Pro-Tesla-Kampagne in Grünheide: Nicht immer nur dagegen

Gemeindemitglieder dürfen über die Erweiterung der Gigafactory abstimmen. Eine Gruppe von Schü­le­rn wirbt im Rahmen einer Kampagne für ein „Ja“.

Schokolade liegt in einem Elektrofahrzeug vom Typ Tesla Model Y, das im Regen bei der Informationsveranstaltung «Road Show» von US-Elektroautobauer Tesla auf dem Marktplatz steht. Der US-Elektroautobauer Tesla will mit einer «Road Show» für die geplante Erweiterung des Fabrikgeländes werben.

Tesla verteilt Schokolade während seiner „Road Show“ Anfang Januar Foto: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

GRÜNHEIDE taz | In Grünheide läuft der Wahlkampf auf Hochtouren. „Sei dabei“ steht auf einem orangen Plakat an einer Laterne, „für Technologie und Fortschritt“. Die Aufforderung wird unterstrichen von einer Roboterhand, die das Victory-Zeichen formt. Mit diesem Plakat wird um Zustimmung geworben: „Ja zu B-Plan 60“.

Zur Abstimmung steht nicht etwa der Landtag, der in Brandenburg erst im September gewählt wird, sondern die Erweiterung der benachbarten Tesla-Fabrik. Der Elektroautobauer will seine Betriebsgelände nochmal um hundert Hektar erweitern, um dort Logistik und Lagerflächen zu errichten. Dazu müsste ebenso viel Wald im Landschaftsschutzgebiet abgeholzt werden. Während die Behörden bisher alle Pläne des US-Konzerns trotz Bedenken durchwinkten, will der Gemeinderat dieses Mal eine Einwohnerbefragung durchführen, bevor es dem Bebauungsplan zustimmt. Rechtlich bindend ist die Entscheidung allerdings nicht.

Gegen den Plan mobilisieren die Tesla-Gegner:innen der Bürgerinitiative Grünheide mit Plakaten und Haustürgesprächen. Seit einigen Tagen gibt es nun auch eine Pro-Tesla-Kampagne. Deren orange Plakate wirken dabei auf dem ersten Blick wie ein weiterer PR-Gag Teslas. Besonders kurios: Die auf dem Plakat angegebene Website Againsters.com, „Schreibe wogegen Du bist“, führt dort auf der Startseite ein Textfeld Be­su­che­r:in­nen auf. Auf eine Eingabe folgen dann fünf durch die künstliche Intelligenz ChatGTP generierte Gegenargumente.

Unbefangene KI

So antwortet die KI ganz unbefangen, wenn man „Tesla CEO Elon Musk“ eingibt: „Hast du bedacht, dass Elon Musk eine beeindruckende Erfolgsbilanz hat bei der Gründung und Leitung von Unternehmen wie SpaceX und Tesla?“ Zwar hat Musk nur SpaceX und nicht Tesla gegründet, aber die Message wird deutlich: Warum nicht mal mit dem Gegenstandpunkt beschäftigen?

Oder wie es die Be­trei­be­r:in­nen selbst im Impressum formulieren: „Unsere Initiative soll nicht nur auf Tesla in Grünheide aufmerksam machen, sondern auf das reflexartige Widerstreben gegen Veränderung, das uns allen schadet.“

Tatsächlich steht hinter den „Againsters“ keine PR-Abteilung, sondern eine Gruppe von Jugendlichen, die das örtliche Gymnasium besuchen. Als Tesla-Fans empfanden sie es als unfair, dass die kritische Bürgerinitiative so viel mediale Aufmerksamkeit bekommt, und beschlossen kurzerhand, selbst eine Initiative zu gründen. Gelebte Demokratie also.

Die Kreativität und das Engagement, die die Jugendlichen in die Kampagne gesteckt haben, sind beeindruckend. Da mag man auch darüber hinwegsehen, dass die Kampagne sämtliche Tesla-Kritiker:innen als hinterwäldlerische Fortschrittsfeinde darstellt. So gibt es sogar einen Online-Shop, in dem die T-Shirt-Modelle „Future Embracer“ und „Tradition Keeper“ angeboten werden. „Design: bewusst altmodisch. Perfekt für jene, die glauben, dass Fortschritt überbewertet wird“, heißt es in der Produktbeschreibung des Letzteren.

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