder lohnen!
CLAUS BREUER, 29, studiert Politikwissenschaften in Bonn und ist Praktikant im taz Ressort Wirtschaft und Umwelt. Es ist sein zweites Praktikum.
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