piwik no script img

Privatsphäre im InternetEU will mehr Datenschutz

Das EU-Parlament stimmt über das wichtige Digitale-Dienste-Gesetz ab. Dem Piraten-Abgeordneten Patrick Breyer geht der Entwurf nicht weit genug.

Digitale Dienstleister sollen personalisierte Daten nicht länger für Werbung nutzen, findet Breyer Foto: dpa

Berlin taz | Die EU verspricht ihren Bür­ge­r*in­nen mehr Datenschutz. Nächste Woche will das Europäische Parlament dazu über die letzten Änderungen des Digitale-Dienste-Gesetzes abstimmen, das den gesetzlichen Rahmen für Onlineplattformen stellen soll. Dem EU-Abgeordneten Patrick Breyer von der Piratenpartei geht es nicht weit genug. Der Entwurf sei „aus Sicht der Bürgerrechte weitestgehend enttäuschend“, so der Datenschutzexperte.

Das Digitale-Dienste-Gesetz sieht eine Reihe von Verpflichtungen für Anbieter digitaler Services wie Facebook, Twitter oder kleinere digitale Dienstleister vor. Sie sollen etwa jährlich Transparenzberichte an die EU-Kommission senden. Anbieter mit mindestens 45 Millionen europäischen Nut­ze­r*in­nen müssen zudem Beschwerdeverfahren ermöglichen, die außergerichtlich beigelegt werden können.

Breyer kritisiert das Maßnahmenpaket. Er fordert ein Recht auf anonyme Internetnutzung. So sollen digitale Dienstleister personalisierte Daten nicht länger für Online-Werbung nutzen dürfen. Inhalte, die auf den „Wünschen und Ängsten von Nut­ze­r*in­nen beruhen“ dürften nicht länger für personalisierte Werbung benutzt werden, so Breyer.

Schon im Dezember hatte der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments über das Gesetz zu digitalen Diensten abgestimmt. Dabei ging es vor allem darum, Tech-Konzerne dazu zu verpflichten, stärker gegen Desinformationen und Hassnachrichten vorzu­gehen.

Eu­ro­päe­r*in­nen möchten anonymes Internet

In Sachen Datenschutz fallen insbesondere große Internetplattformen regelmäßig durch Privatssphäreverletzungen auf. Letztes Jahr veröffentlichten Hacker persönliche Daten von 533 Millionen Facebooknutzer*innen, wie etwa Telefonnummern. Facebook habe diese unnötigerweise gesammelt, sie seien gar nicht für die Dienste der Plattform benötigt worden, so Breyer.

Bei der EU-Bevölkerung dürfte das gut ankommen. Im Dezember 2021 befragte das Marktforschungsinstitut YouGov 10,000 Eu­ro­päe­r*in­nen zum Thema Privatsphäre und Internetnutzung. 64 Prozent der Befragten möchten, dass das Internet anonym nutzbar ist. In Deutschland sprachen sich 59 Prozent dafür aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • "Er fordert ein Recht auf anonyme Internetnutzung."

    Eine richtige Forderung!

    Bei der Gelegenheit sollten auch anonyme Prepaid-SIM-Karten wieder zugelassen werden. Wer anonym kommunizieren will oder muß, muß sich schon fast wie ein(e) Kriminelle(r) die SIM-Karten aus dem Ausland besorgen. Schlecht für Whistleblowers, Sexworkers, Investigativjournalist(inn)en uvam. Kein Problem für die Organisierte Kriminalität, die immer anonyme Prepaid-SIMs in der Schublade hat.